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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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und drehte leise den Schlüssel im Schloss um. „Gehen Sie, Sie ungehorsames Frauenzimmer!“ Er streckte eine Hand nach ihr aus. Sie legte ihre Finger hinein, sodass er sie Richtung Tür ziehen konnte. Dann öffnete er die Tür und schob Amy sanft auf den Gang.
    Doch bevor er sie ganz losließ, zog er ihre Finger an die Lippen und küsste sie.
    War er etwa verrückt geworden?
    Marcus lehnte sich von innen gegen die Tür und seufzte tief. Nicht Amy Devereaux hatte den Verstand verloren, sondern er selbst musste von Sinnen sein.
    Er hätte ihr die Wahrheit über ihren Bruder sagen sollen. Das hätte zwar bedeutet, Anthonys Mitwirkung an der Entführung zu verraten, doch wenn man in Betracht zog, welche Risiken Amy für Ned einging, hätte er ihr wenigstens diese beruhigende Gewissheit geben können, nach der sie so verzweifelt suchte. Aber durfte er ihr Neds Aufenthaltsort anvertrauen?
    Sein gesunder Menschenverstand siegte über seine Schuldgefühle. Wenn er Amy erzählte, wo sich ihr Bruder befand, würde sie ohne Umschweife hingehen und nachsehen. Und falls sie Ned fand, würden auch andere schnell dahinterkommen. Es war eine weise Entscheidung von Anthony gewesen, den jungen Taugenichts für eine Weile von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Nichtsdestotrotz ließ sich das nicht mehr lange verbergen. Zumindest nicht, falls Anthony sich entschließt, mich der Justiz auszuliefern.
    Geistesabwesend fuhr er sich durch die Haare, wobei ihm auffiel, wie viel kürzer sie nun waren. Timms hatte seine ganze Energie darauf verwandt, ihn wieder salonfähig zu machen. Er war ein verflucht gründlicher Kerl!
    Und wie hatte er auf Amy gewirkt? Fand sie ihn attraktiv?
    Diese Gedanken kamen ihm wie von selbst. Aber was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    Ungläubig den Kopf schüttelnd ging er zurück zum Fenster und schaute hinaus in den Nachthimmel. Einige Sterne waren trotz der Bewölkung noch immer sichtbar und leuchteten strahlend hell. Sie stellten für ihn den Beweis dar, dass es etwas von Dauer gab, etwas Helles, auf das man sich verlassen konnte. Genauso, wie man sich auf Amy Devereaux verlassen konnte.
    Offenkundig war sie wild entschlossen, ihn gegen den Rest der Welt zu verteidigen, und kein Wort seinerseits würde sie davon abhalten.
    Nie zuvor war er einer Frau wie ihr begegnet – in seinem ganzen Leben nicht. Sie schien auch ganz anders zu sein als die Debütantin, die er etliche Jahre zuvor kennengelernt hatte. Damals war sie selbstverständlich sehr jung gewesen, denn es musste kurz vor der Erkrankung und dem Tod ihres Vaters gewesen sein. Sie war vermutlich nicht älter als achtzehn gewesen. Der Altersunterschied zu ihm war allerdings gering. Aber auch wenn er damals erst zweiundzwanzig gewesen war, hatte er doch längst gelernt, in Bezug auf ledige Damen ausgesprochen misstrauisch zu sein. Die meisten begehrten nur sein Vermögen. Diese bittere Erfahrung hatte er früh gemacht. Nur Anthonys Einmischung hatte ihn vor einer katastrophalen Ehe in Spanien bewahrt. Und nach seiner Rückkehr nach London war er zweimal nur knapp einer unfreiwilligen Eheschließung entkommen.
    Dennoch hatte er mit Amy Devereaux getanzt. Und zwar mehr als nur ein Mal. Aber warum? Seine Erinnerungen daran waren ein wenig verschwommen – er erinnerte sich an ihr hübsches Gesicht, ihre gute Laune und dass sie sehr anmutig tanzte. Ist das alles gewesen?
    Er schüttelte den Kopf. Es musste noch etwas anderes an ihr auffällig gewesen sein.
    Natürlich, selbstverständlich ist da noch etwas gewesen! Er hatte sie auf einen Balkon geführt. Hatte versucht, sie zu küssen. Nun erinnerte er sich genau. Er erinnerte sich an den Honigduft, als er versucht hatte, sie in seine Arme zu schließen. Amy Devereaux war so verführerisch gewesen, dass er kurzfristig all seine Bedenken hinsichtlich lediger Frauen über Bord geworfen hatte. Doch sie hatte sich seiner Berührung vergnügt lachend entzogen. Andere junge Damen hätten ihm eine Ohrfeige verpasst oder noch schlimmer, seine Annäherungsversuche zugelassen, in der Hoffnung, ihn damit für ihre Ehepläne einzufangen. Amy hatte weder das eine noch das andere getan.
    Beim Gedanken daran musste Marcus lächeln. Schon damals war sie eine bemerkenswerte Frau gewesen. Wenn es ihm jemals gelang, sich aus dieser schrecklichen Misere zu befreien, würde er Amy Devereaux aufsuchen und herausfinden, wer sie wirklich war.

6. KAPITEL
    „Also habe ich gesagt, ich würde das Zimmer durchsuchen“,

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