Historical Saison Band 12
Vaters. Die Seite, über die du behauptet hast, nichts zu wissen.“
Er verengte die Augen. „Und – hast du sie gefunden?“
„Ja.“
Er beugte sich hinunter und blätterte durch die Seiten, die aus den Mappen herausgefallen waren. Als er sich wieder aufrichtete, schimmerte keine Wärme mehr in seinen Augen. „Woher wusstest du, dass ich die Seite habe?“, fragte er barsch.
Welch eine Veränderung, dachte sie. Nichts an ihm erinnerte mehr an den zärtlichen Liebhaber der vergangenen Woche.
„Ich habe gesehen, wie du sie bei unserem Besuch in Rawdon gelesen hast. Dabei hast du so zornig ausgesehen wie jetzt, und das hat mich stutzig gemacht. Danach hast du die Seite in deine Tasche gesteckt, und ich habe beschlossen, herauszufinden, was dich so wütend gemacht hat.“
„Warum hast du mich nicht einfach gefragt?“
„Sei nicht albern. Du hast ja noch nicht einmal zugeben wollen, dass die Seite in deinem Besitz ist. Du hättest sie mir niemals freiwillig gezeigt.“
„Da hast du verdammt recht“, erwiderte er. Kurz schwieg er, dann sagte er mit beherrschter Stimme: „Ich vermute, du hast die Seite vor dem Dinner an dich genommen, aber noch keine Zeit gehabt, sie zu lesen. Du wirkst angespannt, jedoch nicht bekümmert. Ich bin wohl etwas zu früh zurückgekommen. Also, wo ist die Seite?“
Lexi antwortete nicht.
„Sag mir, wo sie ist, Alexandra“, sagte er und packte sie am Arm.
„Nein, niemals. Du hast recht, ich habe sie noch nicht gelesen, aber das werde ich.“
Er schüttelte den Kopf. „Um Himmels willen, mach dir doch nicht noch mehr Kummer, als du bereits erlitten hast. Gib mir die Seite.“
Lexi riss sich los. „Nein! Ich kann mir ohnehin denken, was darauf geschrieben steht. Der Erpresser hat gedroht, das Geheimnis meines Vaters publik zu machen, nicht wahr, Deverell?“
Richard zog sie an sich und hielt sie so fest, dass sie kaum atmen konnte. „Fang nicht wieder an, mich Deverell zu nennen, Alexandra!“, meinte er rau. „Ich bin nicht dein Feind. Warum kannst du mir nicht einfach vertrauen? Bitte verdirb nicht wieder alles.“
„Verderben? Was gibt es da schon zu verderben?“ Tränen der Wut standen in ihren Augen, und ihre Stimme klang erstickt. „Oh, du bist ein göttlicher Liebhaber, das kann ich nicht bestreiten. Und du bist gewieft. Eine Frau kann in deinen Armen alles um sich herum vergessen, so wie ich Johnny und das Tagebuch beinahe vergessen hätte, denn ich war so dumm zu glauben, dass du mich wirklich liebst. Aber da habe ich mich getäuscht, nicht wahr? Wenn du mich lieben würdest, hättest du keine Geheimnisse vor mir und würdest mich auch nicht derart kalt anblicken so wie jetzt. Du hast mich nur geheiratet, weil ich dir leidtat und weil du meinem Vater das Versprechen gegeben hast, dich um mich zu kümmern. Warum bist du nicht ehrlich zu mir? Ich wäre mit einer Zweckehe einverstanden gewesen, ich habe es dir ja selbst vorgeschlagen. Du hättest nicht vorgeben müssen, dass du mich liebst.“
Richard sah sie verblüfft an. „Ich verstehe nicht. Welches Versprechen?“
„Ach, jetzt tu doch nicht so, als ob du das nicht wüsstest! Mark hat mir heute Nachmittag davon erzählt. Er war zugegen, als du meinem Vater versprochen hast, für mich zu sorgen. Und obgleich er versucht hat, sich nichts anmerken zu lassen, war offensichtlich, dass er dachte, du hättest mich allein aus diesem Grund geheiratet.“
„Oh, ich verstehe. Mark hat es dir erzählt … Mark hat gedacht … Und daraufhin denkst du natürlich, dass ich dich angelogen und meine Liebe nur vorgetäuscht habe, dass ich die leidenschaftlichen Gefühle der vergangenen Woche bloß vorgegaukelt habe, ohne sie wahrlich zu empfinden. Glaubst du denn wirklich, dass all die Pläne, die wir für unser gemeinsames Leben in Channings geschmiedet haben, bloß auf einer bedeutungslosen Vereinbarung beruhen, die ich mit deinem Vater getroffen habe?“ Er schüttelte den Kopf. Wie zu sich selbst sagte er: „Ich hatte angenommen, alle Missverständnisse zwischen uns seien ausgeräumt und wir vertrauen einander. Ich dachte, ich hätte endlich gefunden, wonach ich mich mein ganzes Leben lang gesehnt habe. Aber offenbar ist dem nicht so.“
Ihm war deutlich anzuhören, wie sehr ihn diese Erkenntnis, schmerzte, und Lexi brach fast das Herz. Tröstend legte sie die Hand auf seinen Arm, doch er schob sie fort.
„Nein, Alexandra. Mir war nicht klar, dass du immer noch an mir zweifelst. Aber daran kann ich im
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