Historical Saison Band 17
zu ihren Tanten über dringlicheren Problemen vergessen, und jetzt wurde sie erneut mit der bedrückenden Realität konfrontiert.
„Da bin ich nicht sicher“, entgegnete sie und ergriff das Weinglas. „Solange Papa es für nötig hält. Ich glaube, er wird nach London fahren, wenn der Prinzregent ins Carlton House zurückkehrt.“
„Und dann werden Sie nach Spanien reisen?“
Obwohl sie seine hartnäckigen Fragen beunruhigend fand, nickte sie.
„Nehmen Sie sich während der Wochen, die Sie noch hier verbringen werden, in Acht. Sie haben sich die Feindschaft ranghoher Personen zugezogen, der Duchess of Severn und ihres Komplizen Moncaster.“
„Keine Ahnung, warum“, seufzte sie. „Bevor ich nach Brighton kam, kannte ich die Herzogin nicht.“
„Charlotte ist sehr eifersüchtig.“
Was er damit meinte, verstand sie nicht. Als sie fragend die Brauen hob, klärte er sie auf.
„Ihre Gnaden findet mein Interesse an Ihnen anscheinend etwas übertrieben. Und deshalb unternahm sie die ungeschickten Versuche, Sie gesellschaftlich zu ruinieren.“
Errötend wich Domino seinem Blick aus.
„Aber sie täuscht sich“, fuhr er fort. „So reizvoll Sie auch sein mögen, Miss da Silva – zu einem Flirt mit unschuldigen Mädchen bin ich nicht bereit.“
Seine Worte klangen unerwartet scharf. Gab er ihr die Schuld an einer Zukunft, die sich ihrer Kontrolle entzog?
„Sicher wird die Duchess sich freuen, wenn sie das hört“, bemerkte sie sarkastisch. „Das sollten Sie ihr möglichst bald mitteilen. Vielleicht werden mir dann weitere ‚Unannehmlichkeiten‘ erspart.“
„Was Charlotte weiß oder nicht weiß, ist mir gleichgültig. Und es beleidigt mich, dass Sie glauben, ich würde einer Frau nahestehen, die so niederträchtige Intrigen spinnt.“
„Also ist Ihre Freundschaft mit der Duchess beendet?“, fragte Domino ungläubig.
„Schon seit langer Zeit.“
„Das habe ich nicht gewusst.“
„Natürlich nicht!“, stieß er hervor. „Warum sollten Sie sich um irgendetwas kümmern, das mich betrifft? Immerhin stelle ich die niedrigste männliche Lebensform dar, nicht wahr?“
Ihr Herz vollführte einen seltsamen kleinen Tanz. Was immer ihn mit der Duchess verbunden hatte, existierte nicht mehr. Deshalb fand Domino, nun sei ein Waffenstillstand angebracht.
„Zumindest waren Sie so freundlich, mich zu retten.“
„Mehrmals.“
„Mehrmals“, stimmte sie zu. „Ich wäre undankbar, wenn ich das nicht anerkennen würde, und …“
„Und?“
„Und so möchte ich mich entschuldigen, weil ich Sie einen Wüstling genannt habe.“
„Das sollten Sie nicht, weil ich einer bin.“
Sie holte tief Atem. Oh Gott, dieser Mann war einfach unmöglich …
„Aber ich verspreche Ihnen“, fügte er hastig hinzu, „dass Sie stets nur einen Ehrenmann in mir erkennen werden.“
Diesmal wechselte Domino das Thema, nachdem sie erneut rot geworden war.
„Warum malen Sie immer nur das Meer?“
„Vielleicht, weil es so wechselhaft ist und ich genauso rastlos bin. Und weil es mir etwas verspricht.“
„Was denn?“
„Freiheit, Bewegung, Veränderung – das alles und noch mehr.“
Fasziniert schaute sie ihn an. „Und warum wünschen Sie sich so etwas?“
„Warum sollte ich nicht?“
„Da fallen mir mehrere Gründe ein. Sie genießen doch schon Ihre Freiheit, können tun, was Ihnen beliebt, sind ein populärer, reicher Mann, ein Favorit des Prinzregenten. Warum wollen Sie irgendwas ändern?“
Joshuas Lachen klang hohl in ihren Ohren. „Nichts von alldem, was Sie aufgezählt haben, überzeugt mich. Der Palast ist ein einziges Lügen- und Intrigennetz, die Popularität bei Hofe so vergänglich wie die Klatschgeschichten. Und was den Reichtum betrifft – sicher ist es besser, Geld zu besitzen, als in Armut zu darben. Aber das alles finde ich unwichtig.“
„Es ist immer möglich, das Leben zu ändern, das man führt“, meinte sie zögernd. „Zumindest für einen Mann. Für eine Frau sicher nicht.“
„Glauben Sie das wirklich, Domino? Damit beweisen Sie mir wieder einmal Ihre Unschuld. Wenn man begonnen hat, einem bestimmten Kurs zu folgen, kann man ihn nur selten wechseln“, fügte er hinzu.
Der müde, resignierende Klang seiner Stimme bedrückte sie. Doch dann schien er seine Melancholie abzuschütteln.
„Und warum glauben Sie, eine Frau könnte ihr Leben nicht ändern, Domino? Ich bezweifle, dass Sie zu schwach sind, um Ihren Lebensweg selbst zu bestimmen.“
„Nun …“ Sie
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