Historical Saison Band 15
sie den Park, und darin wartete ihre Mutter …
Irgendwie geriet alles durcheinander, Realität vermischte sich mit Fantasie. Doch das merkte sie in ihrem Albtraum nicht. Plötzlich schreckte sie aus dem Schlaf hoch, immer noch von eisiger Angst erfasst, und blinzelte ins nächtliche Dunkel. Und dann entsann sie sich – dies war die Curzon Street, hier gab es keine Einbrecher und Räuber. Erleichtert sank sie ins weiche Daunenkissen zurück.
Wenig später hörte sie einen Schrei, der sofort verstummte, als wäre er erstickt worden. Stimmengemurmel im Erdgeschoss, schnelle Schritte auf dem Marmorboden der Eingangshalle. Leise wurde eine Tür geöffnet und geschlossen.
Archie!
Entsetzt kroch Arabella aus dem Bett. Im schwachen Licht der Aschenglut rannte sie mit bloßen Füßen aus der Tür ihres Schlafzimmers, dann die Treppe hinab zur Eingangshalle, wo Kerzen in allen Wandleuchten brannten.
Ein Dienstmädchen trat aus der Bibliothek, nur mit einem Nachthemd und einem Schlafrock bekleidet, eine Flasche Brandy in der Hand.
„Anne?“
Verwirrt wandte die junge Frau sich zu Arabella. „Oh Ma’am!“ Über ihre Wangen rollten Tränen.
„Was machen Sie hier?“, fragte Arabella voller Angst.
„Als ich ihn gesehen habe, bin ich so furchtbar erschrocken.“ Annes Gesicht verzerrte sich, und sie begann wieder zu schluchzen.
„Wieso? Was ist geschehen?“
In diesem Moment schwang die Tür zum Salon auf, und der Diener James kam heraus. „Wo bleibst du so lange, Mädchen? Hätte ich den Brandy selber geholt, wäre es schneller gegangen …“ Erst jetzt entdeckte er Arabella und verneigte sich hastig. „Verzeihen Sie, Ma’am, ich habe Sie nicht sofort bemerkt und …“
„Was um alles in der Welt geht hier vor?“, unterbrach sie ihn.„Nun, der Master …“
„Dominic ist hier?“
„Seine Gnaden hatten einen – Unfall.“
„Einen Unfall?“ Zitternd presste sie eine Hand auf ihr Herz, das schmerzhaft zu rasen begann.
Der Lakai senkte seine Stimme. „Für eine Dame ist es kein angenehmer Anblick. Aber er erlaubte mir nicht, einen Arzt zu holen.“
Einer Panik nahe, lief sie an James vorbei in den Salon.
Drei Kerzen brannten in einem Kandelaber. Doch das flackernde Licht verbannte die Schatten des Raumes nicht und streifte kaum die hochgewachsene Gestalt, die vor dem kalten Kamin stand. Er sah so aus wie immer, elegant gekleidet, in arroganter Haltung. Locker hing eine Hand hinab, die andere schien er auf die Brust zu pressen.
Offenbar spürte er ihre Nähe, denn er sagte, ohne sich umzudrehen: „Ich hätte nicht herkommen dürfen, Arabella. Wie spät es ist, war mir nicht bewusst.“
„James hat deinen Unfall erwähnt …“
„Leider übertreibt er maßlos. Ich wollte dich nicht wecken. Du solltest wieder ins Bett gehen.“ Noch immer rührte er sich nicht, und ihre Angst, die bei seinem Anblick etwas verebbt war, kehrte zurück.
„Was ist passiert, Dominic?“, fragte sie vorsichtig.
Jetzt wandte er sich zu ihr. Noch immer glaubte sie, alles wäre in Ordnung. Nur seine rechte Hand verharrte seltsam gepresst auf der Brust.
„Eine kleine Meinungsverschiedenheit. Kein Grund zur Besorgnis. Wie ich sagte, geh wieder ins Bett.“
Als er sich leicht zur Seite drehte, sah sie es: dunkle Flecken auf der weißen Hemdmanschette, die aus dem Ärmel des Frackrocks ragte. Entschlossen ergriff sie den Kandelaber und eilte zu Dominic.
„Bitte nicht …“ Abwehrend hob er seine freie Hand.
Aber sie ließ sich nicht zurückhalten, weil eine schreckliche Ahnung in ihr aufstieg. Was die dunklen Flecken bedeuteten, glaubte sie zu wissen.
„Für deine Augen ist das nichts“, fügte er hinzu.
Sie fühlte sich elend. „Zieh das Jackett aus.“
„Arabella!“ Eine letzte Warnung, die sie nicht beachtete.
Entschlossen ergriff sie das linke Revers des Fracks, zog es zur Seite, und ihr stockte der Atem. Das Hemd und die Weste waren blutgetränkt.
„Oh, mein Gott, Dominic“, wisperte sie.
„Nur ein Kratzer, der viel zu stark blutet. Geh nach oben, James wird mir helfen.“
Sie holte tief Luft, schaute ihm in die Augen, und in diesem Moment offenbarte sich ihr alles, was sie sich beinahe sechs Jahre lang über ihre erloschene Liebe eingeredet hatte, als Lüge.
„Nein, ich werde dir helfen“, widersprach sie, wandte sich zu dem Lakaien, der hinter ihr eingetreten war, und traf die nötigen Vorbereitungen.
Erstaunt beobachtete Dominic, wie schnell sie ihren Schrecken bezwang und die
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