Historical Saison Band 15
saßen.
„Oh, großartig war’s, Mama!“ Archies Augen leuchteten, die frische Luft hatte seine Wangen rosig gefärbt. „Das findet Charlie auch“, fügte er hinzu und streichelte das kleine Holzpferd, das der Butler ihm geschenkt hatte.
Amüsiert lachten seine Mutter und seine Großmutter.
Während sie noch aßen, glaubte Arabella das vertraute Geräusch einer gewissen Kutsche zu hören. Das kann nicht sein, dachte sie, es ist erst Viertel nach sechs …
Aber da erschien ein sichtlich besorgter Gemmell in der Tür. „Madam – der Master.“
„Um Gottes willen!“, flüsterte Arabella.
„Heiliger Himmel!“, stöhnte Mrs Tatton.
„Führen Sie ihn in den Salon, Mr Gemmell“, bat Arabella. „Ich gehe durch die Verbindungstür hinein und lenke ihn ab, bis Mama und Archie geflohen sind.“
Der Butler nickte und eilte davon.
„Was ist denn los?“, fragte Archie verwirrt.
„Alles in Ordnung, mein Lämmchen“, beteuerte Arabella. „Grandma will dir eine aufregende neue Geschichte erzählen. Nun musst du schnell und leise die Treppe hinaufschleichen, in dein Schlafzimmer laufen und ins Bett steigen. Für diese Geschichte ist das wichtig.“
„Kein Bad?“ Der kleine Junge strahlte über das ganze Gesicht, als hätte er soeben etwas gehört, das zu gut war, um wahr zu sein.
„Heute nicht.“
„Hurra …“, begann er zu jubeln.
Hastig legte Mrs Tatton einen Finger an die Lippen. „Still, Archie. Mach den kleinen Knopf an deinem Mund zu. Erinnerst du dich daran? Still wie eine Maus.“
Archie nickte. Flink schloss er den imaginären Knopf an seinen Lippen.
In diesem Moment hörte Arabella, wie die Haustür geöffnet wurde, Dominics Stimme, Schritte in der Halle. Archie kicherte, und beide Frauen brachten ihn mit hektischen Gesten zum Schweigen.
Reglos starrte Arabella die Tür an, in panischer Angst, Dominic würde sie öffnen und wissen wollen, was sich hier abspielte.
Doch die Schritte bewegten sich am Speisezimmer vorbei, den Korridor entlang, zum Salon.
Eine Minute später trat Gemmell lautlos ein. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen.
Dankbar nickte Arabella ihm zu. „Bitte, helfen Sie Mama und Archie. Warten Sie, bis ich im Salon bin und mit dem Gentleman spreche, bevor Sie mit meiner Familie nach oben flüchten.“ Liebevoll küsste sie die Wange ihres Sohnes. „Sei brav und mach Grandma keinen Ärger. Am besten ziehst du ihm die Schuhe aus, Mama, die würden auf dem Holzboden poltern.“
„Ich werde ihn tragen, Ma’am“, erbot sich Gemmell.
Da Archie ziemlich schwer war, fürchtete sie, der alte Butler würde die Last nicht bewältigen. Aber sie wollte ihn nicht mit diesem Einwand kränken, und so lächelte sie nur nervös und hauchte: „Danke.“
Und dann eilte sie in den Salon.
Die Wangen gerötet, schloss Arabella die Verbindungstür hinter sich.
„Verzeih mir“, entschuldigte sich Dominic. „Habe ich dich irgendwie überrumpelt?„Keineswegs …“ Ihre Stimme klang ein wenig atemlos. „Als ich deine Ankunft hörte, hatte ich mein Dinner fast beendet.“
„Dabei hätte ich dich nicht stören dürfen. Es geht um nichts Wichtiges, wir können uns auch im Speisezimmer unterhalten, und du isst weiter.“
„Nicht nötig.“ Beklommen dachte sie an die bunten Bänder am Kaminsims, die drei Gedecke, die halb verspeiste Mahlzeit – an ihre Mutter und ihren Sohn, die wohl immer noch am Tisch saßen. „Jetzt habe ich keinen Appetit mehr.“
Bei diesen Worten versteifte er sich. Doch er las keinen Unmut in Arabellas Gesicht.
Sobald sie seinen prüfenden Blick bemerkte, schien ihr bewusst zu werden, was sie gesagt hatte. „Oh – ich wollte nicht andeuten …“
Überrascht schaute er sie an. Nichts von der kühlen, in letzter Zeit üblichen Unnahbarkeit war ihr anzusehen, nichts Gekünsteltes. Jetzt stand die Arabella vor ihm, die er früher gekannt und geliebt hatte, und er fand es so falsch wie noch nie, dass er sie als seine Mätresse aushielt.
„Heute Abend kam ich hierher, weil ich dich fragen möchte, ob du mich zu einem Fest in die Vauxhall Gardens begleiten würdest, Arabella. Der Prince of Wales hat mich zu einem Maskenball eingeladen, und ich bin verpflichtet, an diesem gesellschaftlichen Ereignis teilzunehmen. Eine Maske würde deine Identität verbergen. Und für dich wäre ein Abend ohne deine Handarbeit vielleicht eine erfreuliche Abwechslung.“
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und schloss ihn wieder. Nun nahm ihr Gesicht
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