Historical Saison Band 16 (German Edition)
können dort nicht als Geister herumspuken.“
„Ich habe Alexander als Erben benannt. Er wird Pendennys erben. Bis zu seiner Volljährigkeit wird Valerian sein Vormund sein.“
Es war so, wie es sein sollte. Niemand würde das seltsam finden. Der kleine Alexander war Beldons nächster männlicher Verwandter. Bis er alt genug war, würde Valerian den Besitz an seiner Stelle verwalten. Pendennys würde unter dieser Lösung nicht leiden. Aber was war mit Beldon? Sie griff nach seiner Hand. Er gab ihretwegen nicht nur einen Titel auf.
„Ich weiß, wie viel dir Pendennys bedeutet.“
„Und ich weiß, was du mir bedeutest“, antwortete Beldon.
Sie erkannte, dass sein Plan nicht spontan gefasst worden war. Er war zwar simpel, aber Beldon hatte lange und gründlich darüber nachgedacht. Er hatte das alles schon eine Weile im Kopf gehabt, sein Testament niedergeschrieben und beschlossen, dass er Pendennys verlassen würde. Ihretwegen. Und es passte zu Beldon, dass in seinem Plan die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt waren.
„Hast du die Papiere dabei?“ Sie war neugierig zu erfahren, wie gut er alles organisiert hatte.
„Ja.“
Dieses eine Wort überwältigte sie. Im strömenden Regen, in der Dunkelheit, nachdem sein Besitz angegriffen worden war, hatte er seine Zukunft in seiner Tasche verstaut, seinen Umhang übergeworfen, sein Pferd bestiegen und war einfach davongeritten, um ihr zu folgen.
„Unglaublich“, flüsterte sie. „Absolut unglaublich.“
20. KAPITEL
C hristoph Agyros hatte morgens bei einer Tasse Kaffee beschlossen, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: Entweder war der Baron unglaublich dumm oder unglaublich schlau. Der furchtbare Regen vergangene Nacht hätte jeden Mann, der auch nur einigermaßen bei Trost war, dazu gebracht, auf weitere Abenteuer zu verzichten. Vielleicht hatte das Wetter den Baron ja auch wirklich von weiteren Unternehmungen abgebracht. Denn Pendennys hatte seinen Besitz gestern Abend verlassen und war nicht zurückgekehrt.
Es konnte eine Menge Gründe geben, warum der Baron nicht zurückgekommen war. Die meisten davon hatten mit den Unwägbarkeiten des Wetters zu tun. Es war schon schlimm genug, in der Dunkelheit zu reisen. Dazu waren aber noch die verschlammten Straßen gekommen. Er war sicher unterwegs in irgendeinem Gasthaus untergekrochen, um das Ende des Sturms abzuwarten. An der Küste gab es unzählige Gasthäuser und ebenso unzählige kleine Städte. Es war unmöglich festzustellen, wie weit er gekommen und wo er eingekehrt war. Sehr wahrscheinlich würde er am Morgen wieder auf Pendennys erscheinen.
Die Alternative dazu war extrem unwahrscheinlich. Welcher Mann verließ schon seinen Landbesitz und sein Haus mit nichts anderem als einem Pferd und seinen Reitsachen? Und trotzdem nagte diese Möglichkeit an Christoph Agyros. Das Einzige, was er mit Sicherheit wusste, war, dass Pendennys fortgeritten war, um nach seiner Frau zu suchen. Christoph Agyros war also nicht der Einzige, der nicht wusste, wo Lilya steckte.
Während er gewartet und das Anwesen des Barons beobachtet hatte, war ihm Lilya durch die Finger geschlüpft. Das war außerordentlich besorgniserregend. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo Lilya abgeblieben war. Sie konnte sich in Richtung Fowey oder Falmouth davongemacht haben, nach Norden oder nach Süden. Der Baron jedenfalls war in Richtung Falmouth geritten. Christoph Agyros hatte sich dessen vergewissert, bevor ihn das schlechte Wetter von der Straße getrieben hatte.
Es war äußerst wichtig, dass er Pendennys fand. Selbst wenn Lilya nicht jetzt schon bei ihm war, war der Baron die einzige Verbindung zu ihr. Christoph Agyros hoffte, ihn unterwegs, auf dem Rückweg von Falmouth nach Hause, zu erwischen. Im Idealfall hatte er seine Frau bei sich. Aber ein ums andere Mal hatte Pendennys bewiesen, dass er alles andere als ein normaler Mann war. Er hatte mit einer frischen Schusswunde die lange, anstrengende Reise von London nach Cornwall angetreten. Jeder normale Mann wäre daraufhin seinem hohen Fieber erlegen. Pendennys aber hielt diesen Anstrengungen stand. Er hatte sogar Lilya Stefanov geheiratet, obwohl er gewusst hatte, welche enormen Probleme mit dieser Hochzeit verbunden waren.
Pendennys hatte sich alles in allem bisher nicht wie ein gewöhnlicher Mann verhalten. Warum sollte er es also jetzt tun? Sobald Christoph Agyros sein Frühstück beendet hatte, würde er sich aufmachen und die Straße nach Falmouth nach ihm
Weitere Kostenlose Bücher