Historical Saison Band 16 (German Edition)
gewesen wäre? Sie wusste es nicht, denn sie wusste nicht, wer sie ohne den Diamanten überhaupt war.
Wer bin ich nur … außer der geheimen Wächterin des Adamao?
„Ich habe mir schon gedacht, dass ich dich hier finde.“ Beldon schaute zur Tür herein. Er hatte seine Jacke ausgezogen, die Ärmel seines Hemdes hochgerollt und sah aus wie ein wilder Pirat. Etwas Ungezähmtes flackerte in seinen Augen. Einen Moment lang glaubte sie, er werde sie gleich hier auf dem Sofa nehmen und ihr Inneres geriet vor Erwartung in Aufruhr. Dann erlosch das Feuer in seinen Augen. Er streckte seine Hand aus und sagte: „Es wird Zeit, den Brief zu schreiben.“
Lilyas Herz sank.
Ja, natürlich. Der Diamant. Der verdammte Diamant. Wenn Beldon sie ansah, sah er den Diamanten. Er sah ihn aus anderen Gründen als Christoph Agyros, aber er sah ihn. Sie wünschte, es wäre nicht so.
13. KAPITEL
Sehr geehrter Herr Agyros,
ich bedauere, Sie darüber informieren zu müssen, dass Ihre Nachfrage bezüglich eines gewissen Edelsteins, der in meine Obhut gegeben sein soll, mich bestürzt und meine Missbilligung erregt hat. Ich nehme an, Sie haben mich vielleicht mit jemandem verwechselt. Ich bin nicht im Besitz des besagten Gegenstandes. Außerdem billige ich nicht, dass Sie mir drohen.
Ich muss Sie daher darum bitten, mich nicht mehr zu belästigen. Ihr Verhalten ist ganz und gar ungehörig. Abgesehen davon wissen Sie sicherlich, dass ich bald heiraten werde und allein schon aus Respekt vor meinem künftigen Ehemann künftig jeden Kontakt mit Ihnen meiden muss. Leben Sie wohl!
Lilya Stefanov
C hristoph Agyros zerknüllte den Brief. Sie bedauerte, ihn informieren zu müssen? Sie würde es schon bald außerordentlich bedauern, ihn belogen zu haben!
In einem Zornesausbruch fegte Christoph die Dinge vor ihm auf dem Tisch auf den Boden. Geschirr zu zerschlagen, bereitete ihm eine gewisse Befriedigung. Eine Tasse war unbeschädigt geblieben. Christoph hob sie auf und schmetterte sie gegen die Wand.
Etwas weniger wütend, warf sich Christoph in einen Stuhl, um nachzudenken. Sollte er ihr glauben? Sie hatte kein Geheimnis aus ihrer Hochzeit gemacht. Sie hatte sich auch nicht wie eine Frau verhalten, die unbemerkt bleiben wollte. Sie war nach London gekommen und hatte sich den dicksten Fisch der Saison geangelt. Das war alles andere als diskret. Es war also möglich, dass sie nicht diejenige war, die er suchte, und dass einer der anderen Verdächtigen stattdessen den Diamanten hatte. Doch diese Möglichkeit schmeckte ihm ganz und gar nicht. Er hatte sich zu lange mit den Verdächtigen und dem Diamanten beschäftigt. Lilya Stefanov musste es einfach sein.
Christoph dachte über eine weitere Tatsache nach. Sie hatte ihr Heim verlassen und war nach England geflohen. So etwas tat keine Unschuldige. Schon alleine das stützte seinen Verdacht. Er würde jedenfalls so fortfahren, als habe sie den Diamanten, weigere sich aber, ihn herauszugeben. Das bedeutete, dass er sie morgen bestrafen würde.
Christoph zog ein Messer hervor und ließ es durch die Luft wirbeln. Was sollte er machen? Ihren geliebten Baron Pendennys seiner Männlichkeit berauben? Seinem Gesicht eine hübsche Narbe verpassen? Er sah viel besser aus als dieser Pendennys. Warum nur hatte sie den Baron statt seiner gewählt? Es hatte ihn gekränkt, dass er sie nicht genug hatte beeindrucken können. Frauen widerstanden seinem Charme selten, aber Lilya war anders als die anderen Debütantinnen. Wenn das hier alles vorbei war, würde sie anders über ihn denken, würde ihn endlich ernst nehmen. Oh ja, Lilya Stefanov konnte ihm immer noch gehören. Eine Frau tat schließlich alles, um den Mann zu retten, den sie liebte.
Sein Plan brachte also einen Zusatzbonus mit sich: die Rache an dem Mann, der seine Ziele zunichte gemacht hatte. Christoph kramte in einer Truhe, bis er das gefunden hatte, was er suchte: eine Geldbörse voller Münzen. Er hatte genug Geld, um das Leben eines Barons zu kaufen. Er würde hinunter zum Hafen gehen und schauen, wie viel das Leben eines Barons gerade wert war.
Es war besser, dass jemand anderes dieses schmutzige Geschäft übernahm. So konnte Christoph seine Rache ganz entspannt genießen. Wenn er einen Auftragsmörder gefunden hatte, konnte er sich zurücklehnen und darauf warten, dass Pendennys das Haus verließ.
„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“ Lilya fingerte nervös an ihrem teuren Schal aus indischer Seide, in den ein gelb-blaues
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