Historical Saison Band 08
dein Bruder!“
„Bitte zieht euch für euren Streit in ein privates Zimmer zurück“, forderte Guy sie gereizt auf. Er wusste, weshalb Miss Duckworth ihn aufsuchte. „Wo ist mein Gast?“
Sofort gab ihm der Butler Auskunft. „Im vorderen Salon, Mylord.“
„Viel Glück“, wünschte ihm Annabell leise.
„Sei vorsichtig“, riet ihm Dominic. „Alleinstehende Frauen, die Junggesellen besuchen, führen normalerweise nichts Gutes im Schilde.“
Guy ließ seine Geschwister im Vestibül stehen und betrat das Zimmer, in dem seine Verlobte wartete.
Stocksteif saß Miss Duckworth auf einem Stuhl neben dem Kamin. Es war wieder empfindlich kälter geworden. Sie erhob sich und kam auf ihn zu.
„Miss Duckworth“, begrüßte Guy sie. „Was kann ich für Sie tun?“
„Wir müssen reden, Chillings.“
„Wie Sie wünschen“, murmelte er. „Wollen Sie nicht wieder Platz nehmen?“
Sie sank auf den Stuhl zurück. „Ich möchte nicht um den heißen Brei herumreden. Wir haben beide Besseres zu tun. Ich bin aus zwei Gründen hier.“ Illustrierend hob sie zwei Finger. „Der erste ist Ihr Bruder Dominic.“
„Ach, wirklich?“
„Ja, in der Tat. Sie können so erstaunt schauen, wie Sie wollen, Chillings, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er ein unumwundenes Interesse an meiner Schwester Lucy zur Schau stellt. Sie ist noch ein halbes Kind, und Ihr Bruder ist ein Lebemann.“
„Wollen Sie damit andeuten, dass Dominics Aufwartungen unerwünscht sind?“
„Von meiner Seite her ja. Lucy ist viel zu flatterhaft und unreif, um zu bemerken, dass er sich nur auf ihre Kosten amüsieren will.“ Sie setzte sich noch gerader hin. „Als verantwortliches Familienoberhaupt bitte ich Sie, mit ihm zu sprechen und der Sache Einhalt zu gebieten.“
„Ich werde mit ihm reden“, versprach er. Hoffentlich nützt es etwas, dachte er. „Und was ist Ihr zweites Anliegen?“
Ihre helle Haut rötete sich. „Es betrifft Sie und Mrs Marbury.“ Sie holte tief Luft und schaute ihm direkt in die Augen. „Wenn Sie unsere Verlobung lösen möchten, habe ich dafür Verständnis.“
„Halten Sie mich etwa für einen Mann ohne Ehrgefühl, Miss Duckworth?“, fragte er frostig.
„Nein, Chillings. Ich halte Sie für einen Mann, der ein ausgeprägtes Interesse an einer Frau zeigt, die weder seine Gattin noch seine Verlobte ist und die überdies mit einem anderen Mann verheiratet ist.“
Er ärgerte sich über ihre Worte, gerade weil er insgeheim zugeben musste, dass sie recht hatte. „Wenn Sie die Verlobung lösen möchten, habe ich dafür Verständnis, Miss Duckworth. Andernfalls betrachtete ich diese Debatte für beendet.“
Er beobachtete sie eine Weile und merkte, dass sie mit widersprüchlichen Gefühlen zu kämpfen hatte. Allerdings hatte er nicht den Eindruck, dass Schmerz dabei war.
Schließlich antwortete sie. „Wir waren uns einig, dass es sich bei unserer Verbindung um eine Vernunftehe handeln würde, Chillings. Sie wollen einen Erben, und ich heirate, weil die Spielschulden meines Vaters und Bruders unsere finanziellen Möglichkeiten übersteigen. Kurz und gut, wir heiraten beide für die Familie. Dennoch gebietet es mir mein Stolz, Ihnen zu sagen, dass ich der Auflösung unserer Verlobung zustimme, sofern Sie nicht länger an unserer Vereinbarung festhalten wollen.“
Er war in größter Versuchung. Doch er benötigte einen Erben, und zwar von einer Frau, für die er nichts Besonderes empfand. Er mochte und respektierte Miss Duckworth, aber sie rief in ihm keine echten Gefühle hervor. Miss Duckworth war also die geeignete Ehefrau für den gegebenen Anlass.
„Wie Sie richtig bemerkten, heiraten wir nicht um des Glückes willen. Daher müssen wir beide Dinge akzeptieren, die wir nicht gutheißen.“
Sie nickte. „Das ist richtig, Chillings. Mein Stolz sagt mir, ich sollte die Verlobung lösen. Aber meine familiären Verpflichtungen lassen es nicht zu.“ Sie erhob sich. „Danke, Chillings.“
„Keine Ursache“, murmelte er.
Die Tür schloss sich hinter ihr, und er ging zu einem Seitentisch, auf dem eine Karaffe mit Whisky stand. Er schüttete sich ein Glas ein und starrte nach draußen.
Sie hatte ihm angeboten, die Verlobung zu lösen. Felicia war bald eine geschiedene Frau. Er konnte sie heiraten.
Nein, er konnte Felicia nicht heiraten. Er benötigte einen Erben. Und dazu brauchte er eine Frau, die er nicht liebte.
Suzannes Tod hatte ihn beinahe zerstört. Jahrelang hatte er sich die Schuld
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