Historical Saison Band 15
weckte. Seit er verletzt ins Haus gekommen war, erkannte sie, dass sie zwar das hasste, was er ihr damals angetan hatte, aber nicht ihn . Und sie ahnte sogar, sie würden immer verbunden bleiben, nicht nur Archies wegen. Doch sie wollte nicht allzu gründlich über die Situation nachdenken, das würde sie nicht ertragen.
Was sie war, wusste sie – seine Mätresse, eine Dirne, die er in einem Bordell gekauft hatte.
Und er war der Mann, der sie hintergangen und ihr Leben zerstört hatte.
Trotzdem bedeutete er ihr so viel. Welches Licht das auf sie warf und was es über Dominic zu verraten schien – solche Fragen verbannte sie aus ihren Gedanken.
Hunter stand mit dem Rücken vor den Flammen des Kamins in Dominics Bibliothek und beobachtete seinen Freund, der am Schreibtisch saß. „Ob du es glaubst oder nicht, ich bin mir sicher, dass ich neulich Arabella Tatton aus einer Apotheke in der Bond Street treten sah.“
„Tatsächlich?“ Dominic horchte auf, versuchte jedoch Desinteresse zu heucheln.
„Sie hielt ihre Handschuhe in der Hand. Und sie trug keinen Ehering.“
„Ach, wirklich?“, murmelte Dominic und studierte seine Fingernägel.
„Was mir sonst noch auffiel – sie beauftragte ihren Kutscher, in die Curzon Street zu fahren. Dort hast du doch ein Haus für deine Geliebte gemietet.“
Schweigen.
„Allmählich ergibt dein Verhalten einen Sinn, Dominic. Warum du Miss Noirs Identität mit aller Macht verheimlichen möchtest, warum du sie versteckst. Auf keiner Party lässt du dich mit ihr blicken. Nur einen einzigen Ball habt ihr besucht, den Maskenball des Prinzregenten in den Vauxhall Gardens, wie ich gehört habe. So behandelst du eine Frau normalerweise nicht – es sei denn, niemand darf wissen, wer sie ist.“
Noch immer brachte Dominic kein einziges Wort hervor. Er fühlte, dass sein Körper angespannt war, da er sich auf einen eventuellen Kampf vorbereitete. Denn sogar vor seinem besten Freund musste er Arabella schützen.
„Sie ist es, nicht wahr?“
„Da irrst du dich, Hunter.“ Seine Augen drückten eine Warnung aus, die sein Flüstern nur andeutete.
„Verdammt, ich bin kein Narr! Arabella ist Miss Noir! Das weiß ich!“
Im nächsten Moment stand er dicht vor Hunter und starrte ihn an, als wollte er ihn erwürgen.
Seufzend schüttelte Hunter den Kopf. „Glaubst du allen Ernstes, ich würde das Thema außerhalb dieses Raums anschneiden? Bei mir ist dein Geheimnis sicher.“
Das wusste Dominic. Dennoch fühlte er sich nicht besser.
„Nun brauche ich einen Drink“, verkündete Hunter mit schwacher Stimme, schlenderte zur Brandykaraffe und füllte zwei Gläser. Eines reichte er seinem Freund, aus dem anderen nahm er einen großen Schluck. „Hoffentlich weißt du, was du tust.“
„Alles ist unter Kontrolle“, beteuerte Dominic etwas besänftigt und nippte an seinem Brandy.
„So?“ Skeptisch runzelte Hunter die Stirn. „Hast du vergessen, was sie dir antat?“
„Nein.“ Diese Qualen vergessen? Niemals …
„Also ist es deine Rache?“
Dominic knallte den Schwenker auf den Kaminsims. „Wofür zum Teufel hältst du mich, Sebastian? An jenem Abend fand ich sie in Mrs Silvers Salon! Was sollte ich denn tun? Davongehen und sie dort zurücklassen?“
„Nachdem sie eure Verlobung gelöst und einen anderen geheiratet hat? Ja, genau das hättest du tun sollen! Ich dachte, du wärst längst über deine Gefühle für Arabella hinweggekommen und hättest deine Lektion gelernt …“ Forschend schaute Hunter ihn an. „Aber du begehrst sie immer noch.“
„Ja“, gab Dominic zu. „Und um mit ihr zu schlafen, muss ich sie nicht mögen.“
„Wenn das stimmte, würdest du nicht so sorgsam verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Sie müsste die Schande ertragen, nicht du. Nein, da steckt mehr dahinter.“ Nachdenklich verengte Hunter die Augen.
„Lass es dabei bewenden, Sebastian“, mahnte Dominic und ergriff sein Brandyglas.
Auf Warnungen pflegte sein Freund nicht zu hören. „Sie bedeutet dir immer noch sehr viel.“
Dominic presste das Glas so fest, dass es zerbrach. Blutige Scherben fielen zu Boden, aber er empfand keine Schmerzen.
Hunter zog ein sauberes weißes Taschentuch hervor. Zuerst prüfte er, ob Splitter in den kleinen Schnittwunden steckten, dann verband er Dominics Hand, um die Blutungen zu stillen. „Das ist schlimmer, als ich dachte.“ Damit meinte er nicht die Verletzung. „Obwohl du es nicht hören willst – du machst einen
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