Historical Saison Band 15
Mutter eine so jämmerliche Versagerin war. Es beruhigte mich, als ich sah, wie gut es ihm bei der Amme ging, aber es machte mich auch unglücklich, weil es bewies, dass ich wirklich schuld an allem war.“
„Es tut mir leid, Caro.“ Hatte er in all den Jahren, die sie zusammen waren, auch nur ein einziges Mal so etwas zu ihr gesagt? „Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich fühlte mich so wahnsinnig hilflos. Die Ärzte sagten mir immer wieder, das Kind bräuchte Nahrung und du müsstest dich ausruhen. Ich dachte, du würdest dich freuen, wenn jemand anders das Baby übernahm, damit du dich um deine gesellschaftlichen Verpflichtungen kümmern könntest.“
Caroline stöhnte auf, als hätte er sie geschlagen. „Du irrst dich. Es war genau anders herum. Ich ging zu allen Gesellschaften, zu denen ich eingeladen wurde, nur um mich abzulenken, weil mein Baby mir so sehr fehlte. Wenn ich unter Leuten war, die mir schmeichelten und mich bewunderten, kam ich mir nicht ganz so nutzlos vor wie zu Hause.“
Bennett schnürte es die Kehle zu vor Entsetzen. Er hätte sich nicht träumen lassen, dass sie so empfand. Natürlich hatte er sie auch nicht gefragt, sondern ihr insgeheim Lieblosigkeit vorgeworfen. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass eine so schöne, verführerische Frau wie sie an sich zweifeln könnte und bei Fremden die Art von Anerkennung suchte, die ihr in ihrer Ehe verweigert wurde.
Sie hatten nicht zueinandergepasst, dazu waren sie zu verschieden. Aber nur aus seinem Antrieb war es überhaupt zu einer Vermählung gekommen. Er war vom ersten Augenblick an von ihr fasziniert gewesen. Sie sollte ihm gehören, und so hatte er sie umworben und keine Mühe gescheut, um sie zu gewinnen. Zu spät war ihm die Bedeutung eines alten Sprichworts aufgegangen: Drum prüfe, wer sich ewig bindet.
Konnte es sein, dass er versucht hatte, seine Frau nicht nur für ihre Fehler, sondern auch für seine eigenen zu bestrafen? „Nichts von alldem war deine Schuld, Caro. Die Geburt war so schwer für dich gewesen, und du hattest keine Erfahrung im Stillen. Eine Frau wird schließlich nicht mit diesem Wissen geboren. Du hast Fehler begangen, aber das ist kein Scheitern.“ Als keine Antwort kam, hoffte er, dass es zumindest ein gutes Zeichen war, dass sie ihm nicht widersprach. Also sagte er vielleicht doch Dinge, die sie hören wollte – wenn auch leider fünf Jahre zu spät. „Man scheitert nur, wenn man ganz aufgibt. Wenn man es nicht weiter versucht und aufhört zu lieben.“
Sicher, das waren wohlklingende Worte. Doch sein schlechtes Gewissen quälte ihn weiterhin. Denn wie sollte Caroline weiterhin versuchen, eine gute Mutter zu werden, wenn er kurz davor war, ihr das Kind für immer zu nehmen?
Als Caroline am nächsten Morgen erwachte und die Frühlingssonne hell und warm durch die Fensterscheibe schien, machte ihr Herz einen hoffnungsfrohen Sprung. Dann erinnerte sie sich an den gestrigen Tag und ihr Mut sank.
Wyn würde schon bald fort sein, und sie hatte Bennett sogar angefleht, ihn mitzunehmen. Ihr Sohn würde sie als schlechte Mutter in Erinnerung behalten, da sie keine Möglichkeit mehr hatte, ihm ihre bedingungslose Liebe zu beweisen.
Während sie sich mühsam aus dem Bett schleppte, musste sie an den Besuch ihres Mannes vom Vorabend denken. War es wirklich geschehen oder hatte sie es geträumt? In vielerlei Hinsicht war es genauso unwahrscheinlich gewesen wie ein Traum. Ausgerechnet ihr kühler, reservierter Mann sollte sie dazu ermutigt haben, über die schmerzhafteste Zeit ihrer Ehe zu sprechen?
Jene qualvollen Tage und Nächte noch einmal durchleben zu müssen, war schlimmer gewesen als ein Albtraum. Und doch hatte sie sich nach ihrer Beichte befreit gefühlt. Dass Bennett zugegeben hatte, damals von den Ereignissen fast ebenso überfordert gewesen zu sein wie sie, hatte ihr Gewissen ein wenig erleichtert. Es tröstete sie, dass er die Amme und Mrs McGregor nur eingestellt hatte, weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen.
Besonders erstaunt war sie aber über das gewesen, was Bennett über das Scheitern gesagt hatte und darüber, dass man nicht aufgeben durfte. Sie hatte gespürt, dass er sie jetzt nicht mehr so streng verurteilte.
Als Caroline sich schließlich angekleidet hatte, und bereit war, sich dem Tag zu stellen, verließ sie ihr Zimmer. Im Flur verweilte sie kurz, unsicher, wohin sie sich wenden sollte. Sie hörte leise Stimmen in Wyns Zimmer, wusste aber trotz
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