Historical Saison Band 16 (German Edition)
sein, als es aussieht“, murmelte Lilya.
Sie dachte über all das nach, was zu tun war, wenn sie zu Hause angekommen waren. Sie musste sich mit Vals Arzt in Verbindung setzen, um Beldon untersuchen zu lassen. Bestenfalls musste Beldons Schulter genäht werden, schlimmstenfalls steckte die Kugel noch in der Wunde, was eine Operation nötig machen würde …
Beim Haus der St. Justs angekommen, sprang Lilya aus der Kutsche und gab lautstark Anweisungen. „Der Baron wurde angeschossen, bringt ihn schnell ins Haus! Zieht die Vorhänge zu! Jemand geht sofort zum Arzt des Viscounts!“ Vals Leute waren gut ausgebildet und begannen sofort, Lilyas Befehle auszuführen. Die Diener bereiteten den Salon für die Untersuchung vor. Das alles geschah so rasch, dass sich Lilya fragte, wie oft sie das wohl schon gemacht hatten.
Beldon ließ sich von einem Diener aus der Kutsche helfen. Er hielt sich großartig, doch seine zitternden Hände und der Schweiß auf seiner Stirn sprachen eine deutliche Sprache. An der Treppe lehnte er jede weitere Hilfe ab, doch Lilya eilte zu ihm, um ihn zu stützen. „Es gibt keinen Grund, so stur zu sein“, sagte sie leise zu ihm.
„Oh doch!“, erwiderte er mit zusammengebissenen Zähnen und erklomm Schritt für Schritt die Treppenstufen.
„Agyros soll glauben, dass es nur eine kleine Verletzung ist.“
Hieß das, dass es keine kleine Verletzung war? Lilya wurde schwindelig.
Beldons Gefasstheit beeindruckte sie. Es wäre naheliegend gewesen, während der Konsultation durch den Arzt Schwäche zu zeigen. Aber Beldon blieb konzentriert und tapfer.
Die Hausdame versuchte Lilya zu überreden, sich hinzulegen und sich auszuruhen. Sie würde sie informieren, wenn der Arzt Beldon untersucht hatte. Doch sie wollte nicht von seiner Seite weichen. Schließlich war sie für all das verantwortlich, was heute geschehen war.
Die Kugel saß noch in der Schulter. Sie musste heraus. Mehr als das musste Lilya nicht wissen, um die Ärmel hochzukrempeln.
Lilya assistierte dem Arzt während der Operation und bemühte sich, ihre Sorge um Beldon nicht zu zeigen. Sie hatte zwar schon einmal in einem Kriegsgebiet gearbeitet, aber es war etwas völlig anderes, wenn der verwundete Krieger gleichzeitig der Geliebte war. Jeder Schnitt in Beldons Fleisch fühlte sich an wie ein Schnitt in ihr eigenes Herz.
„Ich hab sie. Ich kann sie fühlen“, sagte der Arzt zufrieden. Kurz darauf ließ der Arzt eine kleine Stahlkugel in eine Schüssel plumpsen. „Gut, dass die Kugel nicht zersplittert ist“, sagte er und griff nach einer Nadel. „Ich schließe die Wunde. Dann sind wir fertig.“
Nachdem der Arzt die Operation beendet hatte, zog Lilya ihn vor die Tür, um ihn in Ruhe auszufragen.
„Wird er sich rasch erholen?“ Lilya wollte gute Nachrichten hören.
Der Arzt sah sie zweifelnd an. „Eigentlich schon … Aber nur wenn sich keine Infektion einstellt.“
„Und sein Arm? Wird er ihn wieder normal benutzen können?“
Der Arzt zuckte die Schultern. „Schwer zu sagen. Es ist möglich, dass die Kugel auf irgendwelche Nerven gedrückt hat und der Arm deshalb taub ist. Jetzt, wo die Kugel entfernt wurde, sollte das Gefühl zurückkehren.“ Er hob warnend eine Hand. „Aber es kann auch sein, dass die Kugel die Nerven im Arm zerstört hat.“
„Wann dürfen wir ihn bewegen?“
„Ins Schlafzimmer?“, fragte der Arzt.
„Nein. Nach Cornwall.“ Sie musste Beldon nach Hause bringen. Wenn Agyros erfuhr, dass es Beldon schlecht ging, würde ihn das noch angriffslustiger machen.
„Oh, meine Liebe. Er sollte einen Monat lang nicht reisen. Abgesehen von der Wunde an seiner Schulter, hat er viel Blut verloren.“
Einen Monat? Unmöglich! Sie hatten vielleicht ein oder zwei Tage Zeit.
Der Arzt legte ihr begütigend eine Hand auf die Schulter. „Seien Sie dankbar, meine Liebe, dass der Baron so glimpflich davongekommen ist. Ich an Ihrer Stelle würde sein Glück nicht weiter strapazieren. Geben Sie ihm ein bisschen Zeit, sich zu erholen.“
Lilya begleitete den Arzt zur Tür. Zeit war das Einzige, was sie Beldon nicht geben konnte. Sie seufzte und lehnte den Kopf an die Wand. Sie würde so lange bleiben, bis er außer Gefahr war, und dann würde sie tun, was sie längst hätte tun sollen: Sie würde gehen. Wenn der Skandal verebbt war, würde er Lady Eleanor heiraten, und sie selbst würde einfach weitermachen wie bisher. Beldon würde sicher mit ihr darin übereinstimmen, dass ein kleiner Skandal um die
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