Historical Platin Band 04
musste sie sich dann mit den beiden Nonnen mit anderen Klosterfrauen treffen, um Einkäufe beim Tuchhändler zu erledigen.
Nachdem sie das Maultier angepflockt hatte, wurde sie von einer Menschenmenge angelockt, die sich bewundernd um eine Gruppe stattlicher Rosse scharte. Für jeden Hochländer war ein Pferd ein lebensnotwendiger Besitz. Bei diesen Tieren handelte es sich jedoch, wie sie auch ohne große Erfahrung erkannte, um besonders edle Tiere, die glänzendes Fell hatten und wach mit den Ohren spielten.
Sie ging hinter den Männern vorbei, die einen Rotfuchs betrachteten, und näherte sich einem abseits angepflockten Apfelschimmelhengst, der unruhig mit den Hufen auf die Erde stampfte. „Du bist eine Schönheit“, sagte sie zu ihm und hielt ihm die Hand zum Beschnüffeln hin.
Er schnaubte und trat weiterhin erregt von einem Lauf auf den anderen. Nach einer Weile, in der sie beruhigend auf ihn einredete, reckte er die Nüstern zu ihrer Hand. Sie war entzückt, erschrak jedoch sogleich, da jemand sie grob am Arm ergriff und zurückriss.
„Fass ihn nicht an!“, befahl David ihr barsch. „Er ist unberechenbar! Nur sein Herr kann ihn meistern. Jemand anderen lässt er nicht aufsitzen.“
Sie entwand sich dem Fremden und wich vor ihm zurück. Er war jung, nicht viel älter als sie. Wirr fielen die braunen Locken ihm in die Stirn. Seine blauen Augen blitzten Seana an.
„Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich. „Das habe ich nicht gewusst. Dennoch finde ich diesen Hengst sehr beeindruckend.“
„Ja, er ist eine Schönheit“, stimmte David zu. „Du hast ein gutes Auge für Pferde.“
Seana kam sich keck vor, mit ihm zu sprechen. Unter halb gesenkten Lidern schaute sie ihn an und fand, er sehe stattlich aus. Sein Lächeln war unwiderstehlich, und sie erwiderte es.
„Bist du allein?“
„Nein“, antwortete sie. „Ich bin nur heraufgekommen, um das Maultier festzubinden, und muss mich mit jemandem treffen.“
Die unerwartete Begegnung mit ihr war ein glücklicher Zufall. Angetan von ihrem scheuen Gebaren, ihrem hübschen Äußeren und dem Umstand, dass sie nicht die Farben eines Clans trug, beschloss er, die Geschwister könnten die Vorführung der Pferde beenden. „Ich begleite dich“, sagte er rasch. „Meine Brüder sind in der Nähe. Es wird Zeit, dass ich sie suche. Harre einen Moment aus. Ich werde ihnen sagen, dass ich gehe.“
Seana fühlte sich versucht, auf ihn zu warten. Andererseits hatte man ihr von frühester Kindheit an eingeschärft, was einer Maid widerfahren könne, war sie mit einem Manne allein. Kaum hatte der Jüngling ihr den Rücken gekehrt, hastete sie davon. Es hätte noch gefehlt, dass sie mit ihm von einer der frommen Frauen bemerkt worden wäre. Dann hätte die Mutter Oberin das sofort erfahren und sie erneut ermahnen müssen. Das Fehlverhalten vom vergangenen Abend war ihr bestimmt nicht verziehen worden, selbst wenn die Ehrwürdige Mutter ihr den Besuch der Kirchmess gestattet hatte.
Sobald sie beim Gewürzhändler war, musste sie jedoch zu ihrer Bestürzung feststellen, dass die beiden Nonnen nicht zu sehen waren. Sie bekam es mit der Angst. Vielleicht wollte man sich ihrer auf diese Weise entledigen. Von der Menge geschoben und gestoßen, grübelte sie über diese Möglichkeit nach und kam zu der Erkenntnis, sie müsse sich irren. Die Mutter Oberin würde nie gemeinsame Sache mit ihrer Sippschaft machen, wenngleich sie ihren Angehörigen die Treue hielt. Eine innere Stimme hielt Seana indes vor, dass die Äbtissin, indem sie ihrem Neffen Micheil die Durchsetzung des von seinem Vater gemachten Gelöbnisses erlaubte, sich doch auf die Seite ihrer Verwandten gestellt hatte.
Sie durfte nicht an das ihr bevorstehende Schicksal denken. Sie musste hier auf Schwester Edeen und Schwester Anice warten. Noch unschlüssig, wie sie sich verhalten solle, wurde ihre Aufmerksamkeit von der sich teilenden Menschenmenge abgelenkt und von einem Tanzbären angezogen. Der Besitzer stieß das sich an einer langen Eisenkette drehende Tier immer wieder mit einem Stacheleisen in die Seite, damit es die Kunststücke fortsetzte. Etliche der Gaffer warfen ihm Münzen zu.
Seana war eingezwängt zwischen den Zuschauern und konnte nicht zum Gewürzstand zurück. Hinter dem Tanzbären trat eine Gruppe von Akrobaten auf. Seana drängte vorwärts, um sie besser sehen zu können. Plötzlich entsann sie sich der Hochzeit des Bruders und ihrer törichten Behauptung, dass die Halle von Halberry
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