Historical Saison Band 17
gefällt?“
„Es stimmt, in diesem Haus fühle ich mich nicht wohl, bin aber meinem Onkel zu Dank verpflichtet. Deshalb werde ich es behalten.“
„Weil er Sie zu Ihrem Erben ernannt hat?“, fragte Domino.
„Weil er mir Castle March zum richtigen Zeitpunkt hinterließ.“
„Wann war das?“
„Als ich meines Vagabundenlebens müde war. Und solche Ländereien sind nicht zu verachten – jeder Großgrundbesitzer wird respektiert.“
Während sie sich unterhielten, schlenderte Flora davon. Schüchtern näherte sie sich den Soldaten, die sich jetzt am Rand des Paradeplatzes ausruhten. Nicht mehr in Hörweite ihrer Zofe, schien Domino den Mut aufzubringen, eine Frage zu stellen.
„Können Sie nicht zu Ihrem Bruder ziehen?“
Seine Miene verschloss sich. „Mit meinem Bruder verbindet mich nichts. Er muss für seine Familie sorgen, und ich würde ihm nur zur Last fallen.“
„Warum?“
„Weil er ziemlich konservativ ist. Schon während ich aufwuchs, war ich ihm ein Dorn im Auge. Und später fand er mein Benehmen unerträglich.“
„Was immer Sie taten – seit Sie von Ihrer Familie verstoßen wurden, ist viel Zeit vergangen.“
Ihre Sorge um sein Wohl rührte ihn. Doch die Wahrheit war zu grausam, und das wollte er nicht bemänteln. „Für meinen Bruder existiert der Skandal immer noch. Glauben Sie mir, es ist besser, wenn ich mich von Oxfordshire fernhalte.“
„Was genau haben Sie verbrochen?“, fragte Domino unsicher.
„Ich enttäuschte zwei Menschen, die mir lieb und teuer waren und etwas Besseres verdient hätten. Eine unschöne Geschichte … Mit Fug und Recht schickten meine Eltern mich so schnell wie möglich ins Ausland. Immerhin gewährten sie mir ein großzügiges Taschengeld.“
„Trotzdem …“, flüsterte sie verwirrt.
„Meine Eltern sind tot. Seit ich Castle March geerbt habe, genieße ich ein gewisses Ansehen. Ich führe ein angenehmes Leben und kann meinem Bruder verzeihen, dass er mich nicht sehen möchte.“
Aufmerksam beobachtete er Dominos Gesicht, um die Wirkung seiner Worte abzuschätzen. Dieses Gespräch hatte er nicht gewünscht. Aber nachdem es dazu gekommen war, hoffte er, es würde sie nicht in die Flucht schlagen. Niemals hätte er sie küssen dürfen.
Und doch … So inbrünstig sehnte er sich nach ihr, wollte sie immer wieder sehen.
Gegen seinen Willen fragte er: „Was höre ich da von der Cunningham-Party am Donnertagabend? Angeblich irgendwas Extravagantes. Sind Sie eingeladen?“
Lady Cunningham wurde allgemein als hohlköpfige Frau verachtet, die begierig Geschenke von Prinny annahm und in der Öffentlichkeit damit prahlte. Aber wegen ihres Einflusses auf George und ihrer luxuriösen Abendgesellschaften mangelte es ihr nie an Gästen. Domino mochte sie nicht und hatte sich weigern wollen, an den Vorbereitungen für das Fest teilzunehmen. Nach ihrer Meinung schickte es sich nicht, dass Damen auf einer Bühne agierten. Aber ihr Vater hatte versichert, dergleichen sei heute üblich und akzeptabel.
Deshalb hatte sie sich anders besonnen, und Alfredo entschied, welche Rolle sie spielen würde. Er verwahrte ein Kleid, das ihre Mutter in ihrer Jugend getragen hatte. Darin sollte Domino eine typische Spanierin darstellen. Als sie es zum ersten Mal sah, schnappte sie nach Luft. Es war rot wie die Leidenschaft, ein Flamenco-Kleid. Sobald sie es anprobierte, spürte sie die Inspiration, die es ausstrahlte. Es musste nicht geändert werden. Perfekt schmiegte sich die Seide an ihren Körper. Dazu passten eine scharlachrote Rose in ihrem Haar und schwarze Pumps.
Dass sie ein so auffälliges Kostüm tragen sollte, beunruhigte sie. Und der Gedanke, Joshua würde sie darin sehen, erhitzte ihre Wangen.
„Ja“, bestätigte sie möglichst beiläufig, „mein Vater will hingehen.“
„Dann werden wir uns dort treffen“, kündigte er an und ignorierte ihr Erröten. „Nun muss ich im Palast Bericht über die Fortschritte der Geburtstagsvorbereitungen erstatten.“ Höflich verneigte er sich, lüftete seinen Hut und schlenderte davon.
Beklemmende Gefühle, die Joshua und die Party betrafen, erfassten Domino. Sein Geständnis eines Vergehens erschütterte sie, ebenso der Entschluss seines Bruders, auf der Entfremdung zu beharren.
Was immer Joshua in seiner Jugend getan hatte, die beiden waren blutsverwandt. Nach all den Jahren musste der Jüngere sein Verbrechen zur Genüge gebüßt haben. Konnte sein Bruder behaupten, in seinem ganzen bisherigen Leben sei ihm
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