Historical Saison Band 16 (German Edition)
den Blick auf sein Gesicht. Ihre Züge spiegelten Liebe und ihre Verwunderung darüber, dass er gekommen war. Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. „Lance – du bist da.“ Sie versuchte, ihm die Hand entgegenzustrecken, doch ihr fehlte die Kraft und ihr Arm fiel zurück auf das Laken.
Lance ließ sich neben dem Bett auf die Knie sinken, nahm ihre Hand und zog sie an die Lippen. „Was, um alles in der Welt, tust du hier, Delphine? Ich habe dir doch gesagt, dass du nach England zurückkehren sollst.“
„Das habe ich auch getan, aber dann bin ich dir nach Brüssel gefolgt – so wie vorher nach Spanien, erinnerst du dich? Ich … fühlte mich nicht wohl. Ich dachte, ich würde die Geburt nicht überleben. Doch ich habe es geschafft. Aber nun bleibt mir nicht mehr viel Zeit, Lance. Es macht mich sehr glücklich, dich wiederzusehen.“
„Miss Jenkins hat soeben Ihr Kind zur Welt gebracht“, informierte ihn der Pfarrer.
Lance erstarrte. „Mein Kind? Ist das wahr, Delphine?“
Sie nickte. „Ein Mädchen. Du hast eine Tochter, Lance. Eine wunderhübsche Tochter.“
Lance wusste, dass er nie wieder solche Scham, solche Schuld und so großes Elend fühlen würde wie in diesem Moment, als er Delphines Lebenslicht verlöschen sah. Er hatte sich sofort von ihr angezogen gefühlt, als er ihren Auftritt auf einer Londoner Bühne gesehen hatte. Diese Frau war ihm nach Spanien gefolgt und dort von einem Schlachtfeld zum anderen, ohne sich jemals zu beklagen, ohne irgendetwas von ihm zu verlangen. Und nun ging sie für immer.
Als sie sich begegneten, hatten seine übersättigten Sinne ihre Frische und ihre Lebendigkeit dringend gebraucht. Delphine hatte sich als durch und durch wunderbare Geliebte erwiesen. Doch da er wusste, dass ihre Affäre keine Zukunft hatte, konnte er nicht zulassen, dass sie auch nur eine Minute ihres kostbaren Lebens darauf verschwendete, ihn zu lieben oder auf ihn zu warten. Und so hatte er die Beziehung beendet und sich immer wieder gesagt, dass er das Richtige tat, dass er sich edel verhielt. Aber er war nicht auf die Tage und Nächte vorbereitet gewesen, in denen er sie schrecklich vermisste.
„Delphine, ich muss dich fragen …“
„Das Kind ist von dir“, stieß sie energisch hervor. „Zweifle niemals daran. Es hat keinen anderen Mann gegeben. Keiner war mir gut genug – nach dir.“
Er beugte den Kopf über ihre Hand. „Gütiger Gott, das ist das Grausamste, was du mir jemals angetan hast. Warum hast du mir nicht geschrieben und es mir mitgeteilt? Ich wäre zu dir gekommen, Delphine. Ich hätte nicht zugelassen, dass du diese Sache allein durchstehst.“
„Es tut mir leid. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich … ich dachte, du würdest mich vielleicht hassen. Würdest mich wegschicken – und ich hätte nicht gewusst, wo ich hingehen sollte. Ich konnte nicht nach Hause, aber ich musste irgendetwas tun, deshalb bin ich hierhergekommen – um dich zu suchen.“
„Du hattest Angst vor mir?“ Vor Mitgefühl klang seine Stimme ganz weich. „Du hattest Angst, es mir zu sagen? Bin ich so ein Ungeheuer, Delphine?“
„Nein …“ Zitternd umklammerte sie seine Hand. In ihren Augen schimmerten Tränen.
Lance spürte, wie sein Herz angesichts ihres Schmerzes aus dem Takt geriet. Er hätte alles dafür gegeben, sie zu trösten und ihr das Vertrauen zu schenken, dass er sie nie wieder verlassen würde. Er war ein hochmütiger Kerl, das wusste er selbst nur zu gut, ein Mann, dem es gefiel, seinen eigenen Weg zu gehen, und der diese Freiheit einforderte. Doch die Gefühle, die diese Frau in ihm weckte, die süßen Empfindungen, die ihn durchfuhren, wenn er sie ansah, waren anders als alles, was er bisher erlebt hatte.
„Nicht weinen, Liebste“, murmelte er. „Jetzt bin ich hier. Bei mir bist du in Sicherheit und wirst es immer sein.“
„Geh und schau dir deine Tochter an, Lance. Du wirst sehen, dass sie dein Kind ist.“
Lance tat, worum sie ihn bat, und richtete seinen Blick auf den fleischgewordenen Beweis ihrer Vereinigung. Sein Herz pochte heftig. Die Amme schob die Decke beiseite, die den Kopf des Säuglings verbarg. Er wagte kaum, seine Tochter anzusehen, weil er nicht wusste, was für ein Gefühl das in ihm auslösen würde. Er zwang sich, in das Gesicht des Neugeborenen zu sehen. Als er es anschaute, gähnte es und wandte den Kopf in seine Richtung, bevor es sich wieder an die Brust der Frau kuschelte und weiterschlief.
Er erkannte das Gesicht
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