Historical Platin Band 04
nicht laufen konnte, Zudem bestand die Möglichkeit, dass weitere wilde Bestien sich in der Umgebung aufhielten, sodass er Seana nicht tragen konnte.
Sie spürte den Atem eines Tieres im Nacken und schrie auf.
Micheil vergeudete keine Zeit, um sie zu trösten. Er hob sie hoch und setzte sie auf den Rücken des Apfelschimmels. Dann schwang er sich hinter ihr in den Sattel. Er wagte nicht, dem Zorn über die Art, wie sie beide von ihr in Gefahr gebracht worden waren, freien Lauf zu lassen. Jäh vernahm er das Geheul von Wölfen und trat dem Zelter in die Flanken. Nur mit knapper Not entrann er dem durch das Dickicht brechenden Rudel. Zum Glück war der Hengst ein Abkömmling eines Pferdes, das Kreuzbrüder als Beute aus Outremer mitgebracht hatten. Die Schnelligkeit und Leichtfüßigkeit des Passgängers waren berühmt, und Micheil forderte nun alles von ihm. Er war sich bewusst, in welche Gefahr er Seana, sich und den Zelter mit dem wilden Ritt brachte. Der Apfelschimmel konnte stolpern und sich einen Lauf brechen. Die Wut darüber, dass Seana für diese Situation verantwortlich war, wuchs und war kaum noch zu drosseln. Das schwache Mitleid, das Micheil in Anbetracht ihrer Notlage empfunden hatte, schwand im Nu. Sobald er sich in Sicherheit wähnte, zügelte er das Ross und musste sich zwingen, den Zorn nicht an Seana auszulassen.
Sie merkte, dass er wütend war, und murmelte: „Ich kann Euch nicht verargen, dass Ihr mir grollt.“ Da er nichts erwiderte, entschuldigte sie sich leise: „Es tut mir leid, James.“
„Wenn du nicht willst, dass ich dich erwürge, schweigst du!“
Seine Drohung beirrte sie nicht. „Da Ihr ein Mann seid“, erwiderte sie vorwurfsvoll, „könnt Ihr nicht verstehen, warum ich Euch verlassen musste.“
„Weil ich ein Mann bin? Was hat das mit deinem aberwitzigen Fluchtversuch zu tun?“
„Ich ängstige mich vor Euch!“, platzte sie heraus.
„Dazu hast du allen Grund!“, sagte er scharf. „Nach deinem tumben Fluchtversuch, bei dem du fast ums Leben gekommen wärst, durch den jetzt sogar noch mein Ross gefährdet ist, wirst du die magischen Fähigkeiten einer Zauberin brauchen, um dich zu beschützen.“ Er war noch immer erschüttert darüber, dass er sie beinahe verloren hätte. Es wurde höchste Zeit, dass sie begriff, mit wem sie es zu tun hatte.
Sie legte die Hand auf seine und äußerte beklommen: „Es tut mir wirklich leid, James. Ich kann Euch nicht alle meine Befürchtungen anvertrauen. Ihr müsst mir jedoch glauben, dass sie nicht übertrieben sind. Ich wollte weder Euer Leben noch das Eures Zelters in Gefahr bringen und natürlich auch nicht sterben. Ich will heim und von den MacGlendons befreit sein.“
„Kennst du ihren Anführer so gut, dass du ihn derart hassen kannst?“
„Es ist unwichtig, ob ich ihn kenne. Ich weiß, was er getan hat. Mir genügt das. Das Los, das mich durch ihn erwartet, ist der Tod. Könnt Ihr das verstehen?“ Seana schaute James an, doch sein Gesicht lag im Schatten. „Wohin reiten wir?“
„Aus dem Moor.“
„Danke, dass Ihr mir das Leben bewahrt habt. Ich bin Euch von Herzen dankbar und wünschte, ich könnte Euch mehr geben als nur Worte.“
„Im Moment ist dein Schweigen Gold wert.“
Verärgert schwieg sie, grübelte indes darüber nach, was er später von ihr fordern mochte.
8. KAPITEL
Manchmal hatte Seana den Eindruck, James reite im Kreis. Das Meer konnte sie nicht mehr riechen, und der Duft der Doste, des Wohlgemut und Lavendel wurde stärker. Doch daraus ließ sich nicht entnehmen, wohin James sie brachte. „Habt Ihr Wegzehrung bekommen?“, erkundigte sie sich beiläufig.
„Ja, aber sie wird kalt sein, wenn wir essen. Ich habe auch Neuigkeiten erfahren. Dein Verschwinden wurde bemerkt. Man hat die Kunde verbreitet, nach dir Ausschau zu halten.“
Seana hatte nichts anderes zu hören erwartet. Dennoch versetzte die Nachricht sie in Verzweiflung, und bestürzt überlegte sie, wie sie nun heimkommen solle.
„Dem Oberhaupt der MacGlendons musst du sehr viel wert sein. Er hat einen hohen Betrag für deine Ergreifung ausgelobt.“
„Fühlt Ihr Euch versucht, Euch das Geld zu verdienen?“, fragte Seana verbittert. James war so lange still, dass sie befürchtete, er habe sie nicht vernommen oder grübele darüber nach, ob er sie an Micheil MacGlendon verraten solle. Sie fröstelte bei der Vorstellung, dass ihre Freiheit bald beendet sein könne. „Antwortet!“, sagte sie
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