Historical Platin Band 04
durch die Kunde beunruhigt, man habe drei Tote entdeckt. Noch erschütternder waren Bridgets und Fionas Zornesausbrüche gewesen. Die Boshaftigkeiten, die sie beabsichtigt hatten, waren durch Seanas Flucht vereitelt worden. Die nach Bridgets Ankunft aufgeflammte Hoffnung, die Nichte habe sich endlich entschieden, das Angebot anzunehmen, ihr Leben in der Stille des Stiftes zu beenden, war im Nu geschwunden. Immer wieder hatte Ailis Botschaften zu ihr geschickt und sie gebeten, zu ihr zu kommen, den Hass zu vergessen, der an ihrer Seele nagte. Die von Rachegedanken besessene Nichte hatte jedoch nichts davon hören wollen.
Ailis betete täglich darum, Micheil möge die Raubzüge gegen die MacKendricks einstellen. Er brauchte eine Frau und Kinder, die seinem Leben einen anderen Sinn gaben. Er war stets jemand gewesen, der etwas aufbaute, aber niemand, dem an Zerstörung lag. Indes würde er, den ungeschriebenen Gesetzen des Clans gehorchend, den Eid erfüllen, den sein Vater ihm nie hätte abnehmen dürfen. Niemand würde Frieden kennen, weil Bridget stets aufs Neue auf Vergeltung gegen die MacKendricks drang. Ailis hatte plötzlich erkannt, dass die Rachsucht der Nichte von Fiona angefacht wurde. Daher bestand keine Hoffnung, dass Bridget je den Seelenfrieden zurückgewinnen könne. Ailis befürchtete, Bridget könne an der Hirnsucht leiden.
Unwillkürlich überlegte sie, wie es Seana ergehen mochte, und hoffte, die Flucht möge ihr gelingen. Doch auch in diesem Fall ergaben sich neue Schwierigkeiten. Falls Seana entwischte, kam es zu weiterem Blutgießen zwischen den verfeindeten Clans. Sobald Master Liam MacKendrick seine Schwester zurückhatte, würde er nicht zögern, gegen die MacGlendons zu Felde zu ziehen. Micheil hingegen würde nicht rasten noch ruhen, bis er Seana in seine Gewalt gebracht hatte.
Seana erwachte, spürte James sich neben ihr umdrehen und täuschte vor, noch zu schlafen. Sie hatte sich ihm in der Annahme anvertraut, bei ihm sicher zu sein. Indes wusste sie so gut wie nichts über ihn. Offenbar war ihm die Fehde zwischen ihrer Sippschaft und den MacGlendons geläufig. Andererseits hatte er sich nicht ausführlich dazu geäußert, lediglich ungläubig auf die Mitteilung reagiert, ihre Schwägerin sei guter Hoffnung gewesen. Aus irgendeinem Grund musste er diese Kunde befremdlich gefunden haben.
„Bist du wach, Seana?“, fragte er leise. Er war zu dem Entschluss gelangt, keine andere Wahl zu haben, als sich stets vor Augen zu halten, wer sie war und welche Bedeutung sie in seinem Leben hatte. Die Schwester seines Feindes hatte es nicht verdient, weiterhin rücksichtsvoll von ihm behandelt zu werden. Doch der Gedanke, ihre Schönheit zu zerstören, hatte ihn entsetzt, wenngleich er sich vorhalten musste, dass auch Bridget früher ein hübsches Mädchen gewesen war. Er hatte sich nie von seinen Gefühlen leiten lassen, aber der Umstand, dass er nun die Leidenschaft für Seana unterdrücken musste, ärgerte ihn.
Sie schlug die Lider auf, blickte ihm in die Augen und sah, dass er sie beinahe feindselig anschaute. Unwillkürlich fragte sie sich, warum sein Blick so abweisend war. „Irgendwie habe ich dich gekränkt, als ich schlief“, murmelte sie und rückte behutsam von ihm ab.
Er schlang ihr den Arm um die Taille, beugte sich über sie und sagte sich, wenn er sie nun besäße, hätte der Aberwitz ein Ende.
„Sag mir, warum du mich so kalt ansiehst“, bat sie ihn und legte ihm die Hände auf die Schultern, um ihn sich fernzuhalten. „Aus deinen Augen spricht Hass. Wieso?“
„Ich empfinde keinen Hass auf dich, Seana“, antwortete er und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Die Vereinigung von Mann und Weib ist wundervoll. Lass mich dir das beweisen. Lass mir dir Vergnügen schenken und selbst Wonnen empfinden.“
„Warum, James?“, flüsterte sie. „Deine Küsse rauben mir den Verstand.“
„Ja, es ist ein wundersamer Rausch, den ich voll und ganz auskosten möchte“, erwiderte er und strich ihr über die Brüste.
Rastlos wand sie sich. Sie sehnte sich nach etwas, das sie sich nicht erklären konnte. Die einzige Gewissheit war, dass nur er dieses Brennen löschen konnte, das er in ihr entfacht hatte.
Er schloss die Lippen um eine ihrer gestrafften Brustwarzen und spürte sie erschauern.
„Was tust du, James?“, fragte sie erschrocken. „Du verlangst nicht nur meinen Körper! Du wirst mir das Herz stehlen, ohne es zu wollen!“ Sie umfasste seinen Kopf und versuchte
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