Historical Mylady Spezial Band 2
Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch der Duke ließ sie nicht los. Stattdessen nahm er entschlossen ihren Ellbogen und zog sie mit sich auf die offenen Terrassentüren zu. „Lassen Sie mich los, Sir“, forderte sie ihn streng auf, als ihr klar wurde, dass er beabsichtigte, sie auf die Terrasse zu begleiten.
„Ich fürchte, ich habe Sie gekränkt.“ Aufrichtiges Bedauern klang in seiner tiefen Stimme, und er gab ihren Arm tatsächlich frei.
„Wie kommen Sie auf die Idee?“, antwortete sie hochmütig. „Warum sollte es mich kränken, wenn Sie mich beschuldigen, ich hätte mich von Lord St Claire verführen lassen?“
„Ich glaube, ich hatte vielmehr angedeutet, dass es Sie gekränkt haben könnte, nicht verführt worden zu sein“, sagte er lächelnd. „Vielleicht wäre es besser für Sie, es mit jemand anderem zu versuchen?“
Sie schnaubte geringschätzig. „Mit Ihnen etwa?“
„Leider würde ich Sie noch mehr enttäuschen als St Claire, meine Liebe“, antwortete er trocken.
„In welcher Hinsicht, Euer Gnaden?“
Er zuckte mit den Schultern. „Meine Erfahrungen mit Frauen in letzter Zeit haben mir die Freude an Beziehungen jedweder Art ziemlich vergällt.“
Die Bitterkeit in seinem Ton ließ Juliet aufhorchen. „Eine Erfahrung im Besonderen, Euer Gnaden?“, fragte sie interessiert.
Ein tiefer Seufzer entrang sich ihm. „Vielleicht. Oh, wie amüsant“, sagte er plötzlich mit einem Blick über ihre linke Schulter. Hintergründig lächelnd wandte er sich ihr wieder zu. „Ich glaube tatsächlich, dass St Claire im Begriff steht, Sie vor meinen lüsternen Avancen zu retten“, vertraute er ihr mit einer gewissen Häme an.
„Was?“ Juliet drehte sich um und sah, wie Sebastian wild entschlossen auf sie zusteuerte.
„Das ist unser Tanz, glaube ich, Lady Boyd.“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern ergriff einfach ihre Hand und zerrte sie beinahe zur Tanzfläche, sodass sie einfach folgen musste. „Sie machen sich zum Narren, Madam“, fuhr er sie eiskalt an, als der Tanz sie das erste Mal zusammenführte. Um ihr zu zeigen, was er von ihrem Verhalten hielt, fiel er in das distanzierte Sie zurück.
Juliet starrte ihn fassungslos an. „Wie können Sie es wagen?“
Als sie sich trennen mussten, ließ Sebastian sie dennoch nicht aus den Augen, bis sie wieder zusammenkamen. „Wynter gehört nicht zu den Männern, an denen man die Waffen einer Frau ausprobieren sollte. Es sei denn, man möchte in seinem Bett landen!“
Empört schnappte Juliet nach Luft. „Sie sind beleidigend, Sir!“
„Das war auch meine Absicht.“ Er war so zornig auf sie, dass es ihm gleichgültig war, ob die übrigen Paare auf der Tanzfläche sie hörten oder nicht.
Juliet hatte ihn nicht nur den ganzen Nachmittag und Abend völlig ignoriert – sie hatte außerdem mit Darius Wynter aus dem Ballsaal auf die Terrasse verschwinden wollen, in ein intimes Gespräch vertieft! Er war gerade noch rechtzeitig, um das zu verhindern, aus Bancrofts Bibliothek zurückgekehrt, wo er sich ein stärkendes Glas Brandy genehmigt hatte.
„Sie hatten mich glauben lassen, dass Ihr guter Ruf Ihnen etwas bedeutet“, fuhr er, immer noch außer sich, fort, sobald der Tanz sie wieder zusammenführte. „Aber vielleicht erscheint Ihnen ja die Aussicht darauf, einen Duke einzufangen, das Risiko wert, Ihren guten Ruf für immer einzubüßen?“
„Sebastian!“ Sie sah ihn vorwurfsvoll an. Die Hand, die für einen Moment in seiner ruhte, bebte leicht.
Doch er blieb unerbittlich. „Sie werden, sobald dieser Tanz vorüber ist, zu Lady Bancroft gehen und sich wegen unerträglicher Kopfschmerzen entschuldigen, um auf Ihr Zimmer zu gehen. Dort werde ich mich in Kürze zu Ihnen gesellen.“
„Zu mir ge…? Ich werde mich ganz gewiss nicht entschuldigen!“, entgegnete sie heftig, bevor sie wieder getrennt wurden. Bei der nächsten Drehung zischte sie: „Wie können Sie es nur wagen, so mit mir zu sprechen?“
„Wie ich es wagen kann?“ Er lachte humorlos. „Ich bin Ihr Liebhaber, Madam, kein lästiger Jüngling, den Sie einfach zurückweisen können, wenn eine bessere Partie Ihr Interesse erweckt.“
Juliet spürte inzwischen tatsächlich ein schmerzhaftes Pochen an ihren Schläfen, während sie sich verstohlen umsah. Die übrigen Paare schienen jedoch nicht gelauscht zu haben, oder sie waren so höflich, sich nichts anmerken zu lassen. Was nicht bedeutete, dass sie nicht jedes Wort gehört haben
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