Historical Saison Band 16 (German Edition)
vergangenen Nacht bekannt hatte, hatten ihn überwältigt. Sie hatte ihr persönliches Glück für ihn aufgeben wollen. Sie hatte ihn verlassen wollen, um ihn zu retten. Es war ein unglaubliches Gefühl, so sehr geliebt zu werden, auch wenn die Folgen einer solchen opferwilligen Liebe schrecklich gewesen wären. Ein Leben ohne Lilya würde für ihn kein Leben mehr sein.
Er krabbelte ins Bett zurück. Lilyas Körper war warm und entspannt. Sanft küsste er sie auf die Stirn. „Es wird Zeit, wach zu werden, mein Liebling. Wir müssen bald unser neues Leben beginnen. Riechst du das Frühstück schon?“
„Mmmm“, murmelte Lilya und begann hörbar den Atem durch die Nase einzuziehen. „Liebe und Schinken, das riecht wirklich vielversprechend. Ich könnte mich daran gewöhnen.“
Beldon lachte, griff nach ihr und rollte sie zu sich herum. „Das würde mich aufrichtig freuen.“
Der Morgen verging ohne Zwischenfälle. Der Regen, der seine Reise gestern behindert hatte, war heute sein Freund. Schon in der Nacht war der Sturm abgezogen. Er hatte die Straßen aufgeweicht und Schlammlöcher hinterlassen, die noch nicht getrocknet waren. Darauf zu reisen, würde ausgesprochen langsam vonstattengehen. Das betraf aber nicht nur ihn und Lilya, sondern ebenso Christoph Agyros. Aus diesem Grund hatte es Beldon eilig, sich auf den Weg zu machen. Je größer die Entfernung war, die zwischen ihnen und dem Schurken lag, desto besser.
Um halb elf brachen sie auf. Beldon hatte seinen Hengst gesattelt. Für Lilya hatten sie einen Wallach mit ausgeglichenem Temperament gemietet. Lilyas Sachen waren auf dem Rücken des Tieres in einer Manteltasche zusammengerollt, die ihnen der Gastwirt überlassen hatte. Einen Einspänner zu mieten, kam nicht infrage. Sie würden, wenn sie auf diese Art reisten, den größten Teil des Tages damit verbringen müssen, die Kutsche aus den tiefen Furchen auf der Straße zu ziehen.
Lilya war nervös. Er konnte die Anspannung regelrecht fühlen, als er ihr auf ihr Pferd half. „Mach dir keine Sorgen“, flüsterte er ihr zu und saß ebenfalls auf. „Es ist ein herrlicher Tag für einen Ausritt. Und wenn dieser Tag zu Ende ist, werden wir wohlbehalten bei Valerian angekommen sein.“ Die Natur hatte ihnen wahrhaftig einen herrlichen Tag im Ausgleich zu dem fürchterlichen Wetter in der Nacht geschenkt. Der Himmel war blau und versprach für später angenehme Wärme. Alles würde gut gehen, solange sie sich nicht beeilen mussten.
„Wir werden heute niemandem davonlaufen können.“ Lilya sprach aus, was sie beide fürchteten. Aber es war sehr wahrscheinlich, dass sie auch heute die Nase vorn behalten würden.
„Christoph Agyros wird beim miserablen Zustand der Straßen auch nicht rascher vorwärtskommen als wir“, versicherte Beldon zuversichtlich. Er lenkte sein Pferd auf die Straße und in den lebhaften Verkehr von Falmouth.
„Außer, er erwartet uns schon.“ Lilya blickte suchend umher, um einen möglichen Platz für einen Überfall auszumachen.
„Er müsste sich seiner Sache schon sehr sicher sein, um das zu tun“, konterte Beldon. „Er müsste ohne Zweifel wissen, dass wir nach Falmouth und nicht nach Fowey gegangen sind. Soweit ich es beurteilen kann, kann er sich auf sein Glück durchaus nicht verlassen. Ich glaube nicht, dass er sich so sicher ist, dass er sich für eine solche Aktion entscheidet.“ Sicherheitshalber griff Beldon aber doch in seine Tasche und umfasste den Griff einer seiner Pistolen, die er unter dem Reitumhang bei sich trug.
Die Gefahr erkannt zu haben, hieß nicht unbedingt, die Gefahr auch gebannt zu haben. Wenn das Glück Christoph Agyros in der letzten Zeit verlassen hatte, so waren Beldons Aktionen auch nicht gerade von selbigem gesegnet gewesen.
Erneut hatte der Wettlauf um Leben und Tod begonnen. Irgendwo da draußen war Christoph Agyros unterwegs, um sie zu finden.
Am späten Nachmittag war das Wetter wieder umgeschlagen. Vom Ozean her kamen dicke Wolken über das Land gesegelt, hinter denen sich die Sonne versteckte. Vier Kilometer vor Roseland erwischte sie ein Regenschauer. Lilya ritt neben Beldon und zog sich die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf, während sie einen pessimistischen Blick zum Himmel warf.
So weit zu kommen, hatte doppelt so lange gedauert wie normalerweise. Die Straßen waren schlecht, die Pferde blieben immer wieder im Schlamm stecken.
Beldon spähte nach vorne. Verdammt, eine weitere Verzögerung. Die Straße vor ihnen schien
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