Historical Saison Band 16 (German Edition)
Beldons Ärmel. Er schaute sich um. Die Menge bewegte sich, beide sahen die Gefahr gleichzeitig. Der Mann, der gerade noch in ihre Richtung geschaut hatte, stand nun in der Nähe ihrer Kutsche. Er hatte eine Pistole in der Hand. Es war klar, auf wen er schießen wollte.
Beldon reagierte zuerst. Er stieß Lilya auf den Boden der Kutsche hinunter; im gleichen Moment schoss der Mann. Beldon riss die Tür des Landauers auf und sprang mit einem gewaltigen Satz hinaus. Warum tat er das nur? Wusste er denn nicht, dass die Kugel für ihn und nicht für sie bestimmt war? Niemand würde auf sie schießen, bevor sie nicht den Diamanten herausgegeben hatte.
Sie hörte Schreie. Offenbar gab es einen Tumult, als die Menschen wegzulaufen versuchten, um nicht verletzt zu werden. Die Kutsche erzitterte von den Stößen, als Menschen an ihr vorbeiliefen und gegen das Gefährt prallten. Es klang, als habe ihr Kutscher außerdem alle Mühe, die Pferde im Zaum zu halten.
Wo war Beldon? Lilya nahm all ihren Mut zusammen, stand auf und griff nach ihrem Dolch. Was sie sah, machte ihr Angst. Inmitten der aufgeregten Menge, die um die Kutsche herumrannte, kämpften zwei Männer mit Beldon und dem Kutscher um die Kontrolle über die Kutsche. Lilya erkannte die beiden Angreifer sofort: Es waren der Mann mit der Pistole und der Bettler. Der Kutscher schlug mit seiner langen Peitsche nach dem Bettler, aber bei der kurzen Distanz, die zwischen beiden Männern lag, war die Peitsche wirkungslos. Beldon parierte die Schläge seines Gegners mit seinem Spazierstock.
Dann sah sie, dass etwas nicht stimmte. Beldon hielt den Stock mit seiner linken Hand, obwohl er Rechtshänder war. Jetzt strauchelte er und verlor einen Moment lang das Gleichgewicht. Lilya hielt den Atem an, als sie die rote Stelle an Beldons Schulter erblickte: Die Kugel hatte offenbar ihr Ziel getroffen.
Beldon stieß seinem Angreifer seinen Stiefel in den Bauch und erhob sich. Dann stand er wieder fest auf den Füßen, doch er hatte offensichtlich Schmerzen. Sie musste etwas unternehmen! Wenn sie Beldon überwältigten, hielt Agyros das Pfand in Händen, das er brauchte. Und sie würde ihm den Diamanten geben müssen.
Lilya stieg aus dem Landauer und umklammerte dabei fest das Heft ihres Dolches. Niemand gab auf sie acht. Beldon und der Kutscher drehten ihr den Rücken zu und versperrten den Angreifern so den Blick auf sie.
Beldons Gegner hatte sich von dem Tritt in den Bauch erholt und griff erneut an. Lilya fackelte nicht lange. Sie sprang hoch und warf das Messer.
Beldons Angreifer schrie vor Schmerz laut auf, als sich das Messer in seine Schulter bohrte. Mit seinen Augen suchte er fieberhaft die Umgebung ab. „Die Hure hat mich niedergestochen!“, kreischte er, als er Lilya schließlich ausgemacht hatte.
Beldon knurrte wütend und warf sich wieder auf den Schützen. Die Wunde, die Lilya ihm beigebracht hatte, reichte, um den Kampf zu Beldons Gunsten zu wenden. Als der Komplize sah, dass Beldons Kontrahent unterlegen war, mischte er sich unter die Menge und verschwand. Beldon zog Lilya in die Kutsche und ließ sich schwer atmend auf die Bank fallen.
„Fahren Sie! Nun fahren Sie doch!“, rief Lilya dem Kutscher zu.
Dieser ergriff die Zügel und ließ sie auf den Rücken der Pferde schnalzen. Mit einem Ruck, der Lilya in ihren Sitz schleuderte, setzte sich die Kutsche in Bewegung. Lilyas Gedanken rasten fast so schnell wie ihr Herz.
Sie hatte Angst. Sie hatte Beldon zu spät vor dem Mann in der Menge gewarnt. Beldon mochte mutig sein, unsterblich war er nicht. Der Beweis war der Blutfleck, der sich gerade auf seinem Rücken ausbreitete. Die Kugel hatte ihn von hinten getroffen. Sie wollte das Ausmaß der Verletzung begutachten, aber er machte keine Anstalten, zu ihr herüberzukommen, während die Kutsche in Richtung des Stadthauses der St. Justs über die Straßen von London rumpelte. Beldon hielt zwar die Hand über die Wunde, aber darunter quoll das Blut hervor.
Sollte der Schuss in die Schulter gehen oder hatte nur ihr Schrei und seine Reaktion darauf Schlimmeres verhindert? Wenn er sich nicht bewegt hätte, hätte ihn die Kugel leicht am Kopf treffen können. Lilya schauderte bei der Vorstellung. Sie griff nach ihrem Schal, der neben ihr auf dem Sitz lag. „Beldon, nimm das hier.“ Sie gab ihm den Schal. Er nahm ihn mit seiner linken Hand. Sein Gesicht war blass, seine Miene schmerzverzerrt. Bisher hatte er kein Wort gesagt.
„Bitte, lass es weniger schlimm
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