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Historical Saison Band 09

Historical Saison Band 09

Titel: Historical Saison Band 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Moore
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festgelegt hatte. Es gab nur eins, was sie noch mehr aufbringen konnte, und …
    Ausgerechnet das geschah jetzt auch.
    Quintus MacLachlann kam in das Büro geschlendert, ohne auch nur höflichkeitshalber an die Tür zu klopfen. Natürlich hatte Esme ihn nicht gehört. Der Mann bewegte sich so lautlos wie eine Raubkatze.
    Mit einer braunen Wolljacke, indigoblauer Weste, einem weißen Hemd, das er am Hals offen trug, und weiter heller Hose angetan, konnte man leicht denken, er sei ein Bauernsohn und verdiene sich seinen Lebensunterhalt mit dem Faustkampf. Nur seine Stimme und feudalherrschaftliche Selbstgefälligkeit ließen darauf schließen, er sei etwas anderes. In Wahrheit war er der in Ungnade gefallene, lasterhafte Sohn eines schottischen Edelmannes, der jedes Privileg vertan hatte, das ihm das Vermögen und die Stellung seiner Familie verschafften.
    „Wo ist Jamie?“, fragte er mit jener Mischung aus Arroganz und Vertrautheit, die sie besonders ärgerlich fand.
    „Ich weiß es nicht.“ Sie setzte sich auf den Rand des kleinen Stuhls mit der ovalen Rückenlehne, den ihr Bruder seinen Klienten zur Verfügung stellte. Esme glättete eine Falte ihrer dunkelbraunen Pelisse und schob ihren schlichten Hut um einen Hauch zur Seite, damit er genau in der Mitte ihres glatt gescheitelten braunen Haars lag.
    „Das sieht ihm nicht ähnlich“, bemerkte MacLachlann unnötigerweise, während er sich an die Regale lehnte, die Jamies Gesetzbücher enthielten. „Hatte er einen Termin mit jemandem?“
    „Ich weiß es nicht“, wiederholte sie und schalt sich insgeheim für ihre Unwissenheit. „Ich bin nicht über jeden Termin meines Bruders informiert.“
    MacLachlanns sinnliche Lippen verzogen sich zu einem vermessenen Grinsen. Seine blauen Augen funkelten spöttisch. „Was denn, die Mutterhenne weiß nicht über jede einzelne Bewegung ihres Kükens Bescheid?“
    „Ich bin nicht Jamies Mutter, und da Jamie ein erwachsener Mann ist und über einen klugen Verstand und Bildung verfügt, die er nicht verschwendet hat, führe ich nicht über jede seiner Bewegungen Buch.“
    Ihre Worte hatten offensichtlich nicht die geringste Wirkung auf ihn, da er weiterhin lächelte. „Nein? Nun, jedenfalls ist er bei keiner Frau, es sei denn, sie wäre seine Klientin. Tagsüber gibt er sich niemals derlei Dingen hin.“
    Esme presste die Lippen zusammen.
    „Noch etwas also, das die Mutterhenne nicht weiß, was?“, zog er sie auf.
    „Das Privatleben meines Bruders geht mich nichts an.“ Sie straffte die Schultern und bedachte MacLachlann mit einem verächtlichen Blick. „Wenn ich mich in all seine Angelegenheiten einmischen wollte, würde ich auch wissen, warum er es sich je hat einfallen lassen, einen Galgenstrick wie Sie einzustellen.“
    In MacLachlanns blauen Augen erschien ein Leuchten ganz anderer Art. „Soll mich das verletzen, mein kleiner Honigkuchen?“ Er verstärkte seinen schottischen Akzent ein wenig und benutzte einen Kosenamen, den Esme von ganzem Herzen verabscheute. „Wenn ja, dann haben Sie Ihr Ziel völlig verfehlt. Ich bin schon auf eine Weise beleidigt worden, bei der Ihnen die Haare zu Berge stehen würden.“
    Unbewusst ihr Haar berührend, wandte Esme sich von ihm ab und sah angestrengt aus dem Fenster, das auf den matschigen Hausgarten blickte, in dem noch wenig auf den Frühling hindeutete, ließ sich aber nicht dazu herab, MacLachlann zu antworten.
    Sie musste unbedingt mit Jamie über MacLachlanns Unverschämtheit reden. Sollte er nicht bereit sein, sie mit dem gebührenden Respekt zu behandeln, so gab es gewiss noch andere Männer in London, die ebenso in der Lage waren, an Informationen zu kommen. Ihr Bruder brauchte nicht MacLachlann damit zu beauftragen, selbst wenn er auf dieselbe Schule gegangen war wie er.
    Selbstzufrieden grinsend ging MacLachlann gelassenen Schrittes zum Schreibtisch und tippte mit dem Finger auf die Dokumente, die Esme dort hingelegt hatte. „Ich frage mich, was die Klienten Ihres Bruders sagen würden, wenn sie wüssten, dass seine Schwester im Grunde auch seine Partnerin in der Kanzlei ist? Dass es eine Frau ist, die die Verträge, Testamente und Überschreibungen aufsetzt und den größten Teil der Recherche für ihn erledigt?“
    Esme sprang empört auf. „Ich helfe ihm lediglich dabei, den ersten Entwurf der Dokumente abzufassen und rechtliche Präzedenzfälle zu suchen. Jamie verfasst immer selbst die endgültigen Dokumente und überprüft alles, was ich tue. Wenn Sie

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