Historical Saison Band 15
verschoben werden musste.
„Aber es regnet, mein Liebling“, versuchte Caroline ihn zu beruhigen. „Erinnere dich doch, wie krank du wurdest, als du das letzte Mal im Regen nach draußen gingst.“
„Ihr habt es versprochen.“ Der Junge presste die Nase an die Fensterscheibe des Salons. „Können wir nicht zum Blockhaus? Es ist bloß da drüben. Wir würden kaum nass werden, wenn wir nur das kleine Stückchen gehen müssen. Es ist einfach nicht fair!“
Caroline warf Bennett einen flehenden Blick zu, und er konnte sie nicht enttäuschen, wie er es früher getan hatte.
„Wenn du darauf bestehst, heute auszugehen“, wandte er sich in einem Ton an seinen Sohn, der, wie er hoffte, nicht zu streng war, „können deine Mutter und ich dir nicht länger im Weg stehen.“
Caroline sah ihn entsetzt an und formte lautlos das Wort „Nein“.
„Aber denk daran“, fuhr er warnend fort, „wenn du dich erkältest und wieder krank wirst, musst du noch sehr viel länger im Bett bleiben und unendlich viele Tassen Schafgarbentee trinken.“
Der Kleine runzelte nachdenklich die Stirn, während er die möglichen Folgen abwog. Offenbar kam er zu dem Schluss, das Risiko sei zu hoch, denn er stieß einen herzergreifenden Seufzer aus. „Ich werde die Insel niemals zu sehen kriegen.“
„Doch, natürlich“, sagte Bennett, voller Stolz auf seinen Sohn. „Und dafür musst du vorbereitet sein.“
„Wie denn?“, fragte der Kleine zweifelnd.
„Na ja, ich hatte vor, dich zur Heide hinaufzubringen, wo wir einen Drachen steigen lassen könnten. Da oben weht immer eine schöne Brise. Aber zunächst müssen wir einen Drachen bauen. Möchtest du mir dabei helfen?“
„Einen Drachen?“ Wyns Miene hellte sich sichtlich auf. „Oh ja, Papa!“
Die Köchin bot Wyn an, ihr beim Backen zu helfen, während seine Eltern das Haus nach dem nötigen Material für den Drachen durchsuchten.
Erst als sie den Dachboden erreicht hatten, sagte Caroline: „Du bist ein ziemliches Risiko eingegangen. Was hättest du getan, wenn unser Sohn dich beim Wort genommen hätte?“
„Ich weiß nicht“, gab Bennett achselzuckend zu. „Wahrscheinlich hätte ich um deine Hilfe gebeten. Aber ich bin erleichtert, dass es nicht so weit gekommen ist. Sieh es als Lektion an, wie man ihm Grenzen setzen kann, ohne wie ein Tyrann dazustehen: Gib ihm eine Wahl, wenn du kannst. Lass eine der Möglichkeiten sehr viel interessanter aussehen, oder gib ihm die Wahl zwischen zwei Dingen, die du tolerieren kannst.“
„Das gefällt mir.“ Caroline nickte anerkennend. „Obwohl es von einer gewissen Hinterhältigkeit zeugt, die ich von dir nicht erwartet hätte.“
Ihr Ton war neckend, und früher hätte er sie vielleicht dafür in die Schranken gewiesen. Jetzt lächelte er nur. „Eine unglückliche Folge meines häufigen Umgangs mit Politikern.“
Caroline lachte. Sie beugte sich gleich darauf über eine große Truhe und stöberte darin herum. Bennett hatte sie seit einer Ewigkeit nicht mehr lachen gehört. Er hatte vergessen, wie melodisch und liebreizend es klang. Dass es ihm gelungen war, sie zu erfreuen, erfüllte ihn mit einem angenehmen Gefühl der Genugtuung.
In einer Ecke des Dachbodens hinter einem aufgerollten Teppich fand Bennett mehrere dünne Holzleisten und hielt sie triumphierend hoch. „Diese sind genau richtig für das Drachengestell. Jetzt ist es an dir, mir beizubringen, wie ich Wyn mehr Zuneigung zeigen kann.“
Sie wühlte noch tiefer in der Truhe herum. War es der Versuch, sich vor ihm zu verstecken? „Ich habe das Gefühl, du weißt sehr gut, was du tun musst … Leider nimmst du dich immer zurück, wenn die Gelegenheit kommt.“
„Das ist nicht besonders hilfreich.“
„Du möchtest Regeln und Methoden erfahren, wie man Liebe zeigt?“ Sie sah hinter der Truhe zu ihm auf. „Nun gut. Die erste Regel lautet: Runzle weniger oft die Stirn und lächle öfter. Ist das hilfreicher?“
„Oh ja.“ Sein schwaches Grinsen wurde zu einem offenen, breiten Lächeln. „Hast du noch ein paar Körnchen Weisheit, die du mit mir teilen könntest?“
„Ich möchte dich nicht mit zu vielen Lektionen auf einmal überwältigen“, antwortete Caroline mit gespielter Feierlichkeit. „Lass uns erst sehen, wie du mit dieser zurechtkommst, bevor wir zu fortgeschrittenen Fähigkeiten übergehen, wie zum Beispiel das Händehalten.“
Obwohl er über ihren kleinen Scherz lachen musste, konnte Bennett nicht sein Verlangen leugnen, gerade diese
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