Historical Platin Band 04
gewinnen würden.“ David hielt inne, um Seana nicht preiszugeben, was er wusste.
Sie lachte und fragte spöttisch: „Welches Weib möchte sich jemandem schenken, der ihre Liebe, ihr Vertrauen und ihre Ehre mit Füßen tritt?“
„Seit dem Tag der Kirmes hörte ich dich nicht mehr lachen, Seana“, sagte David lächelnd. „Ich bin sicher, Micheil würde es genießen, dich so fröhlich zu sehen.“
„Das ist unwichtig. Entschuldige, ich habe noch viel zu erledigen.“ Seana bemerkte einen Schatten. Offensichtlich stand jemand beim Eingang zum Backhaus und belauschte das Gespräch.
David wunderte sich, warum sie die Unterhaltung so plötzlich abbrach. „Solltest du mich benötigen, lass es mich durch Peigi wissen“, schlug er vor. „Ihr würde ich sogar mein Leben anvertrauen.“
Seana nickte und wurde nachdenklich. Eine Frage, die ihr auf der Zunge brannte, hatte sie Master David nicht gestellt. Sie hätte gern gewusst, was geschehen würde, wenn Micheil sich weigerte, ihre Leibesfrucht anzuerkennen.
Drei Tage der Ruhe waren Seana vergönnt gewesen. Sie hatte sie Master David zu verdanken, der sich bei ihr eingefunden hatte, ganz gleich, welche Aufgaben ihr von der Meierin übertragen worden waren. Sie war nicht mehr von Nachtmahren heimgesucht worden, die sie vielleicht ob ihrer misslichen Lage mit hämischem Gelächter geplagt hätten. Es gab noch viele Bewohner der Veste, die vor ihr ausspuckten oder sich abwandten, doch schweigend ertrug sie die Demütigungen.
Master David hatte sie zu sich in die Hofstube rufen lassen. Sie sah ihn mit zwei Gefährten vor dem Kamin beim Würfelspiel hocken. Er trug ihr auf, ihnen die Becher neu zu füllen, und willig befolgte sie sein Geheiß. Dann blieb sie in einigem Abstand stehen und schaute ihnen zu.
David bemerkte ihre Neugier, schickte die Freunde fort und winkte Seana zu sich. „Würfele mit mir!“, forderte er sie auf.
„Ich habe bemerkt, dass ihr um Einsätze spielt. Ich habe nichts, was ich dir anbieten kann.“
„Ich gebe mich mit einem Lächeln von dir zufrieden. Mach den ersten Wurf. Dann werde ich sehen, ob du mir Glück gebracht hast.“
„Und was ist, wenn ich gewinne?“
„Was möchtest du haben?“
„Ich würde gern im Moor ausreiten“, antwortete sie impulsiv. „Eine Münze wäre mir nicht dienlich. Ich war so lange hinter diesen Mauern eingeschlossen und hungere danach, mich von der Sommerluft umwehen zu lassen.“
„Du verlangst von mir, Micheils Order zuwiderzuhandeln. Das kann ich nicht tun.“
„Ach, ich möchte doch lediglich einen kurzen Ausflug machen, Master David. Ich bitte dich nur um einige Augenblicke der Freiheit.“
Peigi war beim Eingang zum Herrengemach stehen geblieben und hatte das Gespräch gehört. Sie sah die Gefangene mit Master David lachen und furchte die Stirn. Er spielte mit dem Feuer. Es war nicht gut, dass er sich so von Mistress Seana betören ließ.
Niall hatte auf der untersten Stufe des Treppenturmes angehalten und blickte durch die rund gewölbte Pforte in den Fahnensaal. Er sah Seana MacKendrick mit dem Vetter schäkern, lächelte kalt und entschloss sich nach einem Moment, sich ihnen beizugesellen. Er betrat die Hofstube, beachtete den finsteren Blick nicht, den Master David ihm zuwarf, und äußerte leichthin: „Du spielst mit der Gefangenen? Dein Bruder Micheil wird darüber nicht erfreut sein. Er könnte sich wie so mancher andere fragen, welchen Einsatz sie von dir verlangt hat.“
„Verschwinde!“, herrschte David den Vetter an.
Seana erhob sich und wich seinem Arm aus, als er sie zurückhalten wollte. Einen Moment lang bemerkte sie den boshaften Ausdruck in Master Nialls Augen, wandte sich dann brüsk ab und hastete zum Ausgang der Halle.
„Sollte mir Gerede zu Ohren kommen, Niall“, sagte David erzürnt, „weiß ich, wer es in die Welt gesetzt hat.“
„Überleg dir, was du tust“, entgegnete Niall gelassen. „Deine Schwester ist außer sich, weil Micheil sich sträubt, den Eid einzulösen, damit sie endlich den Seelenfrieden zurückgewinnt. Du vertreibst dir die Zeit mit unserer Feindin. Nicht nur ich bin dieser Meinung. Micheil …“
„Soll sich in die Hölle scheren!“
Nachdenklich setzte Niall sich auf die Bank.
Seana warf einen Blick zurück und bemerkte, dass Master Niall sich mit grüblerisch gefurchter Stirn mit Master David unterhielt. Am liebsten hätte sie dem jüngsten Bruder des Laird zugerufen, er solle seine Worte wohl bedenken, doch die Hausmeierin
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