Historical Saison Band 12
Keuchen ging durch den Raum. Lady Honoria widersprach voller Entrüstung, und Pfarrer Harmond meinte verblüfft: „Ich verstehe das alles nicht. Warum sagen Sie solch schreckliche Sachen über Ihren Gatten, Lady Deverell? Meine Liebe, offenbar wissen Sie nicht, was Sie tun. Vermutlich haben die Ereignisse der vergangenen Monate Sie überfordert. Geben Sie mir die Waffe.“ Er machte einen Schritt nach vorn, doch Lexi gebot ihm Einhalt.
„Bleiben Sie stehen! Ich weiß genau, was ich tue. Und ich schwöre, ich werde Deverell getroffen haben, noch bevor Sie mich erreichen.“
„Richard, ein solch unerhörtes Benehmen ist mir mein Lebtag noch nicht untergekommen. Warum bringst du deine Gemahlin nicht zur Räson?“, sagte Lady Honoria außer sich vor Entrüstung.
„Das würde ich ja gern“, erwiderte Richard, ohne den Blick von Lexi zu nehmen. „Ich weiß allerdings nicht wie, Tante Honoria.“ Sein Gesicht war immer noch bleich, seine Stimme jedoch klang beherrscht. „Indes bin ich mir sicher, dass Alexandra es ernst meint.“ Mit einfühlsamer Stimme wandte er sich an seine Gattin. „Du erhebst schwere Anschuldigungen, die sich keineswegs beweisen lassen, wie du weißt. Hältst du mich denn wirklich für einen solchen Halunken?“
„Oh ja. Und ich habe alle Beweise, die ich brauche. Und jetzt, da Rawdon wieder vor dir sicher ist, werde ich dich für deine Taten büßen lassen.“
„Sir Mark!“, sagte Lady Honoria nachdrücklich. „Haben Sie denn keinen Einfluss auf Ihre Cousine? So tun Sie doch etwas! Ich kann zwar nicht glauben, dass sie wirklich auf jemanden schießen würde, aber es ist gefährlich, eine Waffe auf einen Menschen zu richten. Sagen Sie ihr, sie soll aufhören, sich wie eine Närrin zu benehmen, und die Waffe weglegen, bevor noch etwas geschieht.“
„Mach dich nicht unglücklich, Lexi!“, bat Mark. „Du hast ja erreicht, was du wolltest. Rawdon ist wieder gänzlich im Besitz der Familie. Es ist nicht notwendig, dass du jetzt noch eine solche Verrücktheit begehst.“
„Doch, das ist es. Notwendiger als je zuvor, Mark. Er ist mein Gatte! Glaubst du etwa allen Ernstes, ich könnte mit solch einem Verbrecher zusammenleben?“ Sie zielte mit der Pistole auf Richards Herz. Erneut ging ein Keuchen durch den kleinen Raum.
„Warte, Alexandra!“ Richards Stimme klang eindringlich, aber immer noch furchtlos. „Hör mich nur einen Augenblick an. Als Beschuldigter habe ich doch wohl das Recht, mich zu verteidigen.“
„Auf deiner Unschuld zu beharren, meinst du wohl?“ Lexi verzog abschätzig den Mund.
„Ja, verflixt, weil ich unschuldig bin!“
„Du hast also meinen Bruder nicht erschossen?“
„Nein!“
„Und du hast auch nicht mit meinem Vater Karten gespielt? Hast nicht alles gewonnen, was er besaß, und ihn damit ruiniert?“
Richard zögerte. „Er war schon ruiniert, bevor ich mit ihm gespielt habe, aber ja, ich habe mit ihm um seinen restlichen Besitz gespielt und gewonnen.“
Lexi schluchzte auf, legte den Finger auf den Hahn und spannte ihn. Bereit, sich auf sie zu stürzen, machten Lady Honoria und Pfarrer Harmond einen Schritt nach vorn.
„Rührt euch nicht von der Stelle!“, rief Richard schroff. „Ich verbitte mir jegliche Einmischung. Diese Angelegenheit geht nur Alexandra und mich etwas an.“ Lexis Blick festhaltend fuhr er fort: „Ich habe getan, was ich tun musste. Ich wollte deinen Vater vor weiterem Unheil bewahren, nicht ruinieren. Wäre er nicht so plötzlich von uns gegangen, hätte ich dir das auch beweisen können. Ihm und nötigenfalls auch dir.“
„Das klingt in meinen Ohren nicht sehr überzeugend. Hätte ich dich nicht gezwungen, die Ländereien meines Vaters an Mark zurückzugeben, hättest du alles deinem Besitz einverleibt. Und dadurch wäre Rawdon zugrunde gegangen.“ Ihre Augen blitzten wütend. „Himmel, Deverell, was bist du nur für ein Mann? War dir Channings nicht groß genug? Musstest du unbedingt auch noch Rawdon besitzen?“
„Du hast mich nicht gezwungen, alles zurückzugeben, Alexandra“, erwiderte Richard mit stählerner Stimme. „Das hab ich aus freiem Willen getan. Es war dein Hochzeitsgeschenk. Du hast beschlossen, es deinem Vetter zu geben.“
„Bei mir kann von freiem Willen allerdings wohl keine Rede sein! Immerhin musste ich dich erst heiraten, um dieses Geschenk zu bekommen.“
„Soll das etwa heißen, du hättest mich andernfalls nicht geheiratet? Das kann ich nicht glauben. Mir schien, mein Antrag war
Weitere Kostenlose Bücher