Historical Saison Band 15
Mrs Marlbrook den Besucher ohne Vorbehalt empfangen?“
„Nein, Euer Gnaden, sie gewährte ihn erst Zutritt, nachdem ich ihr eine Botschaft von ihm ausgerichtet hatte.“
„Was für eine?“
„Nun …“ Die Wangen des Butlers röteten sich. „Das war der Name … einer Dame, Euer Gnaden.“ Verlegen räusperte er sich und trat von einem Fuß auf den anderen.
„Und wie lautete dieser Name?“
„Miss Noir.“
Gemmells leise Stimme schien unnatürlich laut von den Wänden widerzuhallen. Jetzt durchschaute Dominic die Ereignisse glasklar. Arabella hatte nicht aus eigenem Antrieb gehandelt. Offensichtlich hatte Smith sie bedroht.
Aber warum kam sie nicht zu mir? Wieso bat sie mich nicht um Hilfe?
Abrupt stand er auf, trat ans Fenster und wandte sich erst wieder zu dem Butler, als er sicher war, dass seine Miene keine Emotionen verriet. Zweifellos würde er herausfinden, wer der Schurke war und was er im Schilde führte.
„Wie sah dieser Smith aus, Gemmell?“
„Schwarzhaarig, gut gekleidet, trug einen Spazierstock.“
Also wie ein paar Hundert Gentlemen in London, dachte Dominic. „Klein? Groß? Kräftig gebaut oder schmächtig?“
„Unglücklicherweise habe ich nicht darauf geachtet, Euer Gnaden.“
„Was für eine Kutsche?“
„Er kam zu Fuß.“ Besorgt runzelte Gemmell die Stirn. „Tut mir leid, ich bin keine große Hilfe.“
„Schon gut, vielen Dank für Ihre Informationen“, versuchte Dominic den alten Mann zu beruhigen. „Sie können gehen.“
Nachdem der Butler leise die Tür hinter sich geschlossen hatte, läutete Dominic und ließ ein Pferd satteln.
Nur an einem einzigen Ort hatte Smith erfahren können, wer Miss Noir gewesen war.
Mrs Tatton lebte sich in Amersham ein, als hätte sie niemals woanders gewohnt. Für Arabella galt das nicht.
Dominic hatte das geräumige Cottage renovieren lassen, und infolge seiner Großzügigkeit mussten sie nicht mehr wie früher jeden Penny umdrehen, bevor sie Nahrungsmittel oder Kohlen beschafften.
Umso schwerer lastete der Kummer auf Arabellas Seele. Dominic … Um Archies willen musste sie stark sein. Aber wann immer sie an das Leid dachte, das sie dem geliebten Mann zugefügt hatte, glaubte sie den Tag nicht überleben zu können, geschweige denn den nächsten.
Bald würde er seinen Sohn besuchen. Einerseits fürchtete sie das Wiedersehen, anderseits sehnte sie es herbei.
Eines Abends stocherte sie beim Essen lustlos auf ihrem Teller herum.
„Eliza Breckenbridge hat uns drei für nächste Woche zum Dinner eingeladen“, verkündete Mrs Tatton eifrig. „Und Meg Brown konnte kaum fassen, was für ein hübscher Junge Archie ist.“
Die Landluft tut Mamas Lungen gut, dachte Arabella und musterte sie über den Tisch hinweg. Jahrelang hatten die Wangen ihrer Mutter nicht so rosig geschimmert, und sie entwickelte einen erstaunlich gesunden Appetit.
„Hörst du mir überhaupt zu, Arabella?“
„Natürlich, Mama, du erzählst mir von deinen Freundinnen.“
„Und kein einziges böses Wort haben sie gesagt, obwohl sie erraten müssen, wer Archies Vater ist.“ Mrs Tatton strich noch etwas Butter auf ihre Kartoffeln. „Welch ein Glück, wieder hier zu leben! Wie schmerzlich ich das Dorf vermisst habe, wusste ich gar nicht.“
„Ich bin so froh, weil du dich wohlfühlst, Mama.“ Mühsam zwang Arabella sich zu einem Lächeln.
„Ach, meine Liebe …“ Seufzend griff Mrs Tatton nach der Hand ihrer Tochter. „Du erträgst alles, was dieser Mann dir zugemutet hat, so tapfer.“
„Bitte, Mama, sprechen wir nicht mehr darüber.“ Arabella war nicht stolz auf die Lüge, die sie ihrer Mutter aufgetischt hatte.
Aber Mrs Tatton hätte niemals geglaubt, es wäre ihr eigener Entschluss gewesen, die Verlobung zu lösen. Außerdem: Hätte die Mutter von Mr Smith und seinen Drohungen erfahren, wäre sie womöglich geradewegs zu Dominic gegangen, um ihn zu informieren.
Das durfte Arabella nicht riskieren. Sonst hätte sie das Leben ihres Sohnes und seines Vaters gefährdet.
Aufgrund der Lüge verabscheute Mrs Tatton den Duke heftiger denn je. „Dich ein zweites Mal sitzen zu lassen! Das wusste ich ja! Keine Minute lang hätte ich ihm trauen sollen. Den eigenen Vater so infam zu verleumden!“
„Mama“, erwiderte Arabella in entschiedenem Ton, „ich habe dich gebeten, dieses Thema vor Archie nicht anzuschneiden.“
„Ja, du hast recht.“ Mrs Tatton errötete beschämt. „Verzeih mir.“
Arabella wandte sich zu ihrem Sohn,
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