Historical Saison Band 15
Gardens. Auf dem Grasboden war eine hölzerne Tanzfläche errichtet worden, umgeben von Esstischen.
„Tanzen wir?“ Dominic wollte Arabella endlich wieder in den Armen halten.
Zögernd berührte sie ihre Maske, mit einer ähnlichen Geste wie an jenem Abend in Mrs Silvers Salon.
„Keine Bange, niemand wird dich erkennen“, beteuerte er und streifte die Kapuze von ihrem glänzenden blonden Haar. „Vertrau mir.“
Da blickte sie zu ihm auf und nickte. Wieder einmal spürte er eine sonderbare Regung in seinem Herzen, obwohl er vermutet hatte, seine Gefühle wären längst erloschen, und von seinem Zorn über Arabellas Untreue besiegt worden …
„So lange ist es her, seit ich zum letzten Mal getanzt habe.“ Unsicher schaute sie zu den Paaren hinüber, die sich auf dem Podium im Takt der Musik wiegten. „Und Walzer noch nie …“
„Entspann dich, lass dich einfach von mir führen“, schlug er vor und reichte ihr seine Hand.
Noch immer betrachtete sie ihn. In diesem Moment hatte er das Gefühl, sie würde eine bedeutsame Entscheidung treffen, die nicht nur den Tanz betraf. Wortlos legte sie ihre Hand in seine und folgte ihm auf das Podium.
In Dominics starken Armen glaubte sie zu schweben. Auf eine seltsame Weise wirkten die Walzermusik und das Mondlicht beruhigend. Viel zu fest drückte er sie an sich, kam ihr fast skandalös nahe. Ihre Röcke streiften seine Pantalons, an ihrem Herzen fühlte sie, wie seines pochte. Aber so war es in den Vauxhall Gardens. Hier tanzten alle Paare in diesem intimen Stil.
Mit einem tiefgründigen Blick schaute er sie genauso an wie damals, vor all den Jahren. Lag es am Dreivierteltakt, am romantischen Mondschein, oder war sie verrückt geworden? Jedenfalls vergaß sie die Vergangenheit und sich selbst. Nun spürte sie nur noch ihn.
Nachdem die Musik verklungen war, führte Dominic sie zum Buffet, auf dem frisch gebackenes Brot, hauchdünn geschnittene Schinkenscheiben und verschiedene Früchte angerichtet waren.
Er füllte zwei Teller, holte zwei Gläser Punsch, und sie setzten sich an einen etwas abgeschiedenen Tisch. Während sie aßen und tranken, machte er höflich Konversation, und schnitt kein Thema an, das für sie beide hätte belastend sein können. Allmählich verflog ihre Angst, die sie vor diesem Abend empfunden hatte.
Etwas später gingen sie zum Ufer der Themse und beobachteten Miniaturnachbildungen von Lord Nelsons Kriegsschiff, die auf den Wellen dahinsegelten, dann erhellten farbenfrohe Feuerwerke den Nachthimmel. Wehmütig wünschte Arabella, Archie und ihre Mutter könnten dieses Spektakel sehen.
Dominic, der hinter ihr stand, beugte sich vor und sagte etwas. Wegen der krachenden Explosionen hörte sie seine Worte nicht. Da trat er näher, bis ihr Rücken seine Brust berührte, umfing sie und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
Weil sie noch immer nichts verstand, drehte sie sich in seinen Armen um. In seinen dunklen Augen spiegelte sich das Feuerwerk wider. Doch die leuchtende bunte Pracht interessierte sie beide nicht mehr. Sie schauten sich nur an. Allein in der Menschenmenge. Schweigend und ernsthaft inmitten des fröhlichen Trubels.
„Arlesford?“ Der Ruf zerstörte den kostbaren Moment wie ein Kanonenschuss. „Ah, Euer Gnaden, ich dachte mir gleich, das müssten Sie sein.“
Irritiert wandte Dominic sich zu dem Gentleman und schirmte Arabella teilweise mit seinem Körper ab, sodass sie schräg hinter ihm stand. „Misbourne“, sagte er mit ausdrucksloser Stimme.
Lord Misbourne trug einen ähnlichen Domino wie Arabella und sogar eine Augenmaske. Aber daran, wer sich dahinter verbarg, gab es keinen Zweifel, weil ein sorgsam gestutzter, nach oben gebogener grauer Schnurrbart den Mann verriet. Sein Arm umschlang die Taille einer Frau, die kaum älter war als seine Tochter und deren üppige Brüste aus ihrem Dekolleté zu rutschen drohten. Kokett lächelte sie Dominic an und leckte sich obszön über ihre Lippen, bevor sie einen Schluck aus dem Punschglas in ihrer Hand nahm.
Das bemerkte Misbourne nicht, er war zu sehr damit beschäftigt, Arabella anzustarren. „Natürlich brauchen wir Gentlemen unsere kleinen Amüsements, Arlesford. Dagegen ist nichts einzuwenden – solange wir diskret sind!“
Was damit angedeutet wurde, verstand Dominic. Seine Geliebte wäre kein Hinderungsgrund, wenn er um Misbournes Tochter warb.
Lüstern ließ der Earl seinen Blick über Arabellas Rundungen schweifen, und Dominic ballte die Hände. Doch er
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