Historical Saison Band 15
würde seit Kurzem die Dorfschule besuchen. Gibt es da irgendwelche Schwierigkeiten?“
Arabella fing einen bedeutsamen Blick ihrer Mutter auf und dachte an Archies Prügelei mit dem größeren Jungen in der ersten Woche nach der Ankunft in Amersham.
„Darum werde ich mich kümmern, Dr. Roxby“, versprach sie. Die Einzelheiten wollte sie nicht erörtern.
Nun mischte sich Mrs Tatton ein. „Meine Tochter ist seit einigen Jahren verwitwet, Doktor, und dem Jungen fehlt der Einfluss eines Mannes.“ Noch ein vielsagender Blick in Arabellas Richtung wies auf Dominics Schuld an den Missständen hin.
Beschämt schaute Arabella zur Seite und fühlte sich elend, weil sie ihm ein Vergehen angekreidet hatte, an dem er unschuldig war.
„In ein paar Tagen werde ich wieder nach Archie sehen.“ Dr. Roxy nahm sein Honorar entgegen, verabschiedete sich und verließ das Cottage.
„Von seelischen Problemen, die Krankheiten bewirken, habe ich noch nie gehört“, bemerkte Mrs Tatton.
„Nachdem der Doktor davon gesprochen hat, erkenne ich die Anzeichen“, sagte Arabella. „Wenn kein Unterricht stattfindet, geht es Archie besser. Und wann immer er von der Schule nach Hause kommt, grämt er sich. Er erzählt mir kaum etwas. Nur ein einziges Mal hat er eine Prügelei erwähnt. Warum vertraut er sich mir nicht an, Mama?“
„Vielleicht wird er von den größeren Jungen, die ihn schikanieren, mit irgendwelchen Drohungen zum Schweigen gezwungen. Und warum sie ihn peinigen, können wir uns denken. Wie sie ihn nennen, hast du bei jenem Dinner ja erfahren.“ Mrs Tatton senkte ihre Stimme. „Bastard, also wirklich … Verstehst du jetzt endlich, was er dem Kind angetan hat? Warum konnte er dich nicht heiraten? Aber nein, der hochwohlgeborene Duke hat entschieden, dass du nicht gut genug für ihn bist – wieder einmal. Und jetzt liegt dein Sohn mit Bauchweh da oben und fürchtet sich vor der Schule, weil da seine Mutter verunglimpft wird.“ Zitternd sank sie in einen Sessel.
„Deine Klagen sind sinnlos, Mama. Versuchen wir die Situation so gut wie möglich zu meistern. Würdest du bitte nach Archie sehen, während ich in die Schule gehe?“ Schnell eilte Arabella aus dem Haus, bevor sie ihre Zunge nicht mehr länger hätte hüten können und die Wahrheit aus ihr herausgebrochen wäre.
Sein Besuch in Madame Boisserons Salon hatte Dominic von ihrer Unschuld überzeugt. Offenbar war die Frau ehrlich, und er glaubte ihrer Beteuerung, äußerste Diskretion würde zu ihrem Beruf gehören. Wenn sie Geheimnisse ausplauderte, verlöre sie das Vertrauen ihrer Kundschaft.
An diesem Abend saß er allein in seiner Bibliothek und überlegte gerade, wie er den Mann namens Smith ausfindig machen sollte, als der Butler an die Tür klopfte und Hunter hereinführte,
Der Freund setzte sich in den Ohrensessel an der anderen Seite des Schreibtisches, und Dominic holte die Kristallkaraffe vom Silbertablett auf dem Tischchen beim Fenster, um ihm einen Brandy einzuschenken.
„Trinkst du nichts?“ Dankend ergriff Hunter den von Dominic gefüllten Schwenker und lehnte sich zurück.
Dominic schüttelte den Kopf und nahm wieder Platz.
„Neulich hat Misbourne im White’s nach dir gefragt.“
„Genau das wollte ich hören“, seufzte Dominic. „Bist du nur deshalb hergekommen? Um mir das zu erzählen?“
„Nein, ich möchte sehen, wie es dir geht.“
Weil Dominic einen prüfenden Blick spürte, schaute er auf und sah eine Miene voller Mitleid. „Jetzt weißt du es, nicht wahr?“
„Ganz London weiß es. Das alles ergibt keinen Sinn. Immerhin hatte Arabella triftigere Gründe für diese Heirat als du. Warum beschloss sie die Verlobung aufzulösen?“
„Ich vermute, sie stand unter Druck, Sebastian. Anscheinend wurde sie von einem Mann besucht, der wusste, dass sie Miss Noir war.“
Verblüfft richtete Hunter sich auf. „Seltsam … Ich glaube, ich muss dir etwas erzählen. Vor Kurzem besuchte ich Mrs Silvers Bordell, um Tilly zu treffen – Miss Rose. Und im Lauf des Abends teilte sie mir mit, jemand habe sich nach Miss Noir erkundigt.“
„Damit hatte ich gerechnet und mir das Schweigen der Mädchen erkauft. Wie Mrs Silver mir versichert hat, würden sie nichts ausplaudern.“
„Gewiss kannst du dich darauf verlassen, denn Tilly wollte nicht über Miss Noir reden. Aber sie erwähnte einen Gentleman, der fünfhundert Pfund für Informationen über die mysteriöse Dame zahlen wollte. Tilly nimmt an, einer der Lakaien in
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