Historical Saison Band 15
immer es sie beide auch kosten mochte. Am Ende würde er sie hassen lernen, noch mehr als er es vorher getan hatte. Und jetzt liebte Caroline ihn so sehr, dass sie es nicht ertragen könnte.
„Ja!“, fuhr sie ihn an, ganz verängstigt über ihre Verletzlichkeit. „Da du es unbedingt wissen musst, ich habe wirklich geglaubt, in dich verliebt zu sein. Noch schlimmer, ich redete mir sogar ein, du würdest etwas für mich empfinden!“
Vielleicht zum ersten Mal, seit sie sich kannten, gelang es ihm nicht, seine Gefühle zu verbergen. So deutlich, wie es nur möglich war, sah sie das Mitleid, das sie erwartet hatte, aber auch Reue und die Sehnsucht nach einer Harmonie, die es nie geben würde.
Plötzlich wandte er sich zur Tür. „Ich muss nach Wyn sehen und werde mich um ihn kümmern, damit Parker zu dir kommen kann.“
Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer, so eilig, als wäre er auf der Flucht vor einer entsetzlichen Bedrohung. Mutlos sah sie ihm nach. Sie fragte sich, ob er jetzt wohl bereute, sie vor dem Ertrinken gerettet zu haben. Seine Zukunft würde so viel einfacher sein, wenn er es nicht getan hätte.
Auf irgendeine Weise musste sie ihm zu verstehen geben, dass eine Scheidung die weniger schmerzhafte Alternative für sie beide war.
Er konnte sich unmöglich von Caroline scheiden lassen, sosehr sie es auch zu wünschen schien. Dieser Gedanke ging Bennett unaufhörlich durch den Kopf, während er versuchte, seinen kleinen Sohn zu unterhalten.
Die ganze Zeit hatte sie ihn auf ihre Weise geliebt, sich nach der Art von Zuneigung gesehnt, die er ihr nicht hatte geben können, obwohl er es gewollt hatte. Wenn er an all die Dinge dachte, die er sich nie die Zeit genommen hatte, über sie herauszufinden, an all die Dinge, die er ihr nicht über sich anvertraut hatte, fragte er sich, ob sie sich manchmal nicht eher wie eine Geliebte als seine Frau vorgekommen war. Vielleicht sogar noch geringer.
Es war ihm nicht bewusst, wie tief in Gedanken er versunken war, bis Wyn plötzlich von seiner Muschelsammlung aufsah, die sie auf dem Tisch ausgebreitet hatten. „Bist du böse auf Mama, weil sie ins Wasser gefallen ist und du sie herausholen musstest?“
Die Frage ließ ihn stutzig werden. Viel zu oft, wenn er eigentlich nur damit beschäftigt war nachzudenken, nahm Wyn an, dass er verärgert sei. Hatte Caroline sein häufiges Schweigen auch als strenge Missbilligung ausgelegt? Besonders wahrscheinlich, nachdem ihr Sohn geboren war und sie mit den Anforderungen einer jungen Mutter zu kämpfen hatte.
„Böse auf deine Mama?“ Er schüttelte den Kopf und griff nach Wyns Hand. Dank Carolines Hilfe fiel es ihm jetzt nicht mehr so schwer, einen anderen Menschen zärtlich zu berühren. „Überhaupt nicht. Ich machte mir Sorgen um sie und hatte große Angst, dass ihr etwas passieren könnte, falls ich sie nicht rette. Du hast sicher dasselbe empfunden, oder?“
Der Kleine nickte ernst und drückte die Hand seines Vaters. „Ich bin froh, dass du nicht böse auf sie bist. Ihr habt euch so gut verstanden. Gibt es nicht mehr diese Unterschiede zwischen euch, wegen der ihr euch immer so gestritten habt?“
Auch jetzt musste Bennett erst einmal nachdenken. „Doch, diese Unterschiede gibt es noch. Aber wir haben festgestellt, dass die Dinge, die wir gemeinsam haben, sehr viel wichtiger sind. Außerdem müssen Unterschiede nicht immer ein Problem sein.“
Wie sollte er es so erklären, dass ein kleiner Junge es verstehen konnte? Er selbst hatte doch Jahrzehnte gebraucht, um es zu begreifen! „Siehst du unsere Muscheln?“ Er holte zwei aus all den übrigen heraus. „Obwohl sie so unterschiedlich sind, die eine groß, die andere klein, die eine mit braunen Flecken, die andere weiß, mochtest du doch beide so sehr, dass du sie aufgehoben hast.“
„Ja.“ Ein Lächeln ließ Wyns Gesicht aufleuchten.
Es war ihr Lächeln, erkannte Bennett, und es versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. Auch die Augen seines Sohnes hatten die gleiche blaugrüne Farbe wie die von Caroline.
„Und beide Muscheln boten den kleinen Geschöpfen Schutz, die einmal in ihnen lebten.“ Dieser Gedanke ließ Bennett noch etwas erkennen.
Seine Frau und er waren beide in der Vergangenheit verletzt worden, und beide hatten ihr Herz mit einer schützenden Mauer umgeben. Nur hatte die Art der Mauer eine so unterschiedliche Form angenommen, dass weder Caroline noch er sie als das erkannten, was sie war. Stattdessen hatten sie sich
Weitere Kostenlose Bücher