Historical Saison Band 15
perfekt geeignet für ihre Rolle einer jungen Witwe. Ihr blondes Haar war zu kunstvollen Locken hochgesteckt, ein paar lose Strähnen umrahmten das Gesicht.
Sogar Mrs Tatton wirkte beinahe frisch und munter, in edler violetter Seide mit einem Schal, den blaue und fliederfarbene Fransen zierten.
An der Tür des Ballsaals verbeugte Dominic sich vor beiden Damen. „Mrs Tatton, Mrs Marlbrook …“ Es fiel ihm schwer, seinen Blick auch nur für eine Sekunde von Arabella loszureißen.
„Euer Gnaden …“ Sie knickste förmlich. So waren sie in den letzten zwei Wochen auch privat miteinander umgegangen.
Ringsum hörte er das Gemurmel neugieriger Gäste. Als er Arabellas Hand an seine Lippen zog, spiegelten der Saphir und die Diamanten des Verlobungsrings das Licht der zahlreichen Kerzen in den Kristalllüstern wider. Sofort wurde das Stimmengewirr etwas lauter.
Höflich betrieb er mit Arabella und ihrer Mutter Konversation, in der Gewissheit, dass jedes Wort belauscht wurde und nur selten von der Musik des Streichorchesters, das auf der Galerie spielte, übertönt werden konnte. „Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Mrs Marlbrook?“, erkundigte er sich. Unauffällig drückte er ihre Hand in seiner Armbeuge, während er Arabella und ihre Mutter zu den Stühlen führte, die er reserviert hatte.
Er wollte feststellen, wie Arabella sich fühlte. Welchem Druck sie an diesem Abend ausgesetzt war, wusste er. Und er fürchtete, sie würde Angst und Sorge unter ihrer Maske kühler Gelassenheit verbergen.
Zu seiner Beruhigung spürte er den leichten Druck ihrer Finger auf seinem Arm. Er winkte einen der Lakaien herbei, die ein Tablett mit gefüllten Champagnergläsern umhertrugen, reichte Arabella und ihrer Mutter funkelnde Kelche und nahm sich selbst einen. Für eine Weile plauderten sie über das Wetter und die bevorstehenden Pferderennen. Dann geleitete Dominic die beiden Damen in die Ecke des Saals, wo der Prinzregent Hof hielt, und stellte sie ihm vor.
Den ganzen Raum erfüllte atemloses Raunen, alle Gäste starrten den Duke und seine Begleiterinnen an. Dominic freute sich auf die Verlautbarung, die bald erfolgen würde. Voller Stolz beobachtete er, wie wohlwollend Seine Königliche Hoheit Arabella musterte. Jetzt würde niemand mehr wagen, an ihrer Ehrbarkeit zu zweifeln. Er nickte dem Regenten zu, der die Geste erwiderte. Auch der Prince of Wales brauchte seine Verbündeten.
Und dann bedeutete Dominic den Musikern, das Spiel zu unterbrechen.
Einerseits war Arabella in ihre Konversation mit dem Prinzregenten vertieft, anderseits damit beschäftigt, ihre Mutter im Auge zu behalten. Und so erwachte ihre Aufmerksamkeit erst, als die Musik verstummte.
Nun begannen ihre Nerven zu flattern. Beklommen sah sie sich im glanzvollen Ballsaal um, den mindestens hundert Gäste füllten. Kunstvoller Stuck schmückte die Decke des Raums und die Brüstung der Galerie. Die zartgrün gestrichenen Wände ließen den Raum frisch und luftig erscheinen.
Über dem massiven Kamin, in dem an diesem warmen Frühlingsabend kein Feuer brennen musste, hing ein großer Spiegel, der das Licht der Kristalllüster reflektierte und den Saal zusätzlich erhellte. Das blank polierte Eichenparkett schimmerte wie dunkle Schokolade. Entlang der Wände standen Tische und Stühle, an den Wandleuchten hingen glitzernde Kristalltropfen.
Arabella bewunderte den luxuriösen Raum.
Und dann schwenkte der Butler ein kleines Glöckchen und bat um Ruhe. Es war an der Zeit. „Königliche Hoheit, Mylords, Ladies and Gentlemen – Seine Gnaden, der Duke of Arlesford, möchte Ihnen etwas mitteilen.“
Arabella stand zwischen dem Prinzregenten und ihrer Mutter. An der anderen Seite Seiner Königlichen Hoheit hatte sich Dominic postiert.
Wieder hörte sie ein Getuschel unter den Gästen. Die meisten fixierten Dominic. Aber einige starrten auch sie an, und die Blicke bekundeten wachsendes Staunen. Was mochte so wichtig sein, dass der Duke of Arlesford sich zu einer offiziellen Verlautbarung entschlossen hatte?
Nun ging er am Prinzregenten vorbei zu ihr, ergriff ihre Hand, und sie traten ein wenig vor. In einigen Gesichtern las sie Verblüffung, in anderen eine Bestätigung eines vagen Verdachts. Sie spürte, wie Dominic ihre Finger etwas fester umschloss. Ermutigt von der warmen Berührung, lauschte sie seinen Worten,
„Ich möchte Ihnen allen Mrs Arabella Marlbrook vorstellen …“
Den Kopf hoch erhoben, stand sie da – ruhig und gelassen im Blickfeld
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