Historical Saison Band 15
Zorn mehr, nur Trauer und Erschöpfung.
„Sie haben meine Tochter zu Ihrer Geliebten gemacht, Sir“, fügte sie hinzu, „Mein Enkel ist Ihr Bastard. Für alle Zeiten wird die Londoner Gesellschaft uns ächten. Lassen Sie Arabella und Archie und mich gehen. Geben Sie uns genug Geld, damit wir woanders ein neues Leben beginnen und wenigstens den Eindruck erwecken können, wir wären respektabel. Bitte. Ich flehe Sie an.“
„Unmöglich, Mrs Tatton, ich will Arabella und meinen Sohn nicht noch einmal verlieren.“
„Dann hoffe ich, Sie gehen zum Teufel und werden in der tiefsten Hölle schmoren, Dominic Furneaux.“ In ihren geröteten Augen las er das gleiche würdevolle Selbstbewusstsein, das auch Arabella auszeichnete. „Mehr habe ich nicht zu sagen, Euer Gnaden. Wenn Sie so freundlich wären, das Haus zu verlassen …“
Mit einer bebenden Hand wies sie zur Tür, und er gehorchte wortlos.
Später als beabsichtigt kehrte Arabella mit Archie in die Curzon Street zurück. Ihre Mutter war zu Bett gegangen, Dominic noch nicht eingetroffen.
Der Tag verstrich, und er ließ sich nicht blicken.
Während sie warteten, saß Archie im Salon auf ihrem Schoß. Enttäuscht schaute er sie an. „Wo ist Dominic? Warum kommt er nicht?“
„Nun, er ist sehr beschäftigt, mein Lämmchen“, erklärte sie und strich über das zerzauste Haar ihres Sohnes. „Wahrscheinlich hält ihn irgendetwas Wichtiges auf.“ Insgeheim ärgerte sie sich, weil Dominic die Hoffnungen des kleinen Jungen nicht erfüllte.
„Schade …“, seufzte er. Dann sprang von ihren Knien und verschwand hinter dem Vorhang, um zu spielen. Schon nach einer Minute rannte er zurück. „Guck mal, Mama, was ich gefunden habe!“ Aufgeregt schwenkte er ein zusammengerolltes, von einem roten Band umwundenes Blatt durch die Luft und gab es ihr.
Sie entknotete das Band und betrachtete gerührt eine Federskizze.
„Oh, ein Bild von deinem Pferdchen! Das hat Dominic gezeichnet.“
Archie riss die Augen auf. „Ja, Mama, das ist Charlie!“
„Ganz bestimmt.“ Lächelnd überlegte sie, dass Dominic die Zeichnung hierhergeschickt haben musste, weil er seinen Sohn nicht besuchen konnte.
„Ich kann’s gar nicht erwarten, bis ich Dominic wiedersehe!“
Erst später, als das Kind schlief und Mrs Tatton das Bett verlassen hatte, erfuhr Arabella, was an diesem Tag geschehen war.
„Wie bitte, du hast Dominic hinausgeworfen, Mama? Das ist sein Haus!“
„Trotzdem wies ich ihm die Tür, weil er ein Schurke ist.“
„Hast du mit ihm gesprochen?“
„Oh ja, und er bekam zu hören, was du ihm hättest sagen müssen.“ Trotz der stundenlangen Bettruhe sah Mrs Tatton immer noch bleich und müde aus. „Ach, mein Liebes, du mit deinem Stolz und deiner Würde … Warum hast du ihm nichts gesagt? Und mir auch nicht?“
„Wie meinst du das, Mama?“ Eine böse Ahnung stieg in Arabella auf. „Worüber habt ihr geredet?“
„Über alles Mögliche … Und dann schickte ich ihn zum Teufel.“ Mrs Tatton lächelte traurig.
„Ach, Mama …“ Arabella reichte ihr das Bild, das Dominic für den kleinen Jungen gezeichnet hatte, und ihre Mutter musterte es.
Nach einem langen Schweigen hob Mrs Tatton den Kopf und erriet, was Arabella plante. „Geh nicht zu ihm.“
„Das muss ich tun, und du weißt es. Archie schläft. Pass bitte auf, falls er erwacht, bevor ich zurückkomme.“ Arabella küsste die Wange ihrer Mutter.
Dann holte sie einen Umhang aus ihrem Zimmer und ließ die Kutsche vorfahren.
In der Eingangshalle von Arlesford House erklang ein sonderbares, ziemlich lautes Stimmengewirr. Erstaunt schaute Dominic die Männer an, die ihm in der Bibliothek gegenübersaßen.
„Bitte entschuldigen Sie mich für eine Minute.“ Er stellte sein Brandyglas auf den Schreibtisch, legte die politischen Papiere beiseite, die man ihm soeben ausgehängt hatte. Dann verließ er den Raum, um die Ursache der Störung zu erforschen, und schloss die Tür hinter sich.
Auf dem schwarz-weißen marmornen Schachbrettboden der Halle verdeckte Bentley teilweise eine dunkle Gestalt, mit der er diskutierte.
„Ich sage Ihnen, er wird mich empfangen!“, betonte eine erhobene Stimme, die Dominic sofort erkannte … und die ihm den Atem nahm. Arabella stand vor der offenen Haustür.
„Und ich sage Ihnen, er ist nicht daheim, Madam. Wenn Sie sich nicht freiwillig entfernen, sehe ich mich gezwungen …“
„Schon gut, Bentley“, unterbrach Dominic den Butler und trat hastig
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