Historical Platin Band 04
…“
„Was verlangst du?“
„Fünfhundert Silberstücke.“
„Was? Bist du wahnsinnig?“
„Es ist nicht leicht, mit diesen Barbaren zu verhandeln“, jammerte Selwyn. „Die würden einem Sachsen lieber die Gurgel durchschneiden, als mit ihm zu reden.“
„Einhundert.“
„Dreihundertfünfzig, Herr. Es hat mich schon viel Mühe gekostet, jetzt hierherzusegeln. Das Wetter war schrecklich, und das Boot war so undicht wie ein alter Weinschlauch …“
„Einhundertfünfzig.“
„Sagt zweihundert, und die Sache ist abgemacht.“ Selwyn sah, wie die Frau ihren Gemahl anstieß, und da wusste er, dass der Handel so gut wie besiegelt war.
„Nun gut“, stimmt Kendric mürrisch zu. „Fünfzig jetzt, und den Rest, wenn ich meine Kinder zurückhabe.“
Selwyn wollte sofort Einspruch erheben, ließ es indessen, als er Kendrics Miene sah. „Jawohl, Herr.“
Kendric bedachte Selwyn noch mit einem finsteren Blick und wandte sich dann an seine Gattin. „Wir haben jetzt noch andere Geschäfte zu besprechen“, erklärte er schroff.
Die Frau machte ein unzufriedenes Gesicht, erhob sich jedoch. „Wir werden zahlen, was immer man fordert.“ Sie blickte Selwyn scharf an, als traute sie ihm nicht zu, diese Nachricht ordentlich an die Wikinger weiterzuleiten. „Und jetzt werde ich mich um das Nachtmahl kümmern.“
Kendric sprach erst wieder, als sie sich nicht mehr in Hörweite befand. „Weshalb geben die Wikinger Meradyce nicht gegen ein Lösegeld frei?“
„Nun, Herr, Einar hat das rundweg abgelehnt. Er hat mir aufgetragen, Euch zu sagen, Ihr hättet sie nehmen sollen, als Ihr noch die Möglichkeit dazu hattet, denn sie sei eine höchst gefällige Frau.“
Kendric errötete, und Selwyn fragte sich schon, ob er Einars Worte nicht doch besser für sich behalten hätte. Zwischen Sachsen und Wikingern gab es ohnehin schon genug böses Blut. Andererseits waren solche Zerwürfnisse immer gut fürs Geschäft, zumindest wenn es sich um Waffen und Sklaven handelte. „Vielleicht wäre der Wikinger ja doch noch bereit zu verhandeln, Herr“, meinte der kleine Vermittler listig.
Kendric schüttelte den Kopf. „Ich bin es nicht.“
Bevor der unangenehme, doch dummerweise unentbehrliche sächsische Händler wieder mit seinem Gejammer anfangen konnte, beendete Kendric durch ein Handzeichen die Besprechung. Der kleine Mann stand auf und verließ die Halle.
Der Than blieb noch eine Weile sinnend sitzen. Er bedauerte, dass der schönen Meradyce so etwas Hässliches zugestoßen war, doch es ließ sich nun nicht mehr ändern. Er hatte sie nicht nur wegen ihrer Schönheit begehrt, sondern auch wegen ihrer Jungfräulichkeit. Letztere existierte offenkundig inzwischen nicht mehr, und da die Frau jetzt eine Sklavin der Wikinger war, würde ihre Schönheit sehr wahrscheinlich auch mit jedem Tag weniger werden.
Kendric stellte sich anschaulich vor, wie die nackte und wehrlose Meradyce von einem dieser bärenstarken Wikinger besprungen wurde, und fühlte dabei die höchst angenehme Reaktion seiner Lenden. Er erhob sich. Es hatte keinen Sinn, sich um Meradyce zu grämen. Außerdem hatte er in seinem Haushalt eine neue Dienerin bemerkt …
Meradyce saß in Helsas verlassener Hütte und genoss die wohltuende Stille hier drinnen. Endredi und Betha hatten sie herbegleitet, waren jedoch wieder gegangen, um sich auf die Suche nach Bethas Kätzchen zu machen.
Meradyce seufzte. Es war schon so lange her, seit sie das letzte Mal hatte allein sein können, und das hatte ihr sehr gefehlt, zumal sie daheim fast immer für sich gewesen war.
Hier in der Wikingersiedlung fühlte sie sich ständig beobachtet und bestaunt wie ein seltenes Schmuckstück. Immer mehr Männer schienen sich für sie zu interessieren, obwohl sich wahrscheinlich nur wenige von ihnen Hoffnungen machten, Ull ausstechen zu können.
Sogar Adelar hatte das schon bemerkt und machte sich Sorgen um sie, was sie wiederum rührte. Als sie ihm versicherte, dass sie nicht die Absicht hatte, auch nur einen einzigen der Männer zu ermutigen, lockerte er seine ständige Wacht. Trotzdem vermied sie es, sich allein umherzubewegen, damit niemand auf die Idee kam, sie zu belästigen.
Einar nahm sie überhaupt nicht zur Kenntnis, und vor zwei Tagen hatte Olva ihr erzählt, dass er auch nicht mehr verantwortlich für sie war. Diese Pflicht hatte der Häuptling jetzt selbst übernommen.
Entschlossen, ihre Sorgen, wenn auch nur für den Moment, zu vergessen, stand Meradyce auf und
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