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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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in Händen gehalten hatte, hatten sie kein einziges Mal miteinander gesprochen. Er schlief auf der schmalen Pritsche im Ankleidezimmer und Anthony im breiten Ehebett. Sein Cousin verhielt sich, als ob sein heimlicher Gast unsichtbar wäre. Er hatte mehrfach versucht, sich zu entschuldigen, aber Anthony war jedes Mal wortlos davongestapft.
    Auf jeden Fall konnte es so nicht weitergehen. Aber gefangen in diesem Ankleideraum, blieben ihm keine Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen. Er sah sich gezwungen, abzuwarten, bis Anthonys Zorn so weit verraucht war, dass er vernünftig und in aller Ruhe mit ihm reden konnte. Wenn das bloß bald der Fall ist, hoffte Marcus inständig. Doch auch dann konnte er ihm nichts von Amy Devereaux’ Maskerade erzählen.
    Sie setzte alles für ihren nutzlosen Bruder aufs Spiel. Er brachte es nicht fertig, sie zu verraten.

4. KAPITEL
    Amy stand vor dem fleckigen Spiegel und fuhr sich mit einem Finger über die Lippen. Ihr Mund sah nicht anders aus als zuvor. Oder doch? Er fühlte sich anders an. Liebkost und begehrt. Nie zuvor war sie geküsst worden. Zumindest nicht so wie diesmal. Während er sie geküsst hatte, war ihr Inneres erglüht und schien dahinzuschmelzen, als ob es sich in einen Strom flüssigen Goldes verwandelt hätte. Und noch immer glühte ein Teil von ihr, trotz allem.
    Sie hatte sich gewünscht, es wäre immer so weitergegangen. Sie hatte die Arme um seinen Nacken gelegt und war mit den Fingern über den seidigen Bart gefahren, der seine Wangen bedeckte. Sie hatte in sein langes Haar gegriffen. In diesen flüchtigen Augenblicken hatte sie sich lebendiger gefühlt als je zuvor.
    Was war sie für eine Närrin! Sie kannte noch nicht einmal seinen Namen. Sie war von ihrer eigenen Reaktion auf ihn so verwirrt gewesen, dass sie gar nicht daran gedacht hatte, ihn danach zu fragen. Nicht, dass er ihr seinen Namen verraten hätte. Mit Sicherheit hätte er das nicht getan. Er schien fest entschlossen, sein Geheimnis zu hüten.
    Allerdings wusste er, wer sie war. Und Ned kannte er ebenfalls. Er hatte gesagt, dass Ned sich in Sicherheit befand. Wenn sie ihm doch nur glauben könnte – aber das durfte sie nicht. Ohne jeden Zweifel bewiesen die Worte des Mannes, dass jemand Ned hier, in Lyndhurst Chase, entführt hatte. Sie hatte sich nicht geirrt. Ihr Bruder wurde irgendwo festgehalten. Und der rätselhafte Fremde konnte so gut wie jeder andere der Täter sein.
    Du liebe Güte! Hatte sie sich von Neds Entführer küssen lassen? War das möglich? Woher sollte sie das wissen? Immerhin bestand eine große Wahrscheinlichkeit, dass Neds Verschwinden und die Gegenwart des bärtigen Mannes zusammenhingen. Allem Anschein nach wurde er im Schlafzimmer des Majors versteckt gehalten. Als Amy einen Blick in das Ankleidezimmer geworfen hatte, musste er sich hinter der großen Wäschemangel verborgen haben.
    Außerdem war sie sich mittlerweise sicher, dass Timms, der Diener des Majors, von der Sache wusste.
    Nachdenklich runzelte Amy die Stirn und ließ das Geschehen noch einmal vor ihrem inneren Auge Revue passieren. Der Fremde hatte gesagt, ihre Augen seien wunderschön. Ebenso wie ihr Haar. Sie stöhnte laut auf. Egal, was er gesagt hatte, es war verrückt von ihr, an ihn zu denken! Sie durfte das Schlafzimmer des Majors nicht wieder betreten. Stattdessen musste sie in den Dienstbotentrakt zurückkehren und irgendeinen Hinweis auf Neds Aufenthaltsort finden.
    Sie würde sich zunächst Timms vornehmen, wenn es ihr gelang, ihn allein zu sprechen. Und falls nicht, würde sie versuchen, Eliza Ebdon, die Zofe von Lady Townend, in ein Gespräch zu verwickeln.
    Allein der Gedanke an dieses Gespräch machte sie schrecklich nervös. Bislang hatte sie stets einen Bogen um die andere Zofe gemacht. Es war gefährlich, sich Eliza zu nähern, denn eine erfahrene Zofe würde sicherlich zuallererst merken, dass sie eine Betrügerin war. Sie hatte beobachtet, dass Eliza Ebdon und Timms sich sehr nahe standen. Es war rührend, zu sehen, wie zwei Menschen, die ihre Jugend deutlich überschritten hatten, einander mit so viel Sehnsucht und wechselseitigem Verständnis anschauten. Natürlich bemühten sie sich, es zu verstecken, aber Amy waren die geheimen Blicke, die sie untereinander austauschten, keinesfalls verborgen geblieben. Als man Lady Margaret und Mr Lyndhurst-Flints Diener nach dem skandalösen Vorfall auf der Hintertreppe fristlos entlassen hatte, hatten Eliza Ebdon und Timms einander angelächelt, als

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