Historical Saison Band 15
Tag ganz London über die Neuigkeit informiert sein würde. „Ich glaube, ich werde mich für Jasmin entscheiden. So exotisch. Und sündhaft teuer.“
Der Apotheker räusperte sich, und Mrs Tatton schüttelte Arabellas Arm.
„Bist du in einem Tagtraum versunken, Liebes?“ Leise lachte sie, was falsch und gezwungen klang. Dann legte sie eine Hand auf die bebenden Finger ihrer Tochter, die den Rand des Ladentisches umklammerte. „Plötzlich fühle ich mich unwohl. Würde es dich stören, wenn wir wegen der Seifen ein anderes Mal hierherkommen?“
„Oh nein“, erwiderte Arabella. Gott segne dich, Mama, Gott segne deine Güte … Und dabei kannte ihre Mutter nicht einmal das ganze Ausmaß des Grauens.
Sie suchte in ihrem Retikül nach der Börse und hoffte, der Apotheker würde ihre zitternden Hände nicht bemerken, als sie das Geld auf die Theke legte. Nachdem er die Flasche und den Tiegel in Packpapier gewickelt und das Päckchen mit einem Bindfaden versehen hatte, an dem sie es tragen konnte, ergriff sie es und dankte ihm. Mit ihrer freien Hand umfasste sie Archies kleine Finger, und sie folgten Mrs Tatton aus dem Laden.
„Denk nicht mehr an diesen Mann, Arabella“, mahnte die Mutter. „Er ist es nicht wert. Nach allem, was ich da drinnen hörte, bewegt sich Dominic Furneaux in den gesellschaftlichen Kreisen, die er verdient. Alles Unglück dieser Welt wünsche ich ihm!“, fauchte sie und legte einen Arm um ihre Tochter. „Was diese Frauen gesagt haben, soll uns nicht beunruhigen.“
„Nein, gewiss nicht“, bestätigte Arabella in energischem Ton. Aber sie fühlte sich todunglücklich. Dominic würde heiraten. Eigentlich dürfte ihr das keinen so tiefen Kummer bereiten. Er war ein Duke und verpflichtet, einen Erben zu zeugen. Trotzdem drohte ihr Herz erneut zu brechen.
Hinter ihr läutete die Ladenglocke.
„Verzeihen Sie, Madam …“
Erstaunt erkannte Arabella die Stimme Lady Mariannes, der jungen Frau, die Dominic heiraten würde. Lady Misbournes Tochter … Im Gegensatz zu ihrer hochmütigen Mutter sprach sie in sanftem, höflichem Ton.
Arabella wollte sich nicht umdrehen, sondern mit ihrer Familie weitergehen und dem Albtraum entrinnen. Aber weil ihre Mutter stehen blieb, hielt sie ebenfalls inne.
„Das hat Ihr kleiner Junge in der Apotheke verloren.“ Das Mädchen streckte eine ihrer rosa behandschuhten Hände aus, in der Archies Holzpferdchen lag.
Lady Marianne war klein und schlank. Unter ihrem Strohhut lugten ein paar blonde Locken hervor. Sie trug ein sichtlich teures rosa Tageskleid und eine übertrieben mit Bordüren und Bändern verzierte Pelisse, die zweifellos von Lady Misbourne ausgewählt worden war. Doch diese geschmacklose Aufmachung lenkte nur sekundenlang von der Schönheit des Mädchens ab, das den glatten Teint der Jugend, fein gezeichnete Züge und große dunkelbraune Augen hatte.
„Danke“, sagte Arabella mit einem Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte.
„Vielen Dank, Miss.“ Archie nahm sein Spielzeug entgegen und verneigte sich so höflich, dass Arabella trotz der bedrückenden Situation stolz auf ihn war.
„Gern geschehen“, antwortete Lord Misbournes Tochter freundlich. „Das muss ein ganz besonderes Pferdchen sein.“
„Oh ja, Gemmell hat es für meinen Geburtstag geschnitzt. Und dann führte Mama mich in den Park, und ich durfte mit Charlie auf einem richtigen Pferd reiten.“
„Das genügt, Archie“, mahnte Arabella. „Sicher ist die Dame zu beschäftigt für deine Geschichten.“
„Keineswegs“, widersprach das Mädchen schüchtern. „So ein süßer Junge …“
„Marianne!“ Lady Misbourne erschien in der Apothekentür. Voller Abneigung warf sie Arabella und Mrs Tatton einen hochmütigen Blick zu.
„Entschuldigen Sie mich“, bat Lady Marianne, „ich darf meine Mama nicht warten lassen.“ Sie schenkte Archie ein strahlendes Lächeln, dann eilte sie zu ihrer Mutter, die ärgerlich die Stirn runzelte.
Während Arabella und Mrs Tatton weitergingen, hüpfte das Kind fröhlich neben ihnen her. „Diese Dame mag ich. Und Charlie mag sie auch. Wenn ich groß bin, werde ich sie heiraten.“
Seine unschuldigen Worten trafen Arabella wie ein Dolchstoß ins Herz.
„Rede keinen Unsinn, Archie“, schimpfte seine Großmutter, „und geh wie ein vernünftiger Junge!“
Arabella bekam kaum noch Luft. Diesmal gelang ihr kein Lächeln, das den Tadel gemildert hätte. Sie war verbittert und wütend und zutiefst verletzt. Wieder einmal
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