Historical Saison Band 16 (German Edition)
können.
Beldon blinzelte. Grelles Licht stach in seine Augen. Er ging davon aus, dass er gestorben war. War das hier das Licht des Paradieses? Falls ja, dann brauchte das Paradies unbedingt Vorhänge!
„Beldon?“
Schmerzerfüllt stöhnte er auf. Er bemühte sich darum, die Augen ganz zu öffnen. Da war Philippa. Sie beugte sich über ihn und schirmte – Gott sei Dank – das Licht ab. Irgendetwas bewegte sich zu seinen Füßen.
„Er ist wach.“ Philippa sprach mit jemandem. Sie legte eine Hand auf Beldons Stirn. „Kein Fieber.“
„Gut.“ Das Gewicht in der Nähe seiner Füße verschwand und Valerian erschien in Beldons Blickfeld. Er sah furchtbar aus. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen.
„Ich bin nicht tot?“, fragte Beldon.
Philippa lächelte. „Nein. Du lebst noch.“
Doch darüber konnte er sich nur unter einer Bedingung freuen. Er studierte ihre Gesichter. „Was ist mit Lilya?“
Philippa nahm seine Hand. Einen Moment lang hatte er schreckliche Angst vor dem, was nun kommen würde. „Ihr geht es gut. Sie ruht sich im Zimmer nebenan aus.“
„Ist sie bei Bewusstsein?“
„Sie hat gerade gefrühstückt.“ Val legte ihm eine Hand beruhigend auf die Brust. „Ihre Rippen sind geprellt, aber es ist nichts gebrochen. Ihr habt beide großes Glück gehabt. Wenn es im Winter passiert wäre, hättet ihr wohl kaum überlebt. Ich würde gerne wissen, was geschehen ist.“
„Christoph Agyros ist hinter uns her gewesen“, erklärte Beldon. Philippa schüttelte seine Kissen auf und Valerian bestand darauf, ihm dabei zu helfen, sich aufzusetzen. Als er einigermaßen gerade saß, erzählte er ihnen die ganze Geschichte. Er begann mit dem Überfall auf Pendennys und endete mit dem Geschehen auf der Straße nach Roseland.
„So habe ich es mir vorgestellt.“ Val nickte, als Beldon seine Erzählung beendet hatte. „Aber nun ist Christoph Agyros tot.“
„Ich weiß. Agyros und ich haben nach dem Sturz miteinander gekämpft. Er war …“ Das schreckliche Bild von dem wahnsinnigen Schurken, der sich über Lilya beugte, war noch zu stark. Er konnte seinen Satz nicht beenden. Seine Stimme brach. „Ich musste Lilya verteidigen.“
„Du musst nicht mehr sagen“, versicherte ihm Val. „Ihr seid nun beide in Sicherheit. Jeder hier freut sich, dass ihr lebend davongekommen seid.“
„Jedenfalls sind wir jetzt noch am Leben“, sagte Beldon vorsichtig. „Aber die Gefahr ist nicht vorüber.“
„Worüber sprichst du eigentlich?“ Philippa betrachtete ihn prüfend. Beldon sah ihr jedoch an, dass sie bereits wusste, was er mit seiner Bemerkung gemeint hatte.
„Setzt euch hin. Ich werde es euch erklären. Val, gib mir bitte meinen Umhang. Die Papiere sind darin.“ Er stockte kurz und fuhr dann mit fester Stimme fort: „Es werden andere kommen, die den Diamanten suchen. Unsere einzige Möglichkeit ist es, alle Beteiligten davon zu überzeugen, dass der Diamant verloren gegangen ist. Wenn Lilya und ich aber auf hoher See ertrinken, dann ist der Diamant mir uns verschwunden. Es hört sich verrückter an, als es ist.“ Beldon zuckte mit den Achseln. „Val, du hast die Aufgabe, die Nachricht zu verbreiten.“
„Das bedeutet, dass ihr nicht mehr nach Pendennys zurückkehren könnt. Du willst also dein Erbe aufgeben“, sagte Philippa leise. Beldon hörte, was sie eigentlich meinte: Du willst uns aufgeben .
Er griff nach der Hand seiner Schwester. Für lange Zeit in ihrem Leben waren sie auf sich gestellt gewesen und hatten fest zusammengehalten. „Es ist schwerer, als du dir vielleicht vorstellst. Aber Lilya wird hier in England niemals sicher sein. Das habe ich schmerzlich erkannt. Ich kann sie nicht zu einem Leben verdammen, in dem sie sich ständig fürchtet. Dafür liebe ich sie zu sehr.“
„Du hast recht, lieber Bruder“, Philippa standen Tränen in den Augen. „Ohje. Ich habe wirklich nah am Wasser gebaut, aber das liegt auch daran, dass…“ Sie hielt inne und wartete, bis ihre Stimme wieder fest war. „Beldon, ich bin schwanger.“
Er verstand sofort, was das bedeutete. Dieses Kind würde er niemals zu sehen bekommen. Er würde nicht neben Valerian in der Kapelle von St. Just stehen und dabei sein, wenn das Kind getauft wurde. Bei Alexanders Taufe war er dabei gewesen. Der Traum davon, wie seine Nichten und Neffen fröhlich auf Pendennys herumtollten, würde niemals Wirklichkeit werden. Genauer gesagt: Er würde zwar wahr werden, aber er würde nicht dabei sein.
Valerian
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