Historical Saison Band 15
begeistert, sprang vom Tisch auf und galoppierte blitzschnell umher. „Gehen wir sofort los?“
Arabella schaute ihm lachend zu. „Erst müssen wir uns fertig machen.“
„Sollen wir das wirklich wagen?“, gab Mrs Tatton zu bedenken.
„So früh am Morgen werden wir nur wenige Leute im Park antreffen, Mama. Und selbst wenn man uns sieht – niemand wird uns mit diesem Haus oder seinem Mieter in Verbindung bringen.“
Als Archie zum Kamin hüpfte, blieb er stehen und berührte die bunten Bänder, die Arabella an das Sims gehängt hatte. Lächelnd sah sie die Freude in den Augen ihres Sohnes, der seine Geburtstagsdekoration bewunderte. Die musste natürlich rechtzeitig entfernt werden, falls Dominic zu Besuch kam.
„Und denk an deine Geburtstagsparty, Archie.“ Mrs Tatton stand auf und ging zu ihrem Enkel. „Dafür wird die Köchin einen Kirschkuchen und Kekse backen. Dazu gibt es Limonade.“
„Hurra!“, schrie Archie. „Ich liebe Geburtstage!“
Gemmell trat ein, von einem Dienstmädchen gefolgt, das er anwies, den Frühstückstisch abzuräumen. „Wie alt bist du denn heute geworden, junger Master Archie?“
„Schon fünf Jahre“, verkündete Archie stolz. „Jetzt bin ich ein erwachsener Junge.“
„Sehr erwachsen“, bestätigte der Butler lächelnd und überreichte ihm ein winziges hölzernes Pferd, das er geschnitzt hatte.
Alice, das Dienstmädchen, kitzelte Archie unter dem Kinn und schenkte ihm eine kleine Schachtel mit einer seiner Lieblingsspeisen – Gerstenzuckerbonbons, die sie selbst hergestellt hatte.
Gerührt bedankte Arabella sich bei Gemmell und Alice. „Sie sind so freundlich zu uns. Das hätte ich nie erwartet.“
An diesem Tag schienen alle Schatten der Vergangenheit und Gegenwart in weiter Ferne zu entschwinden. Arabella fühlte sich wie das Mitglied einer richtigen Familie – zusammen mit ihrem Sohn, ihrer Mutter und den Dienstboten.
Dominic las die Karte in seiner Hand. Natürlich konnte er die Einladung des Prinzregenten unmöglich ablehnen, ohne ihn schwerstens zu beleidigen. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ihn die Aussicht auf ein nächtliches Zechgelage und Feuerwerk im Vergnügungspark Vauxhall Gardens gereizt. Jetzt überlegte er, wie lange er dort ausharren musste, bis er das Fest unbemerkt verlassen könnte.
Seufzend dachte er an Arabella, die allein in dem Haus an der Curzon Street saß und stickte. Obwohl er sich so inbrünstig nach seiner Geliebten sehnte, durfte er sie nicht wiedersehen – eine absurde Situation, die er selbst verursacht hatte.
Er starrte wieder auf die Karte hinab: „Einladung zum Maskenball in den Vauxhall Gardens.“ Und plötzlich kam er auf eine tollkühne Idee. An Arabellas Seite wäre das Fest viel leichter zu ertragen – selbst wenn er nirgendwo ein Bett finden würde, in das er mit ihr sinken könnte. Er steckte die Karte in die Tasche seiner Weste. Um seinen riskanten Plan zu verwirklichen, musste er das Haus an der Curzon Street aufsuchen.
Nur um Arabella von dem Maskenball zu erzählen.
Aus keinem anderen Grund.
Heute Abend.
Teils ungeduldig, teils von bangen Gefühlen erfasst, fieberte er dem Besuch entgegen.
Es war einfach fabelhaft, den vier Wänden für einige Zeit zu entrinnen. Frohen Herzens beobachtete Arabella, wie ihr Sohn und ihre Mutter die frische Frühlingsluft im Park genossen. Der Ausflug brachte sie alle in heitere Stimmung, ebenso wie die kleine Party, die am frühen Nachmittag stattfand.
Normalerweise servierte Gemmell das Dinner schon um vier Uhr, damit Arabella und ihre Familie Zeit fanden, gemeinsam zu essen, bevor sie sich auf den Abend vorbereiteten. Alle Räume mussten durchsucht werden, damit nirgendwo irgendwelche Spuren auf Archies oder Mrs Tattons Anwesenheit hinwiesen. Dann wurde das Kind gebadet und ins Bett gesteckt, denn es sollte schon schlafen, falls der Hausherr sich zu einem abendlichen Besuch entschied.
Aber an diesem Tag dauerte alles wegen des Ausflugs in den Park und der Party etwas länger. Um vier Uhr waren sie immer noch vom Geburtstagskuchen und der Limonade gesättigt. Und es widerstrebte Arabella, den schönen Tag zu beenden.
Sie hatte weder an Dominic noch an die verhängnisvolle Situation gedacht, sondern nur an Archie, der seinen Ehrentag genießen sollte. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte sie sich wunschlos glücklich.
„Waren das nicht wundervolle Stunden?“, fragte sie, als sie bei einem leichten Dinner gegen sechs Uhr im Speisezimmer
Weitere Kostenlose Bücher