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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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Verwaltungsarbeit im Arbeitszimmer des Erdgeschosses, zudem gab es einen Schreibtisch in der Bibliothek. Wenn er also hier, in der Zurückgezogenheit seines Schlafzimmers, Briefe oder Dokumente verfasste, musste es sich um Dinge handeln, die kein anderer zu Gesicht bekommen sollte.
    Ja, wenn es überhaupt einen Hinweis gibt, dann in den Schubladen dieses Schreibtischs!
    Anders als bei Mr Lyndhurst-Flint war alles an seinem Platz. Es lagen keine Dokumente herum, nur ein paar Bögen unbeschriebenes Briefpapier, Federn und Tinte befanden sich auf der Tischfläche. Amy öffnete die breite Schublade in der Mitte. Sie enthielt weiteres Papier, Siegellack und anderes Schreibzubehör, sonst nichts. Sie schloss die Schublade behutsam, ohne ein Geräusch zu verursachen. Es gab noch zwei kleine Schubladen an jeder Seite. Sie versuchte, die obere auf der rechten Seite zu öffnen. Sie war abgeschlossen! Sie stieß einen leisen Fluch aus. Warum schloss jemand seine Schreibtischschublade zu, wenn niemand außer dem persönlichen Diener das Zimmer unbeaufsichtigt betreten durfte?
    Amy wollte nicht aufgeben. Sie konnte es natürlich nicht wagen, das Schloss aufzubrechen. Aber vielleicht war der Schlüssel ganz in der Nähe versteckt? Fieberhaft durchsuchte sie erneut die unverschlossenen Schubladen.
    „Haben Sie sich wieder verlaufen, Dent?“
    Oh, nein!
    „Für die Zofe einer hochgestellten Lady haben Sie einen einzigartig schlechten Orientierungssinn.“
    Die tiefe Stimme ließ sie zusammenfahren. Er war da! Wieder! Sie hatte keine Ahnung, wo er herkam, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Er war da. Und er hatte sie dabei erwischt, wie sie Major Lyndhursts Schreibtisch durchsuchte. Gab es dafür irgendeine Entschuldigung? Sie presste die verschränkten Hände gegen ihren Körper, starrte auf die abgenutzte lederne Tischoberfläche und hoffte auf irgendeine Eingebung, die ihren nahenden Untergang noch abwenden konnte.
    „Dent, es wäre ausgesprochen höflich, wenn Sie sich zu mir umdrehten und meine Frage beantworteten.“
    Amy schluckte schwer und drehte sich langsam um, wobei sie kurz überlegte, was sie diesmal sehen würde. Was, wenn er …?
    Er war angezogen, wenn auch nicht gerade ausgehfertig. Er trug Reithosen und ein weites Hemd, das am Hals offen war und den Blick auf den oberen Brustbereich freigab. Lässig lehnte er gegen die Tür des Ankleidezimmers, als ob seine Gegenwart das Normalste von der Welt wäre. Und mit seinen schlanken Fingern strich er wie abwesend über das nach wie vor unrasierte Kinn. Mit diesem Bartwuchs und dem langen dunklen Haar machte er einen ungemein gefährlichen Eindruck.
    Er war gefährlich!
    Sie starrte auf den Boden und schwieg.
    Eine schier endlose Weile blieb er einfach reglos stehen. Amy hörte nur ihr eigenes Blut in den Ohren rauschen.
    Dann begann er schließlich zu sprechen. „Offenkundig haben Sie Ihre Sprache ebenso verloren wie Ihren Orientierungssinn.“ Er kam langsam auf sie zu. Seine Schritte verursachten keine Geräusche auf dem Teppich.
    In diesem Augenblick wurde Amy klar, wie sich eine in die Ecke gedrängte Maus fühlen musste, wenn ein Kater auf sie zusprang. Aber dieser Kater stürzte sich nicht sofort auf sie. Er hielt inne und wartete.
    „Haben Sie wirklich gar nichts dazu zu sagen?“, fragte er freundlich.
    Amy schaute zu ihm auf und schluckte heftig, um ihre ausgetrocknete Kehle zu befeuchten. „Ich wurde geschickt, um …“ Doch angesichts seiner skeptischen Miene machte es keinen Sinn, die Ausrede vollständig auszusprechen. Er wusste nur zu gut, dass sie log. Sie presste die Lippen fest zusammen. Sein bohrender Blick war ihr unerträglich.
    „Nein, Dent, das ist keine sehr gute Entschuldigung. Und das wissen wir beide nur zu gut.“ Er schüttelte den Kopf. Nicht zornig, sondern eher wie ein nachsichtiger Verwandter, den die Streiche eines ungezogenen Kindes irritieren. „Sagen Sie mir doch einfach, warum Sie das tun“, forderte er sie ruhig auf und streckte eine Hand nach ihr aus.
    Alarmiert wich Amy einen Schritt zurück, aber es war zu spät. Geschickt hatte er bereits ihre tarnende Haube entfernt. „Sie sollten so wunderschönes Haar auf keinen Fall verstecken“, sagte er. Und mit den Daumen und Zeigefingern beider Hände nahm er ihr behutsam die Brille ab. „Und ebenso wenig sollten Sie diese bezaubernden Augen verbergen.“
    Er drehte Amy den Rücken zu und legte ihre Brille auf dem Schreibtisch des Majors ab. Sehr leise bemerkte er: „Sie

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