Historical Saison Band 16 (German Edition)
Geheimnis auf diese Weise zu entlocken.“
Beldons Stimme klang wie ein Knurren, seine Augen funkelten. „Hier handelt es sich keineswegs um eine Verführung. Wobei …“ Er trat vor. Sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand. Es gab kein Entkommen mehr.
Sie reckte das Kinn abwehrend empor. „Ich lasse mich nicht einschüchtern.“
Doch sie fürchtete Gefühle ganz anderer Art. Seine körperliche Nähe ließ ihren Puls rasen. Aus dieser Entfernung war seine Gegenwart noch berauschender als auf der Tanzfläche. Die Atmosphäre zwischen ihnen hatte sich während ihrer Unterhaltung geändert, sie war nun mit Erwartung aufgeladen. Die kleinen Härchen auf ihren Unterarmen richteten sich auf, als sie seinen heißen Atem auf ihrer Haut spürte.
Ein verruchtes Lächeln glitzerte in seinen Augen. „Ich wollte Sie keineswegs einschüchtern, Lilya. Ich wollte Sie küssen.“
8. KAPITEL
S ie wollte protestieren, aber Beldon war zu schnell. Seine Hand, die ihre Wange umschloss, war warm. Sein Kuss war der eines Liebhabers und so leidenschaftlich, dass sie ohne Zögern darauf reagierte. Die Gelegenheit zu protestieren war längst vorbei. Sie wollte es auch nicht mehr. Ihre Lippen öffneten sich, um seine Zunge willkommen zu heißen. Er zog sie an sich. Sie spürte seine festen Muskeln, seine körperliche Kraft, seine Männlichkeit. Die eine Hand in ihrem Haar, die andere auf ihrem Rücken, hielt er sie fest und leitete sie.
Sie nahm kaum wahr, dass ihre Hände in sein Haar griffen. Sie presste ihren Körper so fest wie möglich an seinen. Sie wollte ihm so nah sein wie möglich. Der Kuss ließ sie alles vergessen, die Welt schien stehen zu bleiben. Es gab plötzlich weder einen Diamanten noch ein Geheimnis für sie.
Aber kein Kuss dauerte für immer und als er vorbei war, waren alle anderen großen Themen ihres Lebens wieder da – plus ein paar neue Probleme. Zum Beispiel, dass sie ihn nun in seine Schranken weisen musste.
„Glauben Sie, ich weiß nicht, was Sie vorhaben?“
„Was habe ich denn Ihrer Meinung nach vor?“, fragte er entrüstet. Schnell löste sie sich aus seinen Armen und ging um ihn herum.
„Christoph Agyros hat es nicht geschafft, mir mein Geheimnis zu entlocken. Und das werden auch Sie nicht schaffen.“ Mit verwirrenden Gefühlen und hochgerecktem Kopf – mit aller Würde, derer sie fähig war – schritt Lilya in Richtung Tür.
Sie hörte in ihrem Rücken ein freundliches Lachen. „Lilya!“, rief Beldon ihr nach. Sie drehte sich in der Tür um.
„Sie amüsieren mich.“ Beldon lachte. Die Arme über der Brust verschränkt stand er gegen die Wand gelehnt da.
Er lachte über sie! Ihr königlicher Abgang war ruiniert.
Sie musste etwas sagen. Er durfte heute Nacht nicht das letzte Wort haben. „Und Sie treiben mich in den Wahnsinn!“
„Ich weiß.“
Noch während sie die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinaufeilte, konnte sie sein vergnügtes Lachen hören.
Wie konnte er sie küssen? Wie konnte er über sie lachen? Wie konnte er …? Es war eine Liste ohne Ende.
Lilya kleidete sich selbst zum Schlafen um. Sie wollte das Mädchen nicht wecken. Es gab zu viel, worüber sie nachdenken musste. Da war der Diamant und da war Beldon. Die beiden würden sie noch ins Grab bringen, wenn sie nicht rasch handelte.
Sie setzte sich in ihren Lieblingssessel am Fenster. Was wusste Christoph Agyros eigentlich? Wusste er, dass sie den Diamanten hatte, oder nahm er es nur an? Die Reise vom Balkan nach England war weit und anstrengend. Und teuer, wenn man nur einer Vermutung nachging und keine Gewissheit hatte.
Die Filiki Adamao würden verbittert sein. In den Londoner Verhandlungen ging es um die Grenzen eines neuen griechischen Staates. Die drei großen Mächte würden nach einem neuen König Ausschau halten. Wenn die Filiki die Drahtzieher hinter dem Thron sein wollten, mussten sie rasch handeln und den Diamanten in ihren Besitz bringen. Es war natürlich auch möglich, dass die Filiki allen möglichen Spuren nachgingen, um das Geheimnis um den Besitzer des Diamanten zu lüften.
Aus dieser Annahme ergaben sich weitere Fragen. Sollte sie Christoph Agyros direkt darauf ansprechen? Und ihn dann davon überzeugen, dass sie den Diamanten nicht hatte? Sie verwarf diese Idee sofort. Wenn sie zugab, dass sie von dem Diamanten wusste, dann machte sie das verwundbar. Sie würde nicht nach etwas fragen, das sie nicht hatte.
Lilya dachte an ihren Dolch. Wenn sie sich als Mann verkleidete,
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