Historical Saison Band 09
Frühstückszimmer. „Was, um Himmels willen, hast du zu Sophie gesagt? Ich dachte, ihr würdet mir heute Morgen als glückliches Paar entgegentreten. Stattdessen muss ich feststellen, dass das dumme Mädchen fortgelaufen ist.“
„Sie ist fort?“ Er wusste natürlich, dass er ein großes Durcheinander angerichtet hatte. Die Erkenntnis hatte ihm eine schlaflose Nacht beschert. Was konnte er tun, um Sophie davon zu überzeugen, dass er sie mehr als alles auf der Welt liebte? Warum, zum Teufel, hatte er ihr seine Liebe nicht schon längst gestanden? „Fort?“, wiederholte er. „Wohin?“
„Das weiß ich nicht.“ Harriet hielt ihm ein Blatt Papier hin. „Da. Lies! Rose hat es gefunden.“
Liebe Harriet,
es ist so weit: Ich mache mich auf die Suche nach einer neuen Unterkunft. Nach einem Ort, an dem ich so leben kann, wie es mir behagt. Ich brauche meine Unabhängigkeit. Und ich weiß, wie sehr es Ihren Bruder erzürnt, wenn ich mich nicht an die Konventionen halte. Da ich nicht die perfekte junge Dame sein kann, zu der er mich so gern machen möchte, muss ich wohl fortgehen.
Ich bin Ihnen sehr dankbar für alles, was Sie für mich getan haben. Bitte übermitteln Sie auch dem Duke meinen aufrichtigen Dank.
Ihre Sophie Langford
„Was hast du bloß zu ihr gesagt?“, wiederholte Harriet.
„Nichts, was diesen Brief erklären könnte. Ich habe ihr einen Antrag gemacht. Und sie hat geantwortet, wir würden nicht zueinanderpassen.“
„Unsinn! Ihr seid füreinander geschaffen! Wenn ihr bloß nicht beide so verflixt stolz wäret! Ich will ganz genau wissen, was du gesagt hast.“
Er gehorchte.
Harriet lauschte schweigend. Nur ihre Augen verrieten, wie entsetzt sie war. „Du Dummkopf!“, schimpfte sie, als er seinen Bericht beendete. „Wie konntest du dich nur so ungeschickt anstellen! Dabei sagt man dir nach, du könntest jede Frau um den Finger wickeln! O James, was sollen wir nun tun? Du liebst sie. Und sie liebt dich. Aber …“
„Woher willst du das wissen?“
„Ihre Augen verraten es, wenn sie dich anschaut. Ihre Stimme verrät es, wenn sie von dir spricht.“
„Ich habe nichts davon bemerkt.“
„Du hast sie doch geküsst, oder nicht?“
„Das hat sie dir erzählt?“
„Ja. Du hättest an ihrer Reaktion auf deinen Kuss merken müssen, wie viel du ihr bedeutest.“
Er seufzte tief auf. „Du hast recht. Ich muss vollkommen blind gewesen sein. Nun bleibt mir nur eins: Ich muss sie finden und zurückholen.“
„Allerdings! Überleg dir diesmal gut, was du ihr sagen willst. Versuche, sie nicht zu demütigen und nicht mit ihr zu schimpfen. Sie ist verletzlicher, als du glaubst.“
„Ich werde …“
Er kam nicht dazu, den Satz zu vollenden, denn Collins klopfte, um einen Besucher zu melden.
„Euer Gnaden, Lord Carstairs bittet dringend um eine Unterredung. Ich habe mir erlaubt, ihn in die Bibliothek zu führen.“
„Danke!“ Mit großen Schritten verließ Belfont das Frühstückszimmer, öffnete die Tür der Bibliothek und sagte zu dem ungeduldig wartenden Carstairs: „Ihr Besuch zu dieser frühen Stunde kann nur eines bedeuten. Es gibt Neuigkeiten bezüglich unserer Feinde.“
„Nun, die Neuigkeiten haben eher etwas mit Ihrem Mündel zu tun.“
„Mit Sophie? Sie wissen, wo sie sich aufhält?“
„Ist sie etwa nicht hier?“
„Nein.“ Es war unmöglich, die Zusammenhänge zu erklären. Also meinte James nur: „Fangen wir von vorn an. Warum sind Sie hier, Carstairs?“
„Es geht um Miss Langford. Sie … sie benimmt sich sehr …“
„… unkonventionell? Nun, das Benehmen meines Mündels ist immer noch meine Angelegenheit.“
„Nicht in diesem Fall. Leider … Sie wurde beobachtet, als sie das Haus des Conte am Piccadilly verließ.“
James wurde blass. „Wann?“ Sie würde doch nicht so dumm gewesen sein, sich zu Cariotti zu flüchten!
„Gestern Mittag. Ich hoffe nur, dass sie nicht in etwas Unrechtes verwickelt ist!“
„Wer hat sie gesehen?“ James bebte vor Zorn. Sie musste den Conte getroffen haben, nachdem sie bei Murray gewesen war. Aber auf seine Frage nach ihrer Beziehung zu Cariotti hatte sie nur gesagt, sie verabscheue den Italiener.
„Meine Gattin und Mrs Jessop waren mit der Kutsche unterwegs, als sie sahen, wie Miss Langford ein Haus nahe Piccadilly verließ. Mrs Jessop erwähnte das später ihrem Sohn gegenüber. Und der erzählte ihr, dass er die junge Dame allein in der Stadt getroffen habe. Er habe sie nach Hause bringen wollen, doch
Weitere Kostenlose Bücher