Historical Saison Band 09
zum Lunch einen sehr schmackhaften kleinen Imbiss mit frühsommerlichen Früchten zubereitet.
Abends würde Lady Myers Ball stattfinden, und noch immer war nicht klar, ob der Duke tatsächlich daran würde teilnehmen können. Harriet hatte versucht, Sophie zu beruhigen. Doch diese wusste nicht einmal, ob sie lieber auf Belfonts Gesellschaft verzichten oder sich damit abfinden wollte, dass er sie wie üblich kritisierte.
Jetzt saß sie vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und konnte sich nicht dazu überwinden, nach unten zu gehen. Dabei hätte sie – abgesehen davon, dass ihre Augen ungewöhnlich glanzlos wirkten – mit ihrem Äußeren zufrieden sein können. Die Ballrobe aus rauchblauer Seide stand ihr hervorragend. Sie war, wie alle ihre Kleidungsstücke, einfach geschnitten. Die hohe Taille und die kleinen Puffärmel verliehen ihr einen jugendlichen Charme. Ein paar aufgenähte weiße Seidenblumen bildeten die einzige Verzierung.
Sophie versuchte zu lächeln, hatte aber den Eindruck, dass jedermann sofort sehen würde, dass ihr eigentlich gar nicht danach zumute war. Es belastete sie einfach zu sehr, dass all ihre Gedanken sich um den Duke drehten. Wie oft hatte sie sich gesagt, er verdiene ihre Liebe nicht! Er war überheblich, rechthaberisch, unhöflich und zudem ein Frauenheld. Trotzdem konnte sie nichts gegen ihre Gefühle tun. Und wenn sie an den einen Kuss dachte, den er ihr gegeben hatte, wurden ihre Knie auch jetzt noch weich.
Aus der Eingangshalle drangen Stimmen herauf. Sophie wusste, dass sie nun nicht länger herumtrödeln durfte. Sie erhob sich, holte tief Luft, straffte die Schultern und begab sich nach unten, wo Harriet und James sie bereits erwarteten. Letzterer schien zu merken, dass sie sich in einer gereizten Stimmung befand. Jedenfalls verbeugte er sich stumm und geleitete sie wortlos zur Kutsche.
Tatsächlich hatte sein Schweigen einen anderen Grund. Wohl zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich zutiefst verunsichert. Er wusste wahrhaftig nicht, wie er sich dieser überaus schönen, bezaubernden begehrenswerten Frau gegenüber verhalten sollte. Er konnte Sophie, obwohl sie seine Cousine war, nicht mit verwandtschaftlicher Herzlichkeit begegnen. Genauso unmöglich allerdings war es, sie in die Arme zu schließen und sie voller Zärtlichkeit und Leidenschaft zu küssen.
Sicher, er dachte oft voller Sehnsucht an jenen einen Kuss zurück, den er ihr geraubt hatte. Aber er wusste auch, dass es ein Fehler gewesen war. Mit seinem Verhalten hatte er Sophie einen Grund geliefert, ihm Vorwürfe wegen seiner Überheblichkeit und Rücksichtslosigkeit zu machen. Kein Wunder, dass sie sich seitdem stolz und unnahbar gab!
Im Hause der Myers herrschte großes Gedränge. Aus dem Ballsaal war Musik zu hören, aus anderen Räumen Gesprächsfetzen und Lachen. Der Duke und Lady Harley standen neben Sophie und schauten sich interessiert um, während sie darauf warteten, von den Myers begrüßt zu werden.
Da trat Lady Myers strahlend auf sie zu. „Euer Gnaden“, rief sie, „wir fühlen uns geehrt und freuen uns, dass Sie sich von Ihren Pflichten gegenüber dem Prinzregenten freimachen konnten, um an unserem kleinen Fest teilzunehmen.“ Sie wandte sich Harriet und Sophie zu, um diese ebenfalls willkommen zu heißen. Und da sie Sophie seit Langem kannte, fiel ihr auf, dass diese ein wenig erschöpft aussah. Doch als sie taktvoll eine besorgte Äußerung dazu machte, wehrte Sophie sogleich ab. Woraufhin Lady Myers nichts anderes übrig blieb, als zu sagen: „Ich hoffe, Sie werden den Abend genießen. Die meisten der jungen Leute kennen Sie ja schon, nicht wahr?“
Sophie entdeckte Ariadne Jefferson, Dorothy Fidgett, Theodore Buskin und Peter Poundell. Sie nickte. „Man hat mich überall sehr freundlich aufgenommen.“
Während sie sich auf den Weg zu ihren vier Bekannten machte, stellte sie fest, dass auch viele ihr gänzlich Unbekannte anwesend waren: Gentlemen, die altmodische Perücken trugen, aber auch schneidige Offiziere in den Uniformen anderer Länder und ein paar Dandys, die sich gegenseitig mit ihrer modischen Kleidung zu übertreffen suchten.
Wie ungezwungen elegant der Duke doch im Gegensatz zu ihnen wirkt, dachte Sophie. Ihr gefiel es, dass er ganz in Schwarz und Weiß gekleidet war. Auch andere waren davon beeindruckt, das spürte sie. Zweifellos würden auf der nächsten großen Gesellschaft einige Gentlemen versuchen, Belfonts Stil nachzuahmen.
Sie ließ den Blick über die Gäste
Weitere Kostenlose Bücher