Historical Mylady Spezial Band 2
Gedanken und Handlungen kreisen nicht ständig um die Countess.“
Sebastian wünschte, er könnte dasselbe von sich behaupten. Aber die Vorstellung, sich wenigstens für einen Tag von den verwirrenden Gefühlen abzulenken, die Juliet in ihm hervorrief, erschien ihm plötzlich ausgesprochen reizvoll.
Die gestrige Nacht war eine Offenbarung gewesen, wenn er auch nicht verstand, was sie offenbart hatte. Er wusste nur, dass er noch lange, nachdem er Juliet verlassen hatte, vor Verlangen nach ihr gebrannt hatte und mehrmals kurz davor gewesen war, zu ihr zurückzueilen und sie noch einmal zu lieben. Warum aber gerade sie eine so tief greifende Wirkung auf ihn hatte, stellte ihn noch immer vor ein Rätsel.
Noch etwas anderes war gestern geschehen, das ihn beunruhigte. Doch solange er sich in Juliets Nähe befand, würde er sich nicht lange genug unter Kontrolle haben, um sich zu entsinnen, was das gewesen sein könnte. Also würde eine kurze Weile fern von Banford Park – fern von Juliet – ihm vielleicht helfen, sich zu erinnern.
13. KAPITEL
S ie haben sich entschlossen, doch noch nicht abzureisen, Euer Gnaden?“, fragte Juliet mit höflichem Interesse, als sich Darius Wynter nach einer knappen Verbeugung elegant in den Sessel neben ihrem sinken ließ. Sie saß auf der Terrasse und sah den anderen Gästen bei einem ausgelassenen Kricketspiel zu.
Der Duke zuckte die Achseln. „Ich habe es nicht eilig mit meiner Abreise, jetzt, da ich mein Geschäft mit Bancroft abgeschlossen habe. Wären Sie an einer weiteren Bootsfahrt interessiert, Mylady?“
Bedauernd schüttelte Juliet den Kopf. „Ich fürchte, mein Interesse an Bootsfahrten hat stark abgenommen, Euer Gnaden.“
So wie ihr Interesse an Sebastian St Claire. Oder besser gesagt, sie konnte gar kein Interesse mehr an ihm zeigen, da er gar nicht mehr da war!
Als sie sich vorhin ein Herz gefasst hatte und endlich die Treppe heruntergekommen war, hatte es ihr einen weiteren schweren Schlag versetzt, zu hören, dass zwei Gäste – Lord Gideon Grayson und Lord Sebastian St Claire – beschlossen hatten, nach London zu fahren. Verärgert hatte Dolly hinzugefügt, dass sie nicht wusste, wann die Gentlemen zurückkommen würden. Ihr pikierter Ton ließ durchblicken, dass sie gar nicht sicher war, ob sie zurückkommen würden …
Die ganze Nacht über hatte Juliet lange und angestrengt darüber nachgedacht, was sie tun sollte, und war zu dem Schluss gekommen, dass sie sich am besten heute verabschiedete und heimkehrte. Helenas Knöchel ging es sehr viel besser, also gab es nichts, das sie aufhalten würde. Allerdings hatte sie nicht erwartet, dass Sebastian schon vor ihr abgereist sein würde – ohne ein Wort des Abschieds!
„Ich verstehe.“ Der Duke bedachte sie mit einem nachdenklichen Blick. „Ich nehme an, Bootsfahrten mit einem anderen Mann üben nicht dieselbe Anziehungskraft auf Sie aus wie mit St Claire?“
„Sie üben überhaupt keine Anziehungskraft mehr aus, ob nun mit oder ohne St Claire“, wies sie ihn kühl zurecht.
Darius Wynter hob zweifelnd eine Braue, ging dann aber dazu über, die übrigen Gäste zu betrachten, die mit geradezu kindlicher Begeisterung über den Rasen tobten.
„Landschaftliche Vergnügungen wie diese haben mich nie besonders interessiert“, meinte er mit unverhohlenem Widerwillen.
„Mich auch nicht.“
„Doch die Beschränkungen, die einem der Witwenstand auferlegt, können recht ermüdend sein, nicht wahr?“
Juliet erinnerte sich daran, dass seine Frau im vorigen Jahr gestorben war. Allerdings munkelte man im ton , dass er ihren Verlust nicht sehr beklagt hatte …
„In der Tat, sehr ermüdend, wenn man keine Liebe empfunden hat“, gestand sie.
Wieder ruhte sein scharfsinniger Blick auf ihr. „Was bemerkenswert häufig vorkommt.“
Juliet wandte das Gesicht ab. „Ich würde jedenfalls niemandem raten, eine neue Beziehung einzugehen, die sich als genauso katastrophal erweisen könnte“, sagte sie bedrückt.
„Ich versichere Ihnen, ich habe nicht die geringste Absicht, das zu tun.“
„Ich auch nicht.“
„St Claire ist heute Morgen nach London abgereist, wie ich höre?“
„Lady Bancroft erwähnte etwas in der Art, ja“, antwortete Juliet scheinbar gleichgültig.
Seinen unglaublich blauen Augen schienen bis in ihr Innerstes schauen zu können. „Er hat es Ihnen nicht selbst gesagt?“
„Ich wüsste nicht, aus welchem Grund er das tun sollte, Euer Gnaden“, erwiderte sie mit einem
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