Historical Saison Band 17
Gegenteil, Miss, ich habe das Gefühl, sie fängt erst an.“
„Wenn ich mich recht entsinne, hat mein Vater Ihren Namen nicht im Zusammenhang mit seiner Arbeit erwähnt.“
Nun trat er einen Schritt zurück. „Eine höfliche Umschreibung der Frage – was mache ich hier ohne Einladung? Das stimmt, ich wurde nicht eingeladen. Aber ich vermute, der Prinzregent wurde erwartet, und ich vertrete ihn.“
„Also wird er nicht kommen?“ Nur mühsam verbarg sie ihre Enttäuschung.
„Haben Sie ihn tatsächlich erwartet?“
„Man hat meinem Vater mitgeteilt, er würde uns vielleicht beehren.“
„Tut mir leid, Sie zu enttäuschen. George ist ziemlich launisch. Meistens tut er nur, was ihn amüsiert.“
Sein respektloser Kommentar verblüffte Domino. „Sind Sie ein Mitglied seines Haushalts?“
„Im Moment – ja.“
„Wie können Sie dann so von einer Königlichen Hoheit sprechen?“
„Glauben Sie mir, das ist ganz einfach, wenn man den Prinzregenten kennt.“
„Offenbar halten Sie nicht viel von ihm. Wieso bleiben Sie trotzdem in seinem Haus?“, fragte sie erfrischend freimütig.
„Das frage ich mich selber. Bisher fand ich keine Antwort. Vielleicht würden Sie es mir erklären.“
Verwirrt runzelte sie die Stirn. „Warum sollte ich das können?“
„Derzeit kann das niemand“, bemerkte er rätselhaft.
Domino fand das Gespräch mit Mr Marchmain ziemlich mühsam. Aber sie war zu neugierig, um ihn einfach stehen zu lassen. Wie mochte es sein, im Pavilion des Prinzregenten zu wohnen? „Ist der Palast grandios?“, fragte sie impulsiv, was sie sofort bereute. Vor einem so selbstbewussten Mann wollte sie sich keine Blöße geben.
Nachsichtig lächelte er und schien ihre Naivität charmant zu finden. „Oh ja, grandios – oder eher exzentrisch. Doch Sie werden den Palast sicher bald besuchen und sich eine eigene Meinung bilden.“
„Nun, vielleicht. Mein Vater hat mir nichts von seinen Plänen erzählt.“
„Hoffentlich gehört ein Besuch im Palast dazu. Wenn das so ist, würde ich gern eine Besichtigungstour mit Ihnen unternehmen.“
Dieses Angebot würde sie ablehnen, weil sie keinen Wert auf seine Gesellschaft legte, aber sie gab ihm die erwartete höfliche Antwort. Wenigstens benahm er sich in diesem Moment nicht unverschämt. Dann irritierte er sie erneut.
„Sie haben in Madrid gelebt, nicht wahr?“
„Wieso wissen Sie das?“
„Ich ziehe Erkundigungen ein. Und manchmal erhalte ich Informationen. In Madrid gibt es ein großartiges Kunstmuseum, den Prado. Kennen Sie ihn?“
„Mein Elternhaus liegt in der Nähe des Prados.“
„Dann dürfen Sie sich glücklich schätzen. Wann immer Sie wollten, konnten Sie das Werk des genialen Velásquez bewundern.“
Erstaunt hob Domino die Brauen. „Interessieren Sie sich für Kunst?“
„Ein wenig. Ich sammle Gemälde. Neulich erwarb ich einen kleinen da Vinci. Darauf bin ich sehr stolz. Wenn Sie den Pavilion besuchen, werde ich Ihnen das Atelier zeigen, das ich mir eingerichtet habe.“
„Sind Sie ein Maler?“
„Nur ein Dilettant. Aber es tröstet mich zu malen.“
Sie fragte sich, warum ein Mann wie Joshua Marchmain Trost brauchte. Doch sie fand keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn Carmela erschien an ihrer Seite und zischte ihr ins Ohr, der Champagner würde ausgehen. Wie gedenke sie das Problem zu lösen? Anscheinend verläuft die Soiree erfolgreicher, als wir es gehofft haben, dachte Domino. Die Gäste blieben unerwartet lange, um zu essen, zu trinken und zu plaudern. Sie entschuldigte sich bei Mr Marchmain, der sich tief verneigte.
Ehe Carmela ihrer Cousine folgte, warf sie ihm einen skeptischen Blick zu. Vor diesem Mann musste sie das Mädchen warnen. Sie wusste nichts über ihn. Aber eine innere Stimme sagte ihr, man dürfe ihm nicht trauen. Und ihre junge Verwandte hatte sich viel zu lange mit ihm unterhalten. Bestenfalls würde das auf die anderen Gäste sonderbar wirken, womöglich beschwor es jedoch Klatsch und Tratsch herauf, und das konnten sie sich nicht leisten. Nächstes Jahr sollte Domino heiraten, und sie musste beschützt werden, bis der Ring an ihrem Finger steckte.
Joshua schaute den Damen nach und lächelte ironisch vor sich hin. Den Typ, den Carmela personifizierte, kannte er sehr gut. Wie viele solcher Duennas hatte er im Lauf seiner wenig glorreichen Karriere bezwungen? Aber Domino schien ihren eigenen Willen zu besitzen. Deshalb und auch wegen ihres jugendlichen Charmes würde es sich lohnen,
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