Historical Saison Band 17
er eine Menge Ärger. Wenigstens verursachten wir keinen Skandal. Da ich minderjährig war, konnte Lord Moncaster nicht auf die Bezahlung meiner Schulden bestehen. Meine Tante gab ihm das Geld trotzdem.“
„Offenbar gehört es zu Ihren besonderen Talenten, in unangenehme Situationen zu geraten, Señorita da Silva.“
„Ja, nicht wahr?“
Als sie in tragikomischem Kummer die Augen verdrehte, brach er in Gelächter aus. „Ein Mädchen ganz nach meinem Herzen. Kommen Sie, vergessen wir Prinny und seine unsittlichen Attacken, und besichtigen mein Atelier. Oder soll ich Sie allein lassen?“
„Nein, ich sehe mich sehr gern hier um“, erwiderte sie ein wenig schüchtern, stand auf und ging zu der geöffneten französischen Fenstertür, die zum Garten führte. Am Himmel funkelten zahlreiche Sterne, der Mond tauchte die Pflanzen und Bäume in sein silbernes Licht. Doch Domino nahm die Schönheit der romantischen Sommernacht kaum wahr. Eine sanfte Brise fächelte ihr Kühlung zu, und erleichtert atmete Domino die frische Luft ein. Dann wanderte sie langsam umher und betrachtete interessiert die Bilder an den Wänden, die Leinwände, die an einer Truhe lehnten. Über einer Staffelei hing ein Kittel voller Farbflecken, auf einem Tablett lagen verschiedene Farbtuben.
„Was halten Sie davon?“, fragte Joshua.
„Ein richtiges Künstleratelier.“
„Zumindest ein Atelier. Hier verwahre ich auch ‚echte‘ Kunst, um mich stets an das zu erinnern, was ich anstreben sollte.“
An einer Wand entdeckte sie mehrere Werke des Malers, dessen Bilder sie in der Grove Gallery bewundert hatte. Zweifellos war er ein bedeutsamer Künstler. Sie spürte, wie Joshua sie beobachtete, während sie immer wieder vor einem der Gemälde innehielt, um es aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Aber als sie die Leinwände inspizieren wollte, die an der Truhe lehnten, ergriff er ihr Handgelenk und hinderte sie daran. Verblüfft hob sie die Brauen.
„Nur Schmierereien“, erklärte er leichthin. „Uninteressant. Nicht gut genug, um gerahmt zu werden.“
„Da bin ich anderer Meinung.“ Domino zeigte auf das Bild, das die anderen Leinwände verdeckte. „Hier wird das Licht über der Küste perfekt eingefangen.“
„Vielen Dank für Ihr großzügiges Urteil. Aber die übrigen sind ähnliche Landschaftsszenen und Ihrer Aufmerksamkeit nicht wert.“ Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch. „Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten, bevor wir in die Galerie gehen?“
„Ein Glas Wein wäre angenehm“, antwortete sie höflich.
Doch der plötzliche Themenwechsel irritierte Domino ein bisschen. Warum sollte sie die restlichen Bilder nicht sehen? Vielleicht fand er sie tatsächlich zu schlecht. Aber als er sich entfernte, um den Wein einzuschenken, war sie neugierig genug, um Mr Marchmains Wünsche zu missachten. Hastig sah sie die Leinwände durch. Er hatte recht, die Werke glichen einander, Küstenlandschaften in klarem Licht, mit verschwommenem Horizont zwischen dem Meer und dem Himmel. Auf jedem Bild schien sich diese Linie weiter zu entfernen, wie eine Lockung in die Freiheit.
Noch mehr Küstenszenen, und dann, in der Mitte des Stapels, das Porträt eines jungen Mädchens mit forschenden dunklen Augen und wirren dunklen Locken, die auf nackte Schultern fielen. Im Kerzenlicht schimmerte die helle Haut der Oberarme und des Busenansatzes fast durchscheinend. Domino schnappte vernehmlich nach Luft.
Als Joshua das hörte, kehrte er zu ihr zurück, ein gefülltes Weinglas in der Hand.
„Das bin ich!“ Verwundert drehte sie sich zu ihm um.
„Freut mich, dass es wenigstens zu erkennen ist.“ Der Scherz klang etwas lahm.
„Warum haben Sie mich gemalt?“
„Nun, ich nutze Inspirationen, wo immer ich sie finde“, erwiderte er beiläufig. „Ihr Gesicht hat mich fasziniert, Domino – kein englisches Gesicht. Und das wollte ich in diesem Bild festhalten.“
„Es ist sehr gut …“, sagte sie langsam und wandte sich wieder zu dem Porträt. In einem strahlenden Gesicht funkelten die Augen vor Vitalität. Und aus allen Pinselstrichen schienen Gefühle zu sprechen. Ungebeten ging ihr ein Gedanke durch den Sinn. Ist es möglich, dass er etwas für mich empfindet?
Mit einer brüsken Frage unterbrach er ihre Spekulationen. „Ihr Vater hat erwähnt, Sie würden demnächst nach Spanien reisen. Wie lange werden Sie noch in Brighton bleiben?“
Sofort hörte sie zu träumen auf. Vorübergehend hatte sie die baldige Rückkehr
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