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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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Nachricht überbracht hat, meinte, er sei sehr dünn.“
    Das klang nicht so sehr nach Ned, auch wenn die Beschreibung ziemlich vage war. Amy versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Meinen Sie etwa, dass wir wegen dieses Mannes ernsthaft in Gefahr sind, Mr Ufton?“, erkundigte sie sich mit einer Stimme, die ein wenig hochmütig klingen sollte.
    „Aber nein, Miss Dent. Nein, natürlich nicht. Lyndhurst Chase ist kein gefährlicher Ort. Ich wollte Sie lediglich bitten, sich nicht allein in die nördlichen Wälder zu wagen. Nur ein oder zwei Tage, bis wir ihn geschnappt haben.“
    „Ich verstehe. Wenn es nicht anders geht, müssen wir uns eben daran halten.“ Auch wenn es sich nicht um Ned handelte, konnte der Fremde etwas mit seinem Verschwinden zu tun haben. Vielleicht war er Neds Entführer, der ihn irgendwo ganz in der Nähe festhielt. Sie benötigte Zeit, um in Ruhe über alles nachzudenken. Das trunkene Geschwätz der höheren Bediensteten würde ihr vermutlich keine neuen Anhaltspunkte liefern.
    Mit einem entschuldigenden Lächeln erhob sich Amy und glättete ihre Röcke. „Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft, Mr Ufton. Ich hoffe, Sie verübeln mir nicht, wenn ich mich jetzt zurückziehe. Ich habe heute noch einiges zu erledigen, und es ist schon spät geworden.“ Sie schlug die Hände zusammen und versuchte, einen selbstzufriedenen Eindruck zu machen. „Eine Stunde Schlaf vor Mitternacht ist so viel Wert wie zwei danach, wie es so schön heißt.“
    „Natürlich, Miss Dent. Wir wissen zu schätzen, wie gewissenhaft Sie sich um Ihre Ladyschaft kümmern.“
    „Nun, dann gute Nacht allerseits.“ Amy steuerte auf die Tür zu. Der Butler eilte durch den Raum, um sie ihr aufzuhalten.
    Bevor er die Tür hinter ihr schloss, hörte Amy noch die Worte der Haushälterin: „Sicher ist sie gegangen, um in ihrer Bibel zu blättern. Die hält sich für was Besseres. Als ob wir anderen alle Heiden wären!“
    Erleichtert durchschritt Amy den Dienstbotenkorridor. Es war erfreulich, dass wenigstens ein Teil ihrer Tarnung nach wie vor funktionierte.
    Auf einem kleinen Tisch neben der Tür zur Hintertreppe standen die Leuchter für die Bediensteten. Amy beugte sich vor, um eine Kerze anzuzünden. Als sie sich wieder aufrichtete, merkte sie, dass jemand ihr den Weg versperrte. Es war Charles, der junge Lakai, der die Rolle von Mr Lyndhurst-Flints Diener übernommen hatte. Seine hochgewachsenen Gestalt füllte den Türrahmen aus und wirkte einschüchternd. Und niemand war in Sicht, der ihr beistehen konnte.
    Amy legte die Hand auf ihr wild klopfendes Herz. Trat dieser junge Mann bereits in die Fußstapfen seines Herrn? Allein die Art, wie er sie anstarrte …
    Er streckte einen Arm in ihre Richtung aus und zwang sie, anzuhalten.
    Amy stellte sich kerzengerade hin und sah ihn kampfbereit an. „Würden Sie wohl die Liebenswürdigkeit besitzen, mich vorbeizulassen, Charles“, forderte sie ihn in herablassendem Tonfall auf.
    „Verz…zeihen Sie, Miss Dent“, stammelte der Lakai und ließ den Arm sinken, als ob sie ihm einen Hieb versetzt hätte.
    Du meine Güte! Der ist nicht viel mehr als ein kleiner Junge. Er hörte sich wie Ned an, als er noch jünger gewesen war und sie um Rat gebeten hatte.
    „Ich suche Sie schon eine Viertelstunde, Miss. Ich wurde geschickt, Sie zu suchen. Ihre Ladyschaft braucht Sie.“
    „Ihre Ladyschaft läutet normalerweise, wenn Sie meine Dienste benötigt“, erwiderte Amy misstrauisch. Vielleicht war der junge Kerl guten Willens, aber seine Worte klangen seltsam. Sarah würde jetzt nicht nach ihr rufen lassen. Sie wusste ganz genau, was sie im Dienstbotentrakt tat und wie wichtig es für sie war.
    „Es ist nicht so, wie Sie denken, Miss Dent. Ihre Ladyschaft hält sich nicht in ihrem Zimmer auf. Sie befindet sich im ersten Stock, und ich soll Sie bitten, sie dort aufzusuchen.“
    Hatte Sarah etwas entdeckt? „Gut, dann werde ich mich unverzüglich dorthin aufmachen.“
    Der junge Lakai trat sofort einen Schritt beiseite und hielt ihr die Tür auf. Er verbeugte sich sogar leicht, als Amy an ihm vorbei auf die Hintertreppe zuschritt.
    Der arme Kerl. Er war groß und kräftig und sah wie ein Lakai aus, aber seine Auffassungsgabe schien beschränkt zu sein, und seine neuen Aufgaben schienen ihn zu überfordern. Die Haushälterin hatte ihn richtig eingeschätzt. Auf der ersten Stufe hielt Amy noch einmal an und drehte sich zu ihm um. „Hält sich die Countess im Damenzimmer

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