Historical Saison Band 15
Kontrolle über die Situation übernahm. Sie beauftragte das Dienstmädchen, saubere Leinentücher und ein Glas zu holen, und den Lakaien, ihm aus der hinderlichen Kleidung zu helfen.
Dann füllte sie das Glas zur Hälfte mit Brandy und reichte es Dominic, sobald er auf dem Sofa saß und nur mehr seine Pantalons trug. Inzwischen hatte James ein gefaltetes Leinentuch auf die Wunde gedrückt.
Dominic gehorchte widerstandslos und leerte das Glas in einem Zug. Währenddessen krempelte Arabella die Ärmel ihres Nachthemds hoch, riss einen Streifen von einem Leinentuch ab und goss Brandy darauf.
Auch ihre Hände wusch sie mit dem Alkohol. „Das wird brennen“, warnte sie Dominic, bevor sie sich neben ihn auf das Sofa setzte.
In ihren Augen las er ein Mitgefühl, das er nie wieder zu sehen geglaubt hatte, und das ihn mitten ins Herz traf.
„Tu dein Schlimmstes“, murmelte er.
Sorgsam begann sie die Wunde mit dem mit Brandy getränkten Lappen zu reinigen. Gegen seinen Willen zuckte Dominic zusammen und entdeckte in Arabellas Blick einen Widerhall seiner Schmerzen. Aber sie zauderte nicht, wurde nicht schwach und erfüllte ihre Aufgabe.
So sanft und tröstlich wirkten ihre Bewegungen, dass sie die Qualen linderten. Schließlich hatte sie alles Blut weggewaschen, und die Wunde bildete nur mehr eine rote Linie.
„Wir sollten nach dem Arzt schicken“, meinte sie. „Vielleicht möchte er den Schnitt nähen.“
„Nein, der ist nicht tief. Ich brauche keinen Arzt. Wenn ich eine Woche lang einen Verband trage, wird die Wunde heilen.“
„Dominic …“
„Kein Arzt.“
„Also gut.“ Arabella verband die Wunde mit Leinenstreifen, die sie um seine Brust legte, und verknotete die Enden. Dann stand sie auf und gab dem Lakaien das Tablett mit den blutigen Fetzen. „Danke, James – und Anne. Jetzt können Sie beide uns allein lassen.“
Die Dienstboten eilten aus dem Zimmer. Schweigend starrte Arabella ins Leere, und Dominic sagte auch nichts. Noch immer herrschte die gewohnte Spannung zwischen ihnen. Doch sie fühlte sich irgendwie anders an, als wäre eine Barriere verschwunden.
Die Stille zog sich in die Länge. Schließlich fasste Dominic sich ein Herz und berührte zärtlich ihre Hand.
Arabella sah ihn fragend an. „Wirst du mir erzählen, was geschehen ist?“
„Nur eine kleine Auseinandersetzung mit zwei Gentlemen, die ich in einer Spielhölle getroffen hatte.“
„Dass du solche Etablissements besuchst, wusste ich gar nicht.“
„Es gibt sehr viel, was du nicht über mich weißt, Arabella.“
„Und zu viel, was ich weiß“, entgegnete sie leise. „Niemals werde ich vergessen …“
„Ich auch nicht.“ Plötzlich schien die Uhr lauter zu ticken und sich dem Rhythmus seines Herzens anzupassen. „Dazu hätte es nicht kommen dürfen.“
„Sicher nicht …“ Ihre Stimme klang heiser, und er glaubte ein unterdrücktes Schluchzen zu hören.
Bestürzt wandte er sich zu ihr. „Arabella …“
Nur zögernd erwiderte sie seinen Blick. Was er in ihren Augen las, glich der Wehmut, die er empfand. „Dominic“, wisperte sie, und die Tränen begannen zu fließen.
Jede einzelne küsste er von ihren Wangen, nahm sie in die Arme und hielt sie fest.
Die Zeit verstrich, und er hielt sie immer noch fest.
Und dann, in stillschweigendem Einverständnis, standen sie auf. Dominic blies alle Kerzen bis auf eine aus. Hand in Hand verließen sie den Salon.
9. KAPITEL
I n ihrem Schlafzimmer wechselten sie kein einziges Wort. Dominic schlüpfte aus seinen Pantalons, und Arabella löste die Träger ihres Nachthemds, das hinabglitt und eine weiße Wolke rings um ihre Füße bildete.
Auf dem Nachttisch flackerten Kerzen. Die musste Anne angezündet haben.
Ganz dicht stand Dominic vor Arabella. Sie betrachtete seinen nackten Körper, die muskulöse Brust mit dem dunklen Haar, das sich nach unten hin zu einer Linie verschmälerte, die den Weg zu seiner Männlichkeit wies. Wie goldener Honig zeichnete sich seine Haut von der weißen Bandage ab.
Worte waren überflüssig. Denn sie spürte seine Gefühle so intensiv wie ihre eigenen. Sie begehrte ihn. Und brauchte ihn. Nicht aus Lust, nicht einmal aus ihrer Sehnsucht heraus. Dieses Bedürfnis entstammte einem tieferen Bereich – in ihrem Herzen, in ihrer Seele? Was sie empfand, suchte sie nicht zu ergründen. Und sie dachte auch nicht an die Vergangenheit.
Jetzt zählte nur dieser Moment. Dominic lebte! Wäre das Messer nur ein klein wenig tiefer zwischen
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