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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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wahrscheinlich nicht getraut, die Dokumente anzurühren.
    Amy warf einen flüchtigen Blick in Richtung Zimmertür. Sie war nach wie vor fest geschlossen. Und mit den Hemden würde es so scheinen, als ob sie mit dem Packen beschäftigt wäre, wenn Mrs Waller eintrat.
    Amy blätterte die Papiere durch, um deren Inhalt zu überfliegen, ohne sie zu sehr durcheinander zu bringen. Bei den meisten handelte es sich um Rechnungen, zumeist über erhebliche Beträge. Außerdem gab es zwei oder drei belanglose Briefe und eine Einladung. Und ganz unten lag schließlich ein unfertiger Brief von Mr Lyndhurst-Flint persönlich! Amy zog ihn heraus und las. Es schien …
    Vom Gang her waren Stimmen zu hören. Männerstimmen! Hastig schob Amy den Briefbogen an seinen Platz zurück und ging mit den Hemden in Richtung Tür.
    Die Stimmen wurden deutlicher. Mit einem Ohr gegen eine Ritze im Holz gelehnt, konnte sie jedes Wort verstehen.
    Mr Lyndhurst-Flint stand offenkundig unmittelbar vor der Tür. „Das war eine unerfreuliche Begegnung, Anthony, auch wenn es gut war, dass ich zugegen war. Wenn ich nicht da gewesen wäre, hätten sie sich sicher an Ort und Stelle mit Pistolen duelliert. Stell dir vor, was das für einen Skandal gegeben hätte! Frobisher war völlig betrunken und konnte kaum mehr stehen. Und bei Marcus war es kaum besser.“
    „Wir hatten schon genug Skandale, William“, erwiderte Major Lyndhurst verbittert. „Was zum Teufel hat Marcus bloß dazu gebracht?“
    „Ich weiß es leider nicht. Er war an diesem Abend in einer sehr sonderbaren Stimmung. Das war gar nicht zu übersehen. Ich habe ihn noch nie so reden hören. Vielleicht kam es vom Alkohol. Marcus hat immer so auf Pflicht und Loyalität – vor allem dir gegenüber – gepocht, dass ich über seine Worte regelrecht entsetzt war. Und dann seine Bemerkungen über Georgiana …“
    „Was? Was hat Marcus über meine Frau gesagt?“
    „I…ich kann mich nicht mehr ganz genau erinnern, Anthony. Schau mich nicht so böse an. Ich war es nicht, der verächtlich über deine Gattin geredet hat, da kannst du ganz sicher sein.“
    „Willst du mir etwa erzählen, dass es bei dieser Auseinandersetzung zwischen Marcus und Frobisher um meine Frau ging?“, polterte der Major.
    „Nun … ja. Ich erinnere mich nicht mehr an jede Einzelheit. Ich hatte selbst einiges getrunken. Aber ich weiß noch, dass Frobisher aufstand und Marcus wegen dessen Redeweise getadelt hat. Worum es ganz genau ging, kann ich dir nicht sagen. Aber ich erinnere mich sehr gut an Marcus’ Drohung. Das würde niemand vergessen, der das miterlebt hat! Er stand da mit geöffnetem Mund, fletschte die Zähne wie ein tollwütiger Hund, und aus seinen Augen schienen Funken zu sprühen. Es sah aus, als hätte ein höllischer Dämon von ihm Besitz ergriffen. Er schwor, er würde Frobisher töten, wenn er ihm jemals wieder unter die Augen träte. Kein Zweifel, dass er es völlig ernst meinte. An Frobishers Stelle hätte ich klein beigegeben und schnell gesehen, dass ich fortkomme. Aber offenkundig hat er das nicht getan. Sonst würde er jetzt nicht in den letzten Zügen liegen.“
    „Dieser verfluchte Frobisher!“
    „Anthony! Wahrscheinlich stirbt der Mann! Und wenn Marcus tatsächlich dafür verantwortlich ist, sollten wir …“
    „Genug, William! Ich möchte nichts mehr davon hören. Ich erlaube niemandem – absolut niemandem – schlecht über meine Frau zu reden.“
    „Ja, aber was machen wir mit Marcus? Bestimmt wird er früher oder später gefasst. Und falls Frobisher stirbt, droht Marcus der Galgen.“
    Es war keine Antwort zu vernehmen. Amy hörte lediglich Schritte, die sich entfernten. Es schien, als ob Major Lyndhurst ohne ein weiteres Wort weggegangen wäre. Was bedeutete, dass Mr Lyndhurst-Flint allein zurückblieb.
    Sie huschte schnell zum Kleiderschrank und stieß ein stilles Gebet gen Himmel, dass Mrs Waller bald kommen möge. Denn wenn Mr Lyndhurst-Flint hereinkam, war sie seinen ekelhaften Annäherungsversuchen hilflos ausgeliefert.
    Als sie die Stimme der Haushälterin auf dem Korridor hörte, atmete Amy erleichtert auf. Sie war vor Mr Lyndhurst-Flint sicher. Fürs Erste jedenfalls.
    Marcus langweilte sich zu Tode. Außerdem verließ ihn allmählich der Mut. Wochen waren inzwischen vergangen, und noch immer gab es keine Nachricht. Warum war die Entscheidung nicht längst gefallen? Alles schien doch ganz einfach und eindeutig gewesen zu sein.
    Es war nicht einfach. Ganz und gar nicht

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