Historical Saison Band 15
der Hautevolee, als wäre sie tatsächlich die respektable Witwe, die der Duke so ehrerbietig beschrieb.
„Zu meiner größten Freude hat Mrs Marlbrook meinen Heiratsantrag angenommen. Sobald die erforderlichen Arrangements getroffen sind, werden wir den Bund fürs Leben schließen.“
In zwei Monaten, im Hochsommer, vor dem Altar der Westminster Abbey, wenn alles planmäßig verlief. Dann würde Arabella den Titel einer Duchess tragen und Archie der Erbe eines Herzogtums sein. Nie mehr würde ihre Mutter frieren, ihr Sohn nie mehr hungern. Für Nahrung, Arzneien und Kohlen würde es mehr als genug Geld geben. Endlich würde sie wieder ein ehrbares Leben führen, die Gemahlin eines einflussreichen Aristokraten sein. Trotzdem konnte sie nicht lächeln.
Als Dominic ihre Hand an seine Lippen zog, begannen die Gäste zu applaudieren. Sie sah das freudestrahlende Gesicht ihrer Mutter, dann die dunklen Augen ihres Verlobten – glänzend und besitzergreifend, erfüllt von allem, was er in den letzten beiden Wochen nicht ausgesprochen hatte. Sie zwang sich zu dem Lächeln, das man erwartete, sah das Wohlwollen in so vielen Mienen, das ihr gewiss nicht gelten würde, wenn die Wahrheit ans Licht käme.
Und plötzlich entdeckte sie zwei Gesichter, die nicht lächelten. Den Mann mit dem grauen Bart, der ihr auf dem Maskenball in den Vauxhall Gardens begegnet war, erkannte sie sofort wieder: Lord Misbourne. An seiner Seite stand ein schwarzhaariger jüngerer Mann, dessen eisiger, hasserfüllter Blick sie erschauern ließ. Um ihr Unbehagen zu verhehlen, rang sie sich ein noch strahlenderes falsches Lächeln ab.
Sie hörte, wie der Prinzregent einen Trinkspruch auf die glückliche Zukunft des jungen Paares ausbrachte. Pflichtbewusst knickste sie und dankte ihm, nahm ein Champagnerglas vom Tablett eines Lakaien und hob es hoch.
Als sie ihren Blick wieder über die Gästeschar schweifen ließ, suchte sie vergeblich nach den beiden Gesichtern voller Missgunst, die sie so sehr beunruhigt hatten. Lord Misbourne und sein Begleiter waren verschwunden.
Nun brach lauter Jubel los. Obwohl Dominic lächelte, sah Arabella düstere Schatten in seinen Augen. Entschlossen behielt sie ihr Lächeln bei, ließ sich nicht anmerken, wie unglücklich und verängstigt sie war. Das Orchester begann wieder zu spielen, die Gäste umringten die Verlobten und gratulierten ihnen.
Während Arabella sich bedankte, konnte sie ihre Beklemmung nicht verdrängen. Und inmitten des Gelächters und der heiteren Musik glaubte sie den kalten Hauch einer bösen Vorahnung zu spüren.
16. KAPITEL
E ines Morgens, ein paar Tage später, ritt Dominic mit Hunter durch den St. James’s Park. Zu seiner Erleichterung erwähnte der Freund die Bedenken nicht, die er gegen die Verlobung hegte.
„Was munkelt man in den gehobenen Kreisen?“, fragte Dominic. „Irgendein Verdacht?“
„Kein einziger“, erwiderte Hunter. „Aber man überlegt, ob du Miss Noir abserviert hast oder wegen deiner baldigen Heirat besonders diskret bist. Die meisten Leute neigen zur letzteren Vermutung.“
„Wie schön, dass sie eine so hohe Meinung von mir haben!“, bemerkte Dominic sarkastisch.
„Darüber darfst du dich nicht beklagen, nachdem du dich in unserer lasterhaften Gesellschaft jahrelang um den Ruf eines Lebemanns bemüht hast.“
„Das stimmt.“
„Soll ich wirklich als dein Treuzeuge fungieren? Obwohl du jetzt versuchst, einen seriösen Eindruck in der Öffentlichkeit zu erwecken?“
Hunter scherzte nicht. Das sah Dominic der ernsten Miene seines Freundes an.
„Natürlich will ich das. Wen könnte ich denn sonst darum bitten?“
„Stimmt.“ Seufzend zuckte Hunter die Achseln. „Eine große Auswahl hast du nicht, da alle deine Freunde zügellose Lebemänner sind. Falls du richtig gemein sein möchtest, würde ich dir vorschlagen, an Misbourne oder Linwood heranzutreten. Dann wird ihnen endgültig klar, dass du ihre kostbare Lady Marianne nicht heiraten willst.“
„Das müssten sie schon begriffen haben, Sebastian. Deshalb habe ich die beiden doch zum Verlobungsball eingeladen.“
„Von Anfang an hättest du Misbourne unmissverständlich mitteilen sollen, du seist nicht an dem Mädchen interessiert.“
„Was ich bei mehreren Gelegenheiten tat.“
Hunter hob verwundert die Augenbrauen.
„Leider ist der Earl ziemlich hartnäckig, um es milde auszudrücken“, fügte Dominic hinzu. „Er bildet sich ein, er hätte berechtigte Ansprüche, und ich darf
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