Historical Saison Band 17
sie so wunderschön sind, dass selbst Großmama sich nicht dazu durchringen kann, sie altmodisch zu nennen.“
Es war ein wahres Meisterstück verbaler Fechtkunst. Wenn die aristokratische und berüchtigt unhöfliche Dowager Duchess of Dettingham das Durcheinander von Stilen und historischen Epochen billigte, wie konnte dann die Tochter eines bloßen Earls sie als weniger als vollkommen bezeichnen? Offenbar ganz einfach. Lady Freya würde sich zweifellos als Respekt einflößend erweisen, sobald sie sich erst einmal richtig in der guten Gesellschaft etabliert hatte.
„Wie viele Jahre sind vergangen, seit Ihre Gnaden als junge Braut hierherkam?“, überlegte sie laut. „Sechzig Jahre mindestens, meinen Sie nicht auch, Miss Seaborne? Vieles muss sich seitdem verändert haben, glauben Sie nicht auch?“
„Nein, ganz im …“, sagte Persephone gereizt, und keiner wusste, was danach noch gekommen wäre, wenn nicht Jack in diesem Moment wie ein Friedensengel auf der Terrasse erschienen wäre.
„Guten Tag, meine Damen“, begrüßte er die kleine Gruppe fröhlich.
„Euer Gnaden“, rief Lady Freya sofort und sank in einen so tiefen Knicks, dass Jessica sich fragte, ob sie ohne fremde Hilfe in der Lage sein würde, sich wieder aufzurichten, oder ob man einen Flaschenzug bemühen müsste.
„Lady Freya, Miss Corbridge“, wandte er sich an seine Gäste, verbeugte sich elegant und konnte ein amüsiertes Lächeln nicht ganz verbergen, während er Lady Freya dabei beobachtete, wie sie gerade eben wieder hochkam, ohne vornüber zu stürzen. „Und Miss Pendle und meine liebe Cousine Persephone. Wie ging es meinen armen Pächtern heute?“, fragte er neckend, da Jessica und Persephone einen Besuch bei ebendiesen Menschen als Grund für ihre Abwesenheit angegeben hatten. Jessica verbarg ihre Belustigung hinter einem gekünstelten Hüsteln.
„Sehr gut, aber ich glaube meine Patentante wird nun meine Unterstützung brauchen. Da Sie jetzt hier sind, um Persephone dabei zu helfen, Ihren Gästen die Geheimnisse Ihres Gartens zu erklären, werde ich zu ihr gehen, Euer Gnaden“, sagte sie.
„Du meine Güte, braucht meine Cousine wirklich meine Unterstützung dabei, Miss Pendle? Nun, hat es dir die Sprache verschlagen, liebe Persephone?“
„Ganz und gar nicht“, kam Persephone ihm nur allzu gern entgegen. Jessica hätte die Verräterin am liebsten gezwickt. „Mama meint, ich kann den ganzen Tag ununterbrochen plaudern, ohne Luft zu holen. Oder langweilen Sie die frische Luft und die Düfte unserer berühmten Gärten bereits, Miss Corbridge?“, fragte sie mit unschuldiger Miene.
„Nicht im Geringsten, Miss Seaborne“, antwortete die hübsche junge Frau zuvorkommend. „Wir können uns schließlich keine abschließende Meinung über die Gärten bilden, ohne noch ein wenig weiter zu forschen.“
„Wohl wahr! Also führen wir unsere Tour fort, von der wir meiner Mutter berichten müssen, wenn wir zurückkehren“, ordnete Persephone majestätisch an.
Lady Freya gab zähneknirschend nach, obwohl man ihr ansah, dass sie sich nur sehr ungern von Jack trennte.
„Nein, Sie nicht“, sagte er leise, als Jessica sich anschickte, den anderen zu folgen, und da er den Rock ihres Lieblingskleids fest im Griff hatte, musste sie zurückbleiben.
„Lassen Sie mich los“, verlangte sie böse, sobald die drei Mädchen außer Hörweite waren. „Ich werde mir die Lady Freya noch zur lebenslangen Feindin machen, wenn ich hier bei Ihnen bleibe.“
„Die hochmütige kleine Hexe hat ihr Auge auf meinen Titel geworfen, aber ich bin entschlossen, dass sie niemals meine Duchess wird. Wenn Sie also bei mir bleiben, wird es ihr nicht gelingen, unter einem Vorwand zurückzukommen und in meinen Armen ohnmächtig zu werden. Alles in der Hoffnung, kompromittiert zu werden.“
„Aber deswegen ist sie doch hier, oder?“, fragte Jessica verwirrt. „Ich dachte, all diese jungen Damen sind eingeladen worden, damit Sie eine von Ihnen als Gattin auswählen?“
„Nun, ich habe Lady Freya in Betracht gezogen und bin zu dem Schluss gekommen, dass es mir nicht recht wäre, mich mit einer vornehmen Gewitterziege zu vermählen. Hassen Sie mich so sehr, dass Sie mir solch eine berechnende Frau an den Hals wünschen, Jessica?“
„Nennen Sie mich bitte nicht bei meinem Vornamen“, verlangte sie, was einfacher war, als ihm auf eine solche Frage zu antworten.
„Sie waren immer ein Mitglied meiner Familie und werden stets Jessica für mich
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