Historical Saison Band 08
heiraten. Das ist beschlossene Sache und in der Times angekündigt. Nichts wird etwas daran ändern. Ein Gentleman lässt eine Dame nicht sitzen, egal was für einen Anlass es gibt.“
„Dann solltest du herausfinden, wer Felicia ist, und sie schnellstmöglich aus deinem Haus entfernen“, erwiderte Annabell. „Andernfalls wirst du dich genau in der Lage wiederfinden, in der du nicht sein möchtest.“
6. KAPITEL
„Pfui!“ Annabell warf ihre Spielkarten auf den Tisch. „Du bist einfach unschlagbar, Guy.“
Felicia legte ihre Karten ruhiger beiseite. „Heute Abend hat er in der Tat ein unglaubliches Glück.“
Er lächelte. „Wenn ich heute Abend im Brooks’s Club wäre, würde ich wahrscheinlich nicht mein Erbe verspielen.“
„Ganz bestimmt nicht“, gab ihm Annabell recht und erhob sich. „Hast du eigentlich das Neueste von Dominic gehört?“
Guy warf einen kurzen Seitenblick auf Felicia. „Handelt es sich um etwas Salonfähiges?“
„Nein, nichts, was Dominic tut, ist salonfähig.“
Felicia verstand, dass sie über ihren jüngeren Bruder sprachen, und stand auf. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen, würde ich mich jetzt zurückziehen.“
„Nein, nein“, widersprach Annabell rasch. „Ich hätte nicht davon reden sollen. Ich bin nur ein wenig beunruhigt.“
Sie ging zum Kamin, ergriff das Schüreisen und stieß damit in die Glut. Nachdem sie das Feuer zum Aufflackern gebracht hatte, begab sie sich zur Fensterfront. Sie öffnete eine der Fenstertüren und trat auf die Terrasse hinaus. Ein eisiger Wind wehte in den Raum.
Von draußen rief Annabell: „Es ist Vollmond, Guy, und der See ist zugefroren! Was hältst du von Eislaufen? Die Sicht ist gut genug.“
Guy erhob sich und ging zu ihr. „Manchmal bist du genauso flatterhaft wie Dominic.“
Sie legte den Kopf zur Seite und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Und wie du, Bruderherz.“
Felicia blieb im Zimmer, legte sich die Stola enger um die Schultern und stellte sich ans Kaminfeuer. Sie hielt es zwar für besser, sich zurückzuziehen, aber sie fühlte sich gar nicht schläfrig, und die Aussicht, im Mondlicht auf dem Eis zu laufen erschien ihr verlockend. Außerdem kam es ihr so vor, als ob sie wisse, wie man Schlittschuh läuft.
„Was meinen Sie, Felicia?“, erkundigte sich Annabell, die wieder ins Zimmer zurückkehrte. „Wenn Sie Schlittschuh laufen wollen, wird Guy sicherlich seine Zustimmung erteilen.“
„Eine Runde auf dem Eis klingt wirklich aufregend“, erwiderte Felicia. „Allerdings habe ich keine Schlittschuhe und nicht die passende Kleidung, um mich dabei warm zu halten.“
Annabell ließ ihr ansteckendes Lachen vernehmen. „Ich habe alles, was Sie benötigen.“ Sie drehte sich zu Guy um, der gerade hinter sich die Fenstertür schloss. „Was sagst du nun?“
Er schaute von einer Frau zur anderen. Annabells Wangen glühten von der Kälte. Die Wangen von Felicia waren vom Feuer gerötet, und ihre Augen leuchteten. Er schwieg.
„Keine Antwort bedeutet ja“, konstatierte Annabell. „Kommen Sie mit“, forderte sie Felicia auf. „Einige meiner alten Kleidungsstücke, die sich noch in The Folly befinden, werden Ihnen bestimmt passen.“
„Offenbar habe ich in dieser Angelegenheit kein Mitspracherecht“, stellte Guy resigniert fest. „Sollen wir uns hier in dreißig Minuten treffen? Ich gebe Oswald Bescheid, damit er uns die Schlittschuhe holt.“
Beide Frauen lächelten ihn an. Er sah ihnen nach, als sie auf dem Gang verschwanden, und wusste mit einem Mal, warum er in den lächerlichen Vorschlag eingewilligt hatte. Felicias Reaktion hatte ihm verraten, dass sie gern Schlittschuh laufen wollte. Nichts anderes hatte ihn umgestimmt. Er hingegen hätte lieber mit seiner Schwester über Dominics jüngste Eskapaden gesprochen. Aber er hatte geschwiegen, und nun würden sie das zweifelhafte Vergnügen haben, zu dritt auf dem Eis zu frieren.
Verärgert über sich selbst verließ er das Zimmer. Schwer zu sagen, was er noch alles fertigbrachte. Er hatte bereits Dinge getan, die er noch vor zwei Wochen nicht für möglich gehalten hätte.
Sie trafen sich genau eine halbe Stunde später an der Terrassentür des Spielzimmers. Annabell lachte gut gelaunt, Guy wirkte gelangweilt, und Felicia zweifelte, ob sie das Richtige tat.
Oswald brachte ihnen drei Paar Schlittschuhe, die über seinen behandschuhten Händen hingen. „Ich hoffe, diese passen Ihnen, Mylord“, sagte er und übergab sie Guy.
„Falls nicht,
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