Historical Saison Band 17
Demütigung entschädigen? Wütend warf sie das Buch auf den Tisch, griff wieder nach dem Bouquet und eilte in die Halle. Dort wischte ein Dienstmädchen gerade einen Konsolentisch ab und knickste, als Domino sich näherte.
„Lizzie, nicht wahr?“
Ängstlich nickte sie. Hatte sie die Möbel zu oberflächlich abgestaubt? Normalerweise wurde sie nur von Miss Carmela getadelt.
„Nehmen Sie das, Lizzie, es wird Ihr Schlafzimmer aufmuntern.“ Domino drückte dem Mädchen, das verwirrt blinzelte, den kleinen Strauß in die Hand. „Und stellen Sie die Blumen sofort ins Wasser.“
Die Hallenuhr schlug elf Mal. Während Lizzie davonrannte, kehrte Domino in den Salon zurück. Durch das Fenster sah sie Joshua auf der Promenade hin und her wandern. Offenbar wartete er auf sie. Ihr Zorn ließ nach, und sie bezwang den Impuls, zu ihm hinauszulaufen. Stattdessen floh sie nach oben in ihr Schlafzimmer, dessen Fenster zur anderen Seite hinausgingen.
Eine Stunde später wagte sie sich wieder in ihren kleinen Salon. Joshua war verschwunden, und sie fühlte sich elend. Doch sie wusste, dass sie richtig gehandelt hatte.
Vierundzwanzig Stunden verstrichen, dann wurden ihr neue Blumen präsentiert. Diesmal schien Marston sich kaum dazu durchringen zu können, ihr den Strauß zu überreichen. Aber sie ignorierte seine gerunzelte Stirn und nahm das Bouquet schweigend entgegen. Dann ging sie erbost in die Küche und warf die Blumen in einen Mülleimer.
Was Joshua beabsichtigte, wusste sie nicht. Aber wenn er glaubte, zwei Wildblumensträußchen würden den Seelenschmerz heilen, den er ihr zugefügt hatte, war er noch arroganter, als sie es vermutet hatte. Sie war stolz, weil sie standhaft blieb und ihn nicht beachtete, doch sie wusste, der Herzenskummer würde sie noch sehr lange begleiten.
Drei Tage lang wagte Domino sich nicht vor die Haustür, weil sie fürchtete, er könnte ihr auflauern. Erst als keine weiteren Blumen eintrafen und Joshua nicht mehr über die Promenade spazierte, glaubte Domino, die Gefahr wäre gebannt.
Auf dem Bartholomew Square wurde ein Jahrmarkt abgehalten, den Flora unbedingt sehen wollte, und so beschloss Domino, mit ihr hinzugehen. In einem schlichten Musselinkleid, einen Strohhut auf den Locken, wanderte sie neben dem schwatzenden Mädchen die Marine Parade entlang. An der Ecke der Chapel Street trat Joshua ihnen in den Weg.
Dass wir heute hierherkommen würden, konnte er nicht wissen, dachte Domino. Also muss er jeden Tag in der Nähe des Hauses gewartet haben.
„Würden Sie mir die Ehre erweisen und mir erlauben, Sie zu begleiten, Miss da Silva?“, bat er.
„Danke, Mr Marchmain“, antwortete sie genauso förmlich, „aber ich habe meine Zofe bei mir. Einen anderen Schutz brauche ich nicht.“
Höflich verneigte er sich. Dann betrachtete er forschend ihr Gesicht, und sie hoffte, er würde ihre Blässe und die dunklen Schatten unter den Augen nicht bemerken. Je länger er vor ihr stand, desto schwerer fiel es ihr, den Blick von ihm abzuwenden.
„Heute Vormittag ist unsere Zeit knapp bemessen, Sir. Wenn Sie uns jetzt entschuldigen …“
„Nicht einmal fünf Minuten können Sie erübrigen?“
Irgendetwas in seiner Stimme verblüffte sie. Er sah so aus wie immer, elegant gekleidet, die Wangen leicht gebräunt, das blonde Haar golden schimmernd im Sonnenlicht. Aber irgendetwas erschien ihr anders. War er nervös? Wohl kaum …
Während des kurzen Gesprächs hatte Flora von einem zum anderen geschaut und den Mund, offenbar verwirrt, mehrmals geöffnet und geschlossen. Nun röteten sich ihre Wangen. Offensichtlich ärgerte sie sich, weil ihre Herrin aufgehalten wurde.
Da traf Domino eine blitzschnelle Entscheidung. „Gehen Sie voraus, Flora, ich komme gleich nach.“
„Sind Sie sicher, Miss?“
„Ja, natürlich.“
Einige Sekunden lang schauten sie dem Mädchen nach, das sich nur widerstrebend entfernte. Schließlich brach Joshua das Schweigen.
„Ich habe dir Blumen geschickt.“ Als Domino nichts sagte, fuhr er fort: „Und ich hoffte, du würdest die Botschaft verstehen.“
„Die habe ich verstanden.“
„Warum hast du nicht geantwortet?“
Sie wollte ihm ins Gesicht schleudern, was sie von seiner „Botschaft“ hielt. Stattdessen entschloss sie sich zu einem verächtlichen Lächeln. „Seit wann muss ich meine Handlungsweise vor dir rechtfertigen?“ Nur ganz leicht zitterte ihre Stimme.
Doch er ließ sich nicht beirren. „Ich muss mit dir reden, Domino. Bitte, hör
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