Historical Saison Band 16 (German Edition)
sie auftrat – stolz und selbstbewusst und ganz anders als die anderen Debütantinnen.
Mehr wollte sie nicht sagen. Sie wandte sich anderen Themen zu, fragte ihn nach seinem Besitz und den neuen Methoden, die Getreideernte zu verbessern.
„Ich merke, dass Sie Ihre Heimat lieben“, sagte sie nach einiger Zeit. „Und es ehrt Sie, dass Sie sich um die Nöte Ihrer Untergebenen kümmern. Ein guter Baron muss in der Lage sein, seine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, wenn es um das Wohl der Menschen geht.“ Sie goss sich den letzten Rest Tee aus der Kanne ein. „Oh, ich glaube, wir haben heute so viel Tee getrunken wie normale Menschen in einem Jahr.“
Er lachte.
„Sie sollten das öfter tun“, bemerkte sie.
„Was tun?“
„Lachen. Und lächeln.“
„Aber das tue ich doch“, protestierte er.
„Nicht oft genug. Sie haben ein wunderbares Lächeln. Es ist mir schon aufgefallen, als wir auf dem Ball der Fitzsimmons miteinander getanzt haben.“
„Und Mr Agyros? Hat er auch ein wunderbares Lächeln?“ Damit fachte er das Feuer erneut an. Ihr Blick verriet ihm, dass er zu weit gegangen war. Er hätte das nicht fragen dürfen und wünschte, er könnte die letzten Sätze zurücknehmen.
Lilya erhob sich und nahm ihre Sachen. Ihr Ton war nun kühl und formell: „Wenn ich mich im Garten nicht klar genug ausgedrückt haben sollte, dann möchte ich es nun nachholen. Ich habe Ihre Einmischung begrüßt, aber es war nicht notwendig.“
Beldon stand ebenfalls auf. Er war wütend über sich selbst. Ihre Bemerkung machte es ihm leicht, diese Wut zu formulieren. „Meine ‚Einmischung‘? So nennen Sie es also?“
„Wie sollte ich es sonst nennen?“, sagte Lilya unerschrocken.
„Wie wäre es mit ‚Hilfe‘? ‚Einmischung‘ legt nahe, dass ich meine Nase in etwas hineingesteckt habe, das mich nichts angeht.“
„Vielleicht haben Sie das ja getan.“
„Wäre es Ihnen lieber gewesen, wenn Mr Agyros Sie geküsst hätte?“
„Ich bin einer solchen Situation durchaus gewachsen. Ohne meine Einwilligung wäre nichts geschehen.“ Lilya ordnete ihr Haar. „Ich glaube, es ist das Beste, wenn Sie mich nun nach Hause bringen. Ich möchte mich gerne davon überzeugen, dass es Philippa besser geht. Sie hat sich heute Morgen sehr schlecht gefühlt.“
Wortlos winkte er der Serviererin, um die Rechnung zu begleichen.
Nachdem er Lilya zu Hause abgesetzt hatte, machte Beldon sich selber auf den Heimweg. Seine ganze Energie war verschwunden. Er verspürte keine Lust, die Besuche zu machen, die ihm sein Kalender nahelegte. Er entschied sich dafür, den Abend zu Hause zu verbringen und in seiner Bibliothek nach Büchern zu suchen, in denen er mehr über das Reich der Ottomanen und die Herkunft der Stefanovs erfahren konnte.
Am nächsten Morgen erwachte er früh. In der Nacht hatte er einen aufregenden Traum gehabt: Von einer dunkelhaarigen Frau, die nichts weiter trug als die Smaragde der Pendennys …
Schnell sandte er eine kurze Nachricht an Mr Brown. Er würde das Armband mit den Turmalinen kaufen.
6. KAPITEL
A m Abend von Vals Rosengala zweifelte Lilya daran, ob sie einer Verlobung würde entgehen können, ohne einen Skandal heraufzubeschwören. Die Ballsaison war erst einige Wochen alt, aber ihr schien sie schon ewig zu dauern.
Als sie ihre Pläne gemacht hatte, schienen drei Monate nicht besonders viel zu sein. Sie hatte damals allerdings nicht geahnt, wie sich die Zeit in London dehnen würde. Hier schienen zwei Wochen ein ganzes Leben zu sein und drei Wochen eine Ewigkeit. Hoffnungsvolle Debütantinnen wurden in Skandale verwickelt und vom Podest gestoßen, und die Phasen der Werbung beschleunigten sich in unglaublichem Tempo. Das Leben verging schneller während der Ballsaison und die Entscheidungen wurden noch rascher getroffen.
Lilya stand – umrundet von Gästen – in Vals Salon und spürte das veränderte Interesse an ihr. Vor zwei Wochen hatte sie die Neugier möglicher Verehrer noch von sich ablenken können. Offen gestanden hatten einige dieser Männer ihr nur halbherzige Avancen gemacht, weil sie nicht sicher waren, ob sie eine gute Partie war. Sie war keine von ihnen, egal wie hoch die Mitgift war, mit der Val sie ausstatten würde. Sie störte sich nicht daran, weil sie ja sowieso nicht heiraten wollte.
Männer mochten sich von schönen Frauen angezogen fühlen, sie sogar bewundern, aber sie wusste, dass es bei einer Heirat letzten Endes auf andere Dinge ankam. Sie hatte das
Weitere Kostenlose Bücher