Historical Saison Band 17
einundzwanzigsten Geburtstag erben würde. Wen sie heiratete, war ihr egal, nachdem sie Richard Veryan geliebt und einen schmerzlichen Verlust erlitten hatte. Trotz ihrer Jugend wusste sie, dass sie nie mehr so tiefe Gefühle für einen Mann empfinden würde. Jetzt war er glücklich mit der Gemahlin, die das Schicksal ihm bestimmt hatte. Und dass sie die beiden zueinander geführt hatte, tröstete sie ein wenig. Wenn doch nur …
Als es klopfte, wurde sie aus dem gewohnten sinnlosen Tagtraum gerissen. Vorsichtig, voller Angst vor Carmelas erneutem Unmut, öffnete sie die Tür. Aber es war ihr Vater, der eintrat und sie lächelnd umarmte.
„ Querida , komm mit mir, ich habe ein Geschenk für dich.“
„Das verdiene ich leider nicht, Papa. Frag Carmela.“
„Ach, was weiß sie schon? Solange du noch bei mir bist, will ich dich verwöhnen. So sehr habe ich dich vermisst.“
Er führte sie durch den Flur in sein Zimmer, wo ein wundervolles dunkelrosa Kleid auf dem Bett lag. Entzückt griff sie danach und hielt es an ihren Körper. Dann trat sie vor den Drehspiegel. Die Rosenfarbe betonte ihren zarten Oliventeint und die dunklen Locken.
„Oh, vielen Dank, Papa, das Kleid ist wunderschön. Aber viel zu elegant für einen schlichten Empfang. Heben wir es lieber für einen großen Ball auf.“
„Nein, dafür werde ich noch etwas Besseres finden“, erwiderte ihr Vater mysteriös. „Zieh es heute Abend an und trag die Amethyste deiner Mutter, die passen perfekt dazu. Wie sehr du Elena gleichst …“
Beinahe brach seine Stimme, und Domino drückte besänftigend seine Hand. „So gern ich mich auch verwöhnen lasse – du bist einfach zu gütig.“
„Meine Liebe, ich muss dir unlautere Motive gestehen. In diesem Kleid wirst du alle meine Gäste bezaubern, und sie werden sagen, wie glücklich Spanien ist, das solche Botschafter in die Welt schicken kann.“
Nun freute sie sich, weil sie mit ihrem Vater nach England zurückgekehrt war, obwohl ihre englische Tante sie vor Brighton gewarnt hatte. Lady Loretta Blythe hatte sich geweigert, Alfredo als seine Gastgeberin hierher zu begleiten, und ihr einen Brief nach Spanien geschickt. Überleg dir, ob es dir gefallen wird, in einer solchen Stadt Empfänge zu organisieren. Domino hatte sich für das Zusammenleben mit ihrem geliebten Papa entschieden. Außerdem war es sehr verlockend gewesen, dem strengen Regiment ihrer Madrider Tanten zu entrinnen.
Wieder in ihrem Zimmer, traf sie Flora an, ihre noch unerfahrene Zofe, die vom Land stammte und die, wie sie wusste, es kaum erwarten konnte, ihre junge Herrin für den Abend zurechtzumachen. Sie half ihr in das rosa Kleid und frisierte die üppigen Locken im modischen römischen Stil. Schließlich legte sie ihr die Halskette aus Amethysten und die passenden Ohrgehänge an.
Zufrieden musterte Domino ihr Spiegelbild. „Diesen Abend werde ich genießen, Flora. Trotz allem …“
„Oh, natürlich. Warum auch nicht?“
„Als ich mich bereit erklärte, an Lady Blythes Stelle mit Papa nach Brighton zu reisen, machte ich mir keine Gedanken über die Pflichten einer Gastgeberin. Und jetzt …“
„Sicher werden Sie alles großartig meistern, Miss Domino. Immer sagen und tun Sie, was richtig ist. Das wissen Sie ganz genau.“
„Oh ja, meine Tanten haben mir alles beigebracht, was wichtig ist. Aber heute gebe ich zum ersten Mal eine Gesellschaft für gehobene Kreise.“
Ihre erste Londoner Saison war trotz der wunderbaren Bälle und anderer glanzvoller Ereignisse ein Desaster gewesen. Denn sie hatte sich in den falschen Mann verliebt und ihren Ruf fast ruiniert.
„Nun sollten Sie nach unten gehen, Miss“, mahnte Flora. „Gerade hörte ich Miss Carmelas Tür ins Schloss fallen.“
Die Zofe ordnete die Falten des rosa Rocks und zupfte ihr ein letztes Mal die dunklen Locken zurecht. Domino lächelte sie warmherzig an. „Danke, Flora, Sie haben ein Wunder vollbracht. Hoffentlich werde ich Ihrem Talent Ehre machen.“
„Ganz bestimmt, Miss, Sie sehen wunderschön aus.“
In der Halle angekommen, bewunderte Domino die Rosensträuße in den hohen Vasen. Süßer Blütenduft wehte ihr entgegen. Ihr Vater und Carmela warteten beim Eingang, um die ersten Gäste zu begrüßen. Ausnahmsweise hatte die Cousine ihr übliches Schwarz mit einer dezenten Malvenfarbe vertauscht, die nicht so deprimierend an Beerdigungen erinnerte.
Als die beiden Schritte hörten, drehten sie sich zu Domino um, und Alfredo strahlte vor Stolz.
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